Deshalb habe ich eine Aufnahme des belgischen Labels Rameé herausgesucht, Suites de Pièces pour le Clavecin von Georg Friedrich Händel, gespielt von Cristiano Holtz. Rameé ist ein kleines Label und versucht, sich durch qualitativ hochwertige Produktionen von den Mitbewerbern zu unterscheiden. Holtz spielt bei dieser Aufnahme einen Nachbau eines Cembalos von Christian Zell mit einem 16’ Register. Der Verstärker kann das Cembalo sehr plastisch abbilden, auch der Raum (eine Kirche), in dem das Instrument steht ,wirkt sehr natürlich. Die einzelnen Töne werden sehr klar, eher nüchtern wiedergegeben. Nun ist ein Cembalo ja ein Instrument, bei dem die Saiten nicht wie bei einem Klavier angeschlagen werden, sondern über einen Federkiel angerissen. Mittlerweile hat man den Federkiel natürlich durch ein Plastikteil ersetzt. Jedenfalls erzeugt diese Anschlagsart einen hellen Klang mit sehr vielen Obertönen und einer scharfen Attacke. Was mir bei der Wiedergabe hier ein bisschen fehlt, ist das Feuer, zu dem dieses Instrument fähig ist. Und das meine ich jetzt nicht unter pyrotechnischen Gesichtspunkten. Das liegt auch nicht am Interpreten; ein Quercheck zu Nicolau de Figueredo mit einem Stück von Antonio Soler zeigt ähnliches. Nun sind Geschmäcker bekanntlich Geschmackssache, es wird sicher der eine oder andere die hier gebotene klare und nüchterne Darstellung bevorzugen.
Als nächstes lassen wir Diane Krall mit ihrer Aufnahme Only trust your heart einmal auftreten. Böse Zungen behaupten ja, Diane Krall kümmere sich mehr um ihr Make up als ihren Gesang, aber darum soll es hier nicht gehen. Gesangsstimmen sind für mich immer wichtig zur Beurteilung des Gebotenen. Die oben genannte Tendenz der Wiedergabe über den Demidoff bleibt hier ebenfalls erhalten. Wir haben wieder eine räumlich sehr gute Darstellung des Klaviers und des Raumes, in dem es steht. Auch meint man zu hören, dass Krall am Klavier sitzt und singt, so wie sie es bei ihren Konzerten auch macht. Die Perspektive ist mehr wie bei einem Blick in den Aufnahmeraum, man hat weniger das Gefühl, die Musiker stehen direkt vor einem und spielen. Die Tonalität der Stimme ist sehr gut, die Sängerin ist nur nicht so dreidimensional abgebildet, wie ich es sonst gewohnt bin. Dies soll auch keine Wertung sein sondern lediglich eine Feststellung, es geht hier ja nicht um irgendwelche persönlichen Präferenzen. Pace, Rhythm and Timing, wie die Engländer sagen, ist hervorragend, die Musik swingt richtig bei den entsprechenden Stücken.
Großorchestrale Aufnahmen müssten ja eigentlich den räumlichen Abbildungsfähigkeiten des Italieners entgegenkommen. Deshalb hören wir uns einmal Claudio Abbado mit dem Lucerne Festival Orchestra in einer Aufnahme aus dem Jahre 2003 an. Dies ist das Gründungsjahr des Orchesters, vorliegende Aufnahme die erste Einspielung davon. Daraus Claude Debussys Symphonische Skizzen La Mer.
Die Aufnahme ist nun technisch nicht unbedingt der Hammer, es ist aber interessant, was Demidoff daraus macht. Ich weiß, es sollte viel interessanter sein, was Abbado aus der Musik gemacht hat. Wie gesagt, war dies ja die Erstaufführung des Lucerne Festival Orchestra, einem Eliteorchester, das Claudio Abbado nach dem Vorbild von Arturo Toscanini aus dem Jahre 1938 geformt hatte.
Nun ist Debussys La Mer keine symphonisch strukturierte