tests/14-12-12_levinson
 
Test.
hf
Deutsch English Polish|

Mark Levinson No. 52, Teil 1

13.12.2014 // Wojciech Pacula

Mit solch einer außergewöhnlichen Auflösung und gleichermaßen guten Trennschärfe zeigt sie eine besonders gute Leistung, da dies immer ein Bereich war, wo High End an seine Grenzen stieß. Es war auch kein Zufall, dass ich die No. 52 mit Röhrenverstärkern wie meinem eigenen Polaris III verglich. All diese Geräte scheinen in geringfügiger Weise etwas zu verschleiern. Natürlich lassen sie alle nicht so teueren Geräte weit hinter sich und beweisen, dass ihr Klang außergewöhnlich ist. Dennoch ist der amerikanische Vorverstärker in dieser Hinsicht besser und es gibt keinerlei Grund, hier nicht Klartext zu reden.

Es ist auch kein Zufall, dass dies der einzige Vorverstärker ist, der mich hören ließ, was alles im UV 22 Super CD Encoder von Apogee Electronics Corporation steckt. Der UV22 ist ein spezieller Wandler mit einem eigenständigen Logo – er ist ein wichtiger Teil im Programm des Herstellers. Sein Ziel war es, der CD mehr an Informationen zu entlocken als gewöhnlich mit dem Red Book Standard möglich ist. Apogee behauptet, dass der UV22 dem Audio-Signal ein nicht hörbares hochfrequentes Bias-Signal hinzufügt. Dies soll der CD zu einer 20-Bit-Auflösung verhelfen obwohl sie eigentlich auf 16-Bit begrenzt ist.

Auch andere Hersteller haben sich mit dieser Technologie beschäftigt. Es ist eine klassische Fehlerdiffusion durch Formung von Störgeräuschen. Apogee hat dabei einen eigenen Algorithmus ausgetüftelt und beansprucht für sich, besser zu sein als alle anderen Lösungen, wie zum Beispiel das Super Bit Mapping von Sony. Die Auswirkungen waren dennoch unterschiedlich. Bei einer Reihe von Aufnahmen wirkten die Höhen hell mit einem unnatürlich spitzen Charakter. Jedoch zeigten bessere Aufnahmen eine Besonderheit. Der Klang war dabei noch eine Spur heller aber die Gesamtheit der Hochtoninformationen war außergewöhnlich. 

Das Album mit Sonaten von Brahms und Beach von Arturo Delmoni und Yuri Funahashi wurde auf diese Weise produziert. Der Produzent ist John Marks, der mit Robert C. Ludwig die Mastering Arbeit leistete. Es war die Levinson, mit der ich dieses Werk erstmals so klar hörte. Die Höhen klangen ebenso gut und in mancher Hinsicht sogar besser als bei den besten mir bekannten Röhrengeräten. Ich bin immer noch dabei, die Stratos III von Ayon zu begutachten und gebe zu, dass ich die Flaggschiff-Vorverstärker von Lamm und Kondo noch nicht gehört habe. Aber im Leben gibt es immer wieder Überraschungen. Und die Tatsache, etwas nicht zu kennen, sollte uns nicht zum Schweigen veranlassen. Das wäre wohl verrückt. Für den Augenblick ist es, wie es ist – die Mark Levinson zeigt uns den Weg ans Ziel.

Das ist umso wichtiger, als die Wiedergabe der Mitten bei der No. 52 in einer sehr ähnlichen Weise erfolgt. Nachdem ich eine ganze Reihe von CDs hörte und meine Regale und CD-Boxen durchstöberte, saß ich da, schrieb meine Gedanken und Eindrücke auf und selektierte sie sodann während der Hörsitzungen nach der Relevanz ihrer Beurteilung. Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der CDs Klavieraufnahmen waren oder solche, bei denen ein Klavier eine wesentliche Rolle spielte. Der Klang der No. 52 ist so gut ausgewogen, dass dieses notorisch schwierig wiederzugebende Instrument zum Leben erwachte und immer glaubwürdiger wurde.

b_850_0_16777215_10_images_content_tests_14-12-12_levinson_14-12-10_Mark-Levinson-No-52_011.jpg

Gould klingt auf der Gold-CD Goldberg Variationen von 1981, wenn die Polaris III Teil der Kette ist, warm und geht so in die Magengrube, dass es ein wahres Vergnügen ist. Die Levinson ging jedoch noch weiter. Der Klang war nicht mehr so „kuschelig“ (obwohl ich das ungeheuer gerne mag), aber es kam einfach mehr Musik rüber. Die Auflösung – und ich meine hier die richtige und nicht eine vorgetäuschte – brachte nicht nur mehr Details. Letzteres ist eine Funktion der Differenzierung und der Fähigkeit, in sehr kurzer Zeit eine Vielzahl von Klanginformationen zu liefern, und sie zu etwas viel Größerem zu verbinden. Das alles führt zu einem im besten Sinn des Wortes warmen Klang und eben nicht zu einer manipulierten tonalen Veränderung. Dank dieser Fähigkeit hörte ich zum ersten Mal die wahren Körper und den Zusammenhang zwischen den murmelnden Gould und dem Klavier. Das Klavier stand im Vordergrund mit seinem eigenen Hall und Gould saß etwas weiter weg mit mehr Hall. Das Klavier markierte den direkten Klang und Gould war der etwas zurückgestellte. Für mich war das eine unglaubliche Erfahrung und eine noch bessere Verbindung zur Musik, die mich in gute Stimmung versetzte.

