Wer nun glaubt, durch den Einsatz einer historischen Röhre klingt alles ein bisschen antik, den muss ich enttäuschen. Die Vorstufe spielt völlig neutral, irgendeine Bevorzugung eines Frequenzbandes gibt es nicht. Damit meine ich aber nicht, dass jetzt alles nüchtern und kühl klingt, im Gegenteil! Eine Klangfärbung existiert nur irgendwie überhaupt nicht. Wenn ich es nicht schon vorher wüsste, könnte ich nicht sagen, ob hier ein Transistor oder eine Röhre am werkeln ist. Wenn man nun die Performance der Spheris III auf irgendwelche Hifi-Attribute wie Bässe, Mitten Höhen oder Räumlichkeit reduziert, dann kommt man bei dieser Vorstufe nicht weit. Das alles können andere in irgendeiner Form auch. Was die Ayon aber zusätzlich drauf hat ist eine Wiedergabe, die uns anspricht und unsere Konzentration wieder auf das Wesentliche, nämlich die Musik lenkt.
Bei der in einem früheren Test beschriebenen Aufnahme Egmont von Ludwig van Beethoven im Münchener Gasteig kommt die Raumakustik und der Widerhall mit der Kombi Spheris III - Mayer 211 ELROG extrem gut rüber. Der Widerhall in diesem Gebäude bei großen Besetzungen war ja eines der großen Probleme der Philharmonie. Auch die Streicher werden mit sehr vielen Klangfarben und feiner Auflösung wiedergegeben. In dieser perfekten Form ist das bisher erst einer Vorstufe in meinen vier Wänden gelungen. Muss ich eigentlich noch erwähnen, dass die Vorstufe weder rauscht, noch brummt, noch sonst irgendwelche Mätzchen macht?
Irgendwann kommt natürlich wieder die Diskussion auf, welche Daseinsberechtigung so ein Gerät eigentlich noch hat. Im Zeitalter der Digitaltechnik, wo viele Wandler eine Regelungsmöglichkeit der Ausgangsspannung haben und der DAC somit direkt an die Endstufe angeschlossen werden kann. Niedrige Ausgangsimpedanz des Wandlers natürlich vorausgesetzt. Und wenn die Vorstufe schon „nicht klingt“, dann können wir sie doch gleich weglassen? Allerdings habe ich in den meisten Fällen die Erfahrung gemacht, dass es mit einer potenten Linestufe, sozusagen als Nachbrenner, noch besser klingt. Die Musik wird lebensechter, bekommt mehr Körper, mehr Energie, wirkt natürlicher. Letzten Endes abhängig von der Qualität der eingesetzten Vorstufe. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung; allerdings verliert man einen Hauch an Transparenz durch die zusätzliche Elektronik im Signalweg. Nicht jedoch, wenn man ein Kaliber wie die Spheris III einsetzt.
Die Vorstufe erfüllt alle klanglichen Aspekte, die sich der High-Ender wünschen kann: hohe Auflösung, transparente Wiedergabe, jede Menge Klangfarben, exzellente Dynamik, PRaT... Habe ich etwas vergessen? Der Ayon bringt uns die Musiker wieder ins Wohnzimmer, die Wiedergabe ist also etwas direkter. Einen wichtigen Punkt möchte ich noch hervorheben, das ist die Kohärenz der Wiedergabe. Kein Frequenzbereich wird in irgendeiner Weise bevorzugt, die Musik wird als Ganzes präsentiert. Wenn ich jetzt auch noch mit dem berühmten schwarzen Hintergrund ankomme, heißt es sofort wieder: abgedroschene Phrase! Stimmt, aber wenn das irgendwo zutrifft, dann bei der Spheris! Hier macht sich offensichtlich das aufwändige Netzteil bezahlt. In diesem Zusammenhang auch noch ein weiterer Punkt: Die Wiedergabe unterscheidet sich viel weniger davon, wie das Stromnetz belastet ist, oder anders ausgedrückt: Es klingt am Sonntagabend nicht viel anders als am Montag, wenn alle ihre Elektrogeräte am Laufen haben. Die Spheris III kann Instrumente sehr plastisch und dreidimensional abbilden, dies kenne ich in der Form eigentlich nur von Verstärkern mit direkt geheizten Trioden.
Zum Abschluss legen wir noch einmal Gery Mulligan und Chet Baker auf und schauen, was sich nach der Einbrennphase getan hat: einiges! Nicht nur Hifi-Attribute wie Räumlichkeit oder Fokussierung haben sich deutlich verbessert, sondern auch der natürliche Fluss der Musik. Bakers’ Trompetenspiel zeigt noch mehr Finesse und vor allem mehr Ausdruck. Dies ist für mich ein wichtiger Aspekt, weil nicht grundsätzlich alle Hifi-typischen Verbesserungen auch mit einer Verbesserung des musikalischen Ausdrucks einhergehen. Auch die unglaubliche Bühnenpräsenz von Baker bei diesem Stück kommt unheimlich gut rüber. Oder anders ausgedrückt: der Spheris III gelingt eine schon gespenstisch wirkende holografische Wiedergabe.
Eine negative Presse verschlechtert das Karma des Autors. Zu diesem Schluss könnte man nach dem Gelesenen kommen; es ist aber viel einfacher, ich habe einfach nichts Negatives gefunden. Die Weiterentwicklung zum Modell III hat lange Zeit in Anspruch genommen, vieles wurde ausprobiert, aber es hat sich gelohnt!
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT |
D/A Wandler | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Ayon Spheris III
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Frequenzbereich | 0,5 Hz – 500kHz |
Max. Ausgangsspannung | 40V RM |
Ausgangsimpedanz | 30Ohm |
Eingangsimpedanz | > 1MOhm |
Eingänge | 6xRCA, 1xXLR |
Ausgänge | 2xRCA, 1xXLR, 1x Tape(!) |
Gewicht | 43kg |
Abmessungen (B/H/T) | 500/110/430 mm |
Preis | 33000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
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Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com | |
Web | www.ayonaudio.com |
Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
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Telefon | +49 30 6134740 |
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