Daran ändert sich auch nichts, wenn statt des Einstein der Orpheus die Aufbereitung der feinen Signale des Lyra Olympos übernimmt. Die beiden Phonostufen unterscheiden sich nicht grundlegend voneinander – zumindest während der ersten Minuten des Vergleichs. Es wird zwar sofort deutlich, dass der Thrax das hohe Niveau des Einstein locker erreicht, wenn nicht übertrifft. Aber er besitzt keine ohrenfällige Paradedisziplin, keinen superfetten Bass, keinen ausufernden Raum und auch keine nie zuvor gehörte Detailfülle – und das ist gut so. Heißt es nämlich nichts anderes, als dass der Orpheus ohne Effekthascherei agiert und in sich stimmig und geschlossen spielt.
Bei der Plattenauswahl erlaube ich mir noch ein wenig Nostalgie und greife zu Dave Grusins Mountain Dance: „Rag Bag“ ist alles andere als ein audiophiles Teststück, mit der sich beispielsweise die Natürlichkeit akustischer Instrument beurteilen ließe. Hier brodeln ungemein funky eine elektrischer Bass und eine Gitarre mit einigen Synthis um die Wette. Die wenigen nicht elektrifizierten Klänge kommen von Flügel und Schlagwerk. Das Ganze wurde mehrkanalig mit den entsprechenden Studioeffekten produziert – und macht riesig Spaß. Und ja, es bringt auch einige Erkenntnisse bei der Beurteilung der Phonostufen: Im blubbernden Gebräu differenziert der Thrax die einzelnen Instrumente ein Stückchen besser, er bietet mehr Durchhörbarkeit. Auch die ein oder andere Hallfahne ist mit seiner Hilfe länger nachzuverfolgen. Die Scheibe, die so gar nicht ins Beuteschema des kunstsinnigen High-End-Fans passt, macht deutlich, dass der Orpheus in so gut wie allen Disziplinen ein klein wenig mehr zu bieten hat als der Einstein. Aber die Qualitäten erschließen sich nicht in einem schnellen A/B-Vergleich, sondern bei etwas längerem Hören.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dank der einfachen Umschaltmöglichkeit das Brinkmann-EMT einmal im direkten Vergleich zum Lyra zu hören. Ich muss zugeben, dass ich die erdverbunden ehrliche, bassstarke Spielweise des EMT, dessen verschiedene Varianten mich in meiner Hifi-Vita über Jahrzehnte begleiteten, noch immer schätze. Mag sein, dass bei einigen Phonostufen allein die hohe Ausgangsspannung des altbewährten Generators schon für die Illusion einer höheren Dynamik sorgt, aber in dieser Disziplin hat das EMT für meinen Geschmack eben das gewisse Etwas. Der Lautstärkevorteil kommt beim Thrax allerdings nicht zum Tragen, wenn das Lyra mit der hohen Verstärkung betrieben wird und beim EMT wie von Rumen Artarski empfohlen der Schalter auf „LOW“ steht. So kommt es, wie es in dieser Konfiguration kommen musste: Das EMT vermag seine Vorzüge hier nicht zur Geltung zu bringen fällt gegenüber dem mehrfach teureren Olympos klanglich ab. Egal, ob es an der Nivellierung des Lautstärkeunterschiedes oder an der für einen Tonabnehmer mit einem Innenwiderstand von etwa 30 Ohm recht hohen Eingangsimpedanz des Thrax liegt: Die Kombination des Orpheus mit dem EMT ist meines Erachtens nicht gerade ideal. Also zurück zum Lyra.
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