Eine perfekte tonale Differenzierung ist das eine, aber die Feinabstufung der Dynamik, die diese Komponente produziert, ist noch einmal etwas viel Größeres. Niemals zuvor habe ich vorher so gut die Wiedergabe von Trommeln von Aufnahmen aus den fünfziger und sechziger Jahren gehört wie bei Jim Halls Trio-Album Blues on the Rock. Auch habe ich nie einen solch unglaublich hohen Grad an Überlagerungen und realen Unterschieden zwischen den einzelnen Instrumenten geahnt wie auf dem Album Salzau Music on the Water vom Trio Danielsson, Dell und Landgren. Die Differenzierung der Dynamik und das Timing sind elementar für die Wiedergabe von Musik. Ohne diese ist es schwierig, überhaupt ein Musikstück zu besprechen. Der Levinson kann das besser als alle anderen Vorverstärker, die mir bisher über den Weg kamen. Auch passive Vorverstärker, die ich nicht mag, die aber nichts desto trotz einen ausgezeichneten Rhythmus bieten, wirken im Vergleich dazu zusammengepresst und verlangsamt.

Ende des ersten Teils - Fortsetzung folgt...


  • Keces Ephono

    Als ich den Keces Ephono während der High End sah, wollte ich den dafür genannten Preis erst nicht glauben: Für zwei gut verarbeitete Vollmetallgehäuse, die recht umfangreiche Ausstattung und das kräftige Analognetzteil schien er mir zumindest ausgesprochen günstig. Korreliert der Klang nun eher mit dem Materialaufwand oder dem Preis? Dass die Netzteile von Keces für die Aufwertung von vorrangig digitalen Komponenten, die mit (Stecker-)Schaltnetzteilen ausgeliefert werden, klanglich mit zum Besten gehören, was der Markt zu…
    03.07.2018
  • Blue Amp model blue MKII und model ps 300

    Blue Amp ist eine kleine Manufaktur im Breisgau, die ausschließlich symmetrische Phono-Vorverstärker fertigt. Hier geht es um das kleinste, das model blue MKII. Dies ist deshalb besonders spannend, weil ich auch das nagelneue Netzteil model ps 300 zur Verfügung habe, das dem blue MKII noch mehr Musikalität verleihen soll. Kaufen Sie eigentlich gern für viel Geld einen technischen Gegenstand, von dem Ihnen der Hersteller nur 63 Prozent oder für annähernd den doppelten Preis nur 69…
    13.03.2018
  • Audia Flight FLS1 und FLS4

    „Audia Flights sind auf dem Weg mit Schenker …“ Spätestens bei dieser Nachricht hätte mir klar sein müssen, dass der Begriff „klein“ sehr relativ sein kann. Aber als mir Anfang des Jahres die kleine, brandneue Vor-/Endstufenkombination FLS1 und FLS4 zum Test avisiert wurde, hatte ich mir darüber keine großen Gedanken gemacht. Die endgültige Gewissheit kam dann beim Verladen der Geräte in mein Auto und dem anschließenden Transport in meinen Hörraum. Eigentlich hätte ich es ja…
    05.03.2018
  • New Audio Frontiers Performance MZ Special Edition

    Wenn ein Vertrieb seine Komponenten mit den Worten anpreist, der Musikgenuss damit erzeuge „Glücksgefühle und erstaunliche Effekte“, dann könnte ein Skeptischer dies schnell als Marketinggetöse abtun. Oder sich im Falle des brandneuen Vorverstärkers Performance MZ Special Edition überzeugen und auf eine spannende musikalische Reise mitnehmen lassen. Thorsten Fennel, Chef des Deutschlandvertriebs von New Audio Frontiers, lebt und liebt seine Geräte, das wurde mir bereits bei unserem ersten Telefonat klar. Wir unterhielten uns Ende des letzten…
    29.01.2018
  • Grandinote Genesi

    Ein neues Topmodell von Grandinote erblickt das Licht der High-End-Welt. Hat die Genesi Vorstufe das Zeug dazu, einer der besten Vorverstärker überhaupt zu werden? Am letzten Tag der diesjährigen High End bekamen wir plötzlich unerwarteten Besuch auf unserem Messestand. Kein geringerer als Grandinote-Chef Massimigliano Magri erschien mit ein paar Freunden und wollte mich kennenlernen, weil ihm war aufgefallen, dass ich bei meinen Tests in letzter Zeit Vor-und Endstufen seiner Firma verwendete, obwohl Hifistatement bislang keines…
    11.07.2017
  • Audia Flight Strumento n°1 mk2

    Many audiophiles believe that they can get along without any preamplifier in these digital times. However, I do not share this point of view: To me a preamplifier is an indispensable partner that, by the way, also should have sufficient balanced inputs. Yet, the Audia Flight does not only impress with its five XLR inputs that were kept on board also in the new mk2 version. There's much more to it than that. Even if…
    25.05.2017

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.