tests/15-01-26_audioexklusiv
 

Audio Exklusiv MC-2

26.01.2015 // Dirk Sommer

Falls Ihnen die Bauform des Tonabnehmers irgendwie bekannt vorkommt, dürften Sie zu den regelmäßigen Lesern dieser Publikation zählen: Vor etwas mehr als einem Jahr stellte ich Ihnen das Charisma MC-1 vor, das mit einem ganz vorzüglichen Preis/Leistungs-Verhältnis überzeugte und das mit dem Audio Exklusiv MC-2 eng verwandt ist

Die offensichtlichsten Unterschiede zwischen dem Charisma MC-1 und dem MC-2 sind die Gehäusefarbe und der Audio-Exklusiv-Aufkleber auf der Seite. Dieser ist nötig, da der Name Charisma im Bereich der Unterhaltungselektronik hierzulande bereits besetzt ist. Das MC-2 wurde ebenso wie das MC-1 nach den Vorstellungen von Bernhard Li, dem Gründer von Charisma Audio, dem kanadischen Audio-Vertrieb und nun auch -Hersteller, gefertigt. Wie schon im Bericht über das MC im roten, halboffenen Gehäuse erwähnt, ist Charisma-Audio der Importeur für Audio Exklusiv in Kanada. Bei den Tonabnehmern hat sich das Verhältnis nun umgekehrt, nur eben mit dem kleinen Unterschied, dass Andreas Schönberg die analogen Kleinode unter seinem Markennamen Audio Exklusiv vertreibt.

Erlauben Sie mir einen kurzen Nachtrag zum MC-1, bevor ich zu den Besonderheiten des Zweiers komme: Vor dreizehn Monaten wunderte ich mich ein wenig über das Material des Nadelträgers bei ersten Charisma Tonabnehmer: Inox-Stahl. Das aktuelle MC-1 wird inzwischen mit einem Nadelträger aus einer Titan-Legierung gefertigt, die ein geringeres spezifisches Gewicht besitzt als Stahl. Das ist zwar nicht gleich ein Grund für einen zweiten Test des MC-1, macht es aber meines Erachtens nach aber fast zwingend, bei einem anstehenden Systemwechsel diesen für die klanglichen Leistungen enorm preisgünstigen Tonabnehmer auf die Kandidatenliste zu setzen. Erfreulicherweise geht Charisma respektive Audio Exklusiv auch mit dem MC-2 keinen Schritt in Richtung des sogenannten Oligarchen-Hifi. Ich weiß, dass ich schon beim vorangegangenen Bericht geschrieben habe, dass das System für unter 1500 Euro zu haben ist. Das ist diesmal auch wieder der Fall. Beim letzten Mal habe ich kurz vor der Veröffentlichung des Berichts erfahren, dass das enorm spielfreudige und rundum stimmige System für gerade einmal 1000 Euro zu haben ist – für mich damals eine kleine Sensation.

Charisma Audio heißt hierzulande Audio Exklusiv. Aus rechtlichen Gründen muss der Name des kanadischen Herstellers überklebt werden. An den hervorragenden klanglichen Leistungen des Tonabnehmers ändert das natürlich nichts
Charisma Audio heißt hierzulande Audio Exklusiv. Aus rechtlichen Gründen muss der Name des kanadischen Herstellers überklebt werden. An den hervorragenden klanglichen Leistungen des Tonabnehmers ändert das natürlich nichts

Der Preis für das MC-2 wird sich selbstverständlich deutlich näher an der von Andreas Schönberg wieder einmal genannten Obergrenze bewegen, was zu einem geringen Teil der momentanen Euro-Schwäche geschuldet sein dürfte, vor allem aber an den deutlich hochwertigeren Einzelteilen des türkisfarbenen Tonabnehmers liegt. Statt des Nadelträgers aus Edelstahl respektive einer Titanlegierung spendierte man dem Zweier ein Stäbchen aus Saphir, an dessen Spitze – wie beim Einser – ein nackter Diamant mit Super Fine Line Contact Schliff sitzt. Die Spulen werden beim MC-1 aus 6-N-Kupfer gewickelt, beim Zweier wird monokristallines Kupfer hoher Reinheit verwendet. Das neue System besitzt eine geringe Nadelnachgiebigkeit, soll bei einer Auflagekraft von 20 Millinewton aber dennoch eine Auslenkung von 80 Mikron sauber abtasten können.

Da mir Andreas Schönberg ein funkelnagelneues System mitgebracht hat, gilt es erst einmal, dem Tonabnehmer die im Datenblatt genannten 50 Stunden Einspielzeit zu gewähren. Das MC-1 wird vor dem abschließenden Hören noch einen Ausflug ins Fotostudio machen müssen, deshalb entschließe ich mich für die, was die Justage anbelangt, einfachste Lösung und baue das MC-2 in den SME V. Während der ersten paar Stunden übernimmt Einsteins The Turntable's Choice die Entzerrung und Vorverstärkung. Wie beim MC-1 sind Anfangs kleine Härten und ein insgesamt leicht höhenbetontes Klangbild nicht zu leugnen. Nach den ersten beiden Tagen und etwa 14 Stunden Betrieb trifft dann die Thrax Orpheus Phonostufe ein, die nur die bei diesem Hersteller übliche 72-stündige Prüfphase im Werk hinter sich gebracht hat, weshalb ich von nun an das MC-2 an der mehr als zehnfach teureren Phonostufe einspiele. Und diese so ungleiche Kombination legt von Anfang an so offen und dynamisch los, dass ich keine Sekunde die sonst verwendeten Nobel-Abtaster vermisse.


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