Damit will ich eine solche Kombination aber keinesfalls propagieren. Schon mein Entzerrer-Vorverstärker, der symmetrische Einstein, dürfte preislich höher angesiedelt als die meisten Phonostufen, mit denen das MC-2 kombiniert werden wird. Aber erstens besitze ich keinen anderen Entzerrer, und zweites stellt der Einsatz des Einstein sicher, dass alles, was der Tonabnehmer leistet, auch ohne Einschränkungen weitergereicht wird. Ähnlich verhält es sich mit den Tonarmen: Beim MC-1 hatte ich noch den Thales Simplicity als Spielpartner ausgewählt, jetzt eher aus Bequemlichkeit den SME V. Zieht man wie bei der Phonostufe die Preise in Erwägung, erscheint der Fünfer allerdings als realistischere Wahl. Deshalb wird das MC-2 auch nach seiner Rückkehr aus dem Fotostudio wieder im Fünfer montiert werden – und das nehme ich gerne zum Anlass für eine kurze Abschweifung über die Klangqualität des SME V, die auch – wie ich letztens entdeckte – Gegenstand eines schon etwas älteren Threads im Forum der AAA war.
Vor mehr als 15 Jahren probierte ich erstmals den SME V auf meinem Audiolabor Konstant aus, war aber nicht wirklich begeistert: Er agierte ein wenig leblos in den Mitten und ließ den Funken einfach nicht überspringen. Etwas später beim Test eines der ersten Fat Bob konnte ein bei SME gefertigter Arm mit dem Transrotor Firmenlogo aber klanglich voll überzeugen. Eine kurze Nachfrage beim Konstrukteur und Firmeninhaber Jochen Räke lieferte dann die Begründung für den besseren Klang des SME auf seinem Laufwerk: Er habe nach einigen Experimenten zwischen die Abstandshalter und die Montageplatte der Tonarmbasis Silikon-Unterlegscheiben eingefügt, da seiner Erfahrung nach eine durchgängig aus Metall bestehende Verbindung zwischen den Montageschienen des Arms bis zum Tellerlager klanglich weniger günstig sei. Seitdem befinden sich auch zwischen meinen Fünfer und der Basis von Konstant und später LaGrange die weißen Unterlegscheiben. Das machte den SME V zwar nicht zu meinem Lieblingsarm – das war der Kuzma 4Point, ist momentan der Thales, und wäre, wenn Geld keine Rolle spielte, der Continuum Cobra –, verhilft ihm aber zu deutlich mehr Lebendigkeit und Spielfreude.
Zur abschließenden klanglichen Beurteilung mit den persönlichen Testscheiben kehrt das MC-2 dann in das Headshell des Fünfers zurück. Dessen Kabel führen zum Einstein-Entzerrer, dessen Eingangsimpedanz durch die entsprechenden Stecker auf 300 Ohm herabgesetzt ist. Auf dem Teller liegt mal wieder Jonas Hellborgs Elegant Punk: „Drone“ kommt mit dem nötigen Druck im allertiefsten Bassbereich, „Little Wing“ fesselt mit heftigen Impulsen zwischen leiseren Passagen und faszinierenden virtuellen Hallräumen. Obwohl die Scheibe durch – allzu – häufige Nutzung schon reichlich mitgenommen ist und dadurch bei anderen Abtastern eine gewisse Unruhe aufkommt, gelingt es dem MC-2, das Tieftongewitter aus einer fast völligen Schwärze über einen hereinbrechen zu lassen, was dazu führt, dass ich entgegen aller Gewohnheit die gesamte erste Seite höre und nicht nach den ersten Takten von „Little Wing“ zu „It's The Pits, Slight Return“ springe. Hier lässt Hellborg Daumen und Finger schlagend und zupfend in unglaublicher Geschwindigkeit über die Saiten fliegen. Dank MC-2 und SME V wirkt das Spektakel aber keinesfalls chaotisch, sondern trotz aller Energie und Rasanz wohlstrukturiert. Ein Hochgenuss!
Dick Schory's New Percussion Ensemble, zu dem beim „Buck Dance“ noch zwei Step-Tänzer hinzukommen, lässt das MC-2 auf einer breiten und recht tiefen Bühnen agieren. Die Klangfarben erstrahlen satt und auch dynamisch geht ganz gut die Post ab. Das MC-2 verwöhnt einen hier mit einem Klangerlebnis, das man gemeinhin von einem Tonabnehmer dieser Preisklasse nicht erwarten würde. Aber es geht noch besser – und zwar, wenn das System auf einen Abschlusswiderstand von 500 statt 300 Ohm arbeitet. Die Bühne gewinnt noch ein Stück an Tiefe, die Musiker tun sich mit ein wenig mehr Spielfreude hervor. Auch die Dynamik der Wiedergabe profitiert vom höheren Widerstand. Allerdings verschiebt sich die tonale Balance minimal zum Helleren. Dennoch überwiegen für mich die klanglichen Vorteile dieser Anpassung. Im weiteren bleibe ich bei 500 Ohm.
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