Wenn man von einem Werkzeug spricht, entpersonalisiert man dieses als ein lebloses, kontrollierbares Objekt. Die No. 52 ist offensichtlich ein Gegenstand. Aber jedes Objekt und jeder Gegenstand, der mit Kunst zu tun hat, hat seine eigene Persönlichkeit, die wir nicht nur als ein Haufen Blech, Silizium oder Plastik wahrnehmen, sondern fast als eigenes Wesen. Was uns immer wieder in Erstaunen versetzt, gerade wenn wir mit Top-Audio-Komponenten bestens vertraut sind, ist die Auflösung dieses Vorverstärkers. Im Gesamtbild bedeutet das eine interessante und zugleich glaubwürdig, realistisch Wiedergabe.
Man entdeckt mit diesem Vorverstärker bei jeder Aufnahme, dass er etwas offenlegen, dem Hören zeigen will, weil der Levinson ganz begierig danach ist,das mitzuteilen, was er von der Quelle geliefert bekommt. Bitte unterschätzen Sie das nicht. Ich denke nicht, dass ich etwas Neues verkünde, wenn ich sage, dass eine ähnliche Beschreibung auch für andere Flaggschiff-Produkte der achtziger und neunziger Jahre passt, die man heute schlichtweg nicht mehr hören mag. Nach den Maßstäben ihrer Technologie und Spezifikationen ihrer Zeit waren sie damals das achte Weltwunder. In Wahrheit klangen sie wie ein Albtraum: hell, scharf und leer. Dennoch wurden Adjektive wie „transparent“, „verfärbungsfrei“ und „präzise“ für sie verwendet und all diese Attribute wären heute wahr ,wenn man sie auf die No. 52 bezieht. Die Revolution in der Wahrnehmung von High End, der sich die großen Unternehmen unterzogen, ist so elementar, das man schwerlich von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung sprechen kann: Obwohl Mark Levinson auf dem Gebiet der Vorverstärker immer an vorderster Front war, offenbart der ML No. 52 eine völlig neue Qualität verglichen mit den Vorgängermodellen.
Zunächst einmal hat der No. 52 eine außergewöhnlich reiche, körperhafte und satte Wiedergabe der mittleren Töne. Als nächstes fallen seine strahlenden und starken Höhen auf, die gepaart sind mit einer hervorragenden tonalen Qualität; diese ist tatsächlich besser als die der folgenden Röhrenverstärker, die in meiner Wertschätzung ganz oben liegen: der Tenor Audio Line1/Power1, der Ayon Audio Spheris II und der CAT SL1 Legend. Am oberen Ende ist er auch besser als die beiden Transistor Vorverstärker Accuphase C-3800 und die Soulution 720. Es ist einfach eine völlig neue Qualität, die auch zeigt, dass die Demarkationslinie zwischen Röhren- und Transistoren zumindest bei den Vorverstärkern seine Bedeutung verliert.
Ich hoffe, dass ich klar gemacht habe, dass der Klang nicht nur eine Sammlung individueller Frequenzbereiche ist. Aus diesem Grund ist alleine die Beschreibung der Höhen eine kunstvolle Übung. Wir sind aber im Audiobereich an dieses Procedere ein bisschen gewöhnt; das ist eine der Techniken. den Klang zu beschreiben. Vor allem, wenn wir uns daran erinnern, dass die Höhenwiedergabe jeder Audio-Komponente als Schlüssel für die Glaubwürdigkeit der Gesamtperformance angesehen wird. Das kann mit einer leicht runden und warmen Höhenwiedergabe einhergehen wie bei der Polaris III von Ayon, der SL 1 Legend von CAT, der 720 von Soulution und der Line1 von Tenor (in aufsteigender Reihenfolge). Man kann aber auch versuchen, den Klang präzise und mit hoher Auflösung und trotzdem noch mit einem bisschen Wärme zu reproduzieren wie mit der C-3800 von Accuphase und der Robert Koda Takumi K-15.
Die Informationen, die in den Höhen übertragen werden, beschränken sich nicht nur auf den direkten Klang, sondern beeinflussen auch noch die Obertöne der tiefsten Bassfrequenzen. Die Levinson präsentiert diese in sich stimmig als Fortsetzung des Grundklanges. Sie trennt niemals die hohen Töne von den darunterliegenden Lagen.
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