tests/14-09-05_demidoff
 

Demidoff Diamond Anniversary

04.09.2014 // Jürgen Saile

Auf die Frage meines Chefredakteurs, ob ich auch einmal etwas über Demidoff schreiben wolle, antwortete ich spontan: Ich bin Nichtraucher. Nächster Versuch: der beste Transistorverstärker für hochempfindliche Lautsprecher! Na gut, dachte ich leichtsinniger Weise

Auf dem Foto kann man die schiere Größe der Geräte kaum erahnen. Allerdings ist die Anzahl von Transformatoren und Chokes in keinem kleineren Gehäuse unterzubringen
Auf dem Foto kann man die schiere Größe der Geräte kaum erahnen. Allerdings ist die Anzahl von Transformatoren und Chokes in keinem kleineren Gehäuse unterzubringen

Wie ich dann festgestellt habe, kommt das Gerät auch nicht aus Kuba, sondern aus Italien. Mit Geräten aus unserem bevorzugten Urlaubsland hatte ich ja bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, also her damit! Ein Vollverstärker; den klemme ich mir mal eben schnell unter den Arm und los gehts. Dachte ich. Als ich dann die Verpackung sah, beschlich mich so ein ungutes Gefühl, ausgehend von meinem Kreuz. Ein kurzer Blick in die Unterlagen bestätigte meinen Verdacht: 80 Kilogramm Lebendgewicht!

Zunächst einmal gilt es zwei gleichgroße (aber ungleich schwere) Gehäuse aus der Verpackung zu wuchten. Das habe ich bei einem Vollverstärker in der Form auch noch nicht gesehen. Ausgelagerter Netztrafo, ok, das ist aber bei reinen Line-Verstärkern wie dem Demidoff eher selten. Jedenfalls haben wir hier die gesamte Stromversorgung in einem gigantischen Gehäuse von knapp 50 mal 50 Zentimetern untergebracht. Und der eigentliche Verstärker ist genauso groß. Übereinander gestellt haben wir dann gefühlt einen halben Kubikmeter Elektronik.

Die Empfindlichkeit der VUs lässt sich seitengetrennt einstellen. Allerdings haben sich die Zeiger auch in der höchsten Empfindlichkeitsstufe nicht bewegt. Hier findet man auch den „Dualmonolightregulator“. ...?... Ähm, die Helligkeit der VUs lässt sich ebenfalls für jeden Kanal einzeln regulieren. Für den Fall, dass einer auf einem Auge schlechter sieht
Die Empfindlichkeit der VUs lässt sich seitengetrennt einstellen. Allerdings haben sich die Zeiger auch in der höchsten Empfindlichkeitsstufe nicht bewegt. Hier findet man auch den „Dualmonolightregulator“. ...?... Ähm, die Helligkeit der VUs lässt sich ebenfalls für jeden Kanal einzeln regulieren. Für den Fall, dass einer auf einem Auge schlechter sieht

Was mich ja erst einmal am meisten interessiert, war die Frage, wo kommt eigentlich das ganze Gewicht her? Innenleben aus Carrara Marmor? Versteckte Weinflaschen? Also habe ich zuerst einmal den Deckel vom Netzteil abgeschraubt um zu sehen, was da innen vor sich geht. Das mache ich normalerweise nie, sondern ich höre mir die Geräte immer vorher erst einmal an. Sonst besteht bei mir die Gefahr, dass ich aufgrund des Gesehenen irgendwelche Rückschlüsse auf den Klang ziehe. Deshalb also nur ein ganz kurzer Blick: Das Ding besteht innen praktisch nur noch aus Transformatoren! Da wundert mich gar nichts mehr. Für jeden Kanal existiert jeweils eine komplett eigene, symmetrische Stromversorgung. Gefiltert wird rein passiv mit Hilfe einer Choke-Kondensator Schaltung CLCL... Verbunden sind die beiden Geräte über jeweils eine professionelle Neutrik-Powercon-Verbindung pro Kanal.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-09-05_demidoff_Monty-Alexander.jpgSo, nach der kurzen Peepshow habe ich zur Wiedergutmachung erst einmal eine CD aufgelegt: Goin’ Yard mit dem Pianisten Monty Alexander und daraus den Titel „King Tubby meets the rockers uptown“. Alexander ist ja gebürtiger Jamaikaner, der Albumtitel ist deshalb der Rastasprache entlehnt und bedeutet soviel wie nach Hause. Und rockers ist auch keine Motorradgang, sondern beschreibt eine Reggae-typische Schlagzeugfigur. Wenn ein Jazzer sich an Reggae-Rhythmik versucht, ist das Ergebnis meistens ein bisschen absurd. Nicht so bei Alexander, der hier mit fünf weiteren Jamaikanern spielt, zudem sind die besten Stücke auf dieser CD die Reggae-Titel. Diese Aufnahme zeigt schon, wohin die Reise mit dem Demidoff wohl gehen wird. Es ist ja eine Live-Aufnahme, das Publikum ist weit hinten zu hören, die Musiker sind sehr klar voneinander getrennt, auch der Bass ist sehr konturiert, was er aber in der Reggae-Musik eigentlich nicht ist. Dadurch schiebt die Musik nicht so richtig. Das Wesen und Feeling der Reggae-Musik geht ein bisschen verloren, dafür werden andere Effekte mehr herausgestellt wie klarer, sauberer Ton, präzise Abbildung der Musiker, räumliche Ausdehnung nach hinten beispielsweise. Allerdings ist dies auch keine reine Reggae-Einspielung, bei der einem gleich nach dem ersten Track der Ganja Geruch entgegen weht. Insofern hat der Demidoff vielleicht sogar Recht mit seiner Darstellung.


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