Die Musikdateien wurden über dBpoweramp gerippt, empfehlenswert wäre auch EAC, von iTunes sollte man für diesen Zweck aus Klanggründen die Finger lassen.
Wie klingt das Ganze denn nun? Als erstes fällt auf, dass die Musik mit sehr natürlichen Klangfarben wiedergegeben wird. Dies ist für mich keineswegs selbstverständlich, wenn Computer mit im Spiel sind. Oftmals hat die Musik dann einen leicht künstlichen Anstrich, den ich überhaupt nicht leiden kann. Das kann aber natürlich jeder anders sehen. Die Wiedergabe über den D1-Server wirkt sehr luftig, was orchestraler Musik sehr zugute kommt. Beispielsweise bei den Concerti Grossi des Italieners Arcangelo Corelli in einer Einspielung mit Trevor Pinnock und dem English Concert.
Corelli hat nun nichts mit dem kürzlich verstorbenen V-Mann im Zusammenhang mit der rechten Szene zu tun, sondern hat uns schon vor gut 300 Jahren verlassen. Er gilt als eigentlicher Schöpfer des Concerto Grosso, einem Wechselspiel zwischen dem Hauptorchester (Concerto Grosso) und einer Solistengruppe. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1988 und fällt somit in die ersten Gehversuche der Digitaltechnik. Nun ist Aufnahme und Wiedergabe von historischen Musikinstrumenten nicht ganz so einfach, wie man auch bei dieser Einspielung leicht hören kann. Insgesamt also schlechte Voraussetzungen für einen entspannten Musikabend. Trotzdem ist es interessant, wie sich der D1-Server hier aus der Affäre zieht. Natürlich ist das Ergebnis nicht ausschließlich vom Server abhängig, aber der Gesamteindruck ist schon erstaunlich. Die manchmal fast krätzig klingenden Höhen werden jetzt sauber wiedergegeben, soweit es die Aufnahme eben zulässt. Die Musiker rücken etwas nach hinten, das Geschehen wirkt nicht mehr so direkt, was aber letztlich Geschmackssache ist.
Um das weiter zu verfolgen, habe ich als nächstes das Dave Brubeck Quartett ausgewählt mit dem Titel „Countdown“ aus dem gleichnamigen Album. Countdown basiert auf einem „eight to the bar“-Boogie, ein bisschen im Stil von Earl Hines. Jedenfalls wollte man bei diesem 1962 veröffentlichten Album noch zeigen, was mit dem neuen System „Stereo“ für tolle Dinge möglich sind. Die Tomtoms des Schlagzeugs erscheinen einmal im rechten ein anderes Mal im linken Kanal, so dass hierfür auch Affenarme zu kurz gewesen wären. Allerdings lässt diese Aufnahme dynamisch nichts anbrennen, insbesondere die Original „Sixeye“ Columbia LP, aber die CD kann hier auch sehr gut mithalten. Über den TotalDAC abgespielt wirkt die Aufnahme etwas distanzierter, mit mehr Finesse, aber etwas weniger Druck als über mein CD-Laufwerk abgespielt. Nun muss ich gestehen, dass mein Laufwerk mechanisch und elektrisch sehr stark aufgebretzelt ist und deshalb nicht unbedingt als allgemein gültiger Maßstab betrachtet werden kann. Jedenfalls werden die Musiker über den D1-Server etwas kleiner abgebildet, was bei einem Hornsystem ein immenser Vorteil sein kann. Gigantisch allerdings ist die Wiedergabe des Saxophons von Paul Desmond. Seine filigrane, fast zerbrechlich wirkende Spielweise wird mit Hilfe des D1-Servers sehr authentisch und nuanciert wiedergegeben und erinnert mich stark an den Live-Auftritt der Gruppe vor etlichen Jahren. Äh, Jahrzehnten. Mehr Auflösung erhält man zwangsläufig mit guten HD-Aufnahmen, wie beispielsweise beim Appassionata Orchestre de Chambre aus Kanada mit Einspielungen der tschechischen Serenaden von Josef Suk und Antonin Dvorák.
Die Violinen erinnern hier an die legendären Aufnahmen von Lewis Layton aus der Blütezeit der RCA- Records. Oder auch an Nimbus Records später: warmer voller Sound, vielleicht manchmal ein bisschen zuviel des guten... Aber die Transparenz der Wiedergabe dieser Einspielung über dem D1-Server ist phänomenal! Auch die räumliche Staffelung des 20-Mann-Orchesters ist sensationell! Diese Wiedergabe könnte vielleicht sogar unseren grinsenden Analogfan nachdenklich stimmen!
Nun hätte mich einmal interessiert, wie groß der Einfluss des Reclockers auf das Klangbild ist. Der Cubox Mini Computer ist nämlich über eine externe USB Steckverbindung an der Rückwand mit dem Reclocker verbunden. Für diesen Test übrigens mit dem hauseigenen, gefilterten USB Kabel, von dessen Qualitäten ich mich schon beim Test des Aurender X100 überzeugen konnte. Jedenfalls lässt sich auf diesem Wege auch ein herkömmlicher Computer anschließen, in meinem Fall ein MacBook pro mit der Amarra Software. Die Bibliothek lässt sich hierbei über die Apple Remote APP steuern, die vielleicht etwas schicker aussieht, dafür aber die Cover wesentlich langsamer lädt. Ausgewählt wurden wieder die gleichen Titel, einmal über den D1-Server gespielt und anschließend über die Kombination MacBook/Reclocker. Am auffälligsten dabei war, dass zunächst einmal gar nichts Großartiges auffällt. Man muss schon genauer hinhören, um hier Unterschiede zu auszumachen. Die Musik über Macbook/Reclocker wirkt einen Hauch fülliger, dafür aber etwas weniger transparent. Instrumente werden über den D1 Server vielleicht etwas nuancierter wiedergegeben. Insgesamt gesehen geht es hier wirklich nur noch um Geschmacksfragen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass das Macbook etwas im Vorteil ist, weil der Rechner hier über den Akku läuft und der Umweg über den Router entfällt. Dieser enthält auch wieder einen Störenfried, nämlich sein Schaltnetzteil. Was man aber natürlich für den Betrieb in einer Audioanlage gegen ein lineares Netzteil austauschen könnte. Dies würde den Klang noch einmal deutlich verbessern, wie mir Brient versicherte. Irgendwie sehe ich den Tag schon kommen, an dem wir da sitzen werden und uns unterschiedliche Router anhören. Nun ja, ein Hobby sollte der eigenen Entspannung dienen. Eigentlich.
Zum Ausprobieren hat Brient noch ein weiteres Feature mitgegeben, ein gefiltertes Ethernet-Kabel. Hier existiert nun kein Kästchen mit passiven Bauteilen wie bei dem USB-Kabel, sondern das Kabel ist offensichtlich gegen RFI geschirmt. Schwer ist das Ding auch mit etwa ein Kilogramm Lebendgewicht bei zwei Metern Länge. Hier sollte man aufpassen, dass das Kabel den D1-Server nicht vom Tisch zieht. Durch das ausgelagerte Netzteil ist dieser ein ziemliches Leichtgewicht. Jedenfalls verbessert sich die Wiedergabe mit diesem Kabel noch einmal ganz erheblich. Die Musiker bestehen nun mehr aus Fleisch und Blut, das Ganze wirkt voller, ohne etwas an Auflösung zu verlieren. Oder anders ausgedrückt: Ohne dieses Kabel verschenkt man erheblich viel an Performance. In dieser Konstellation gehört der D1-Server zu den besten seiner Zunft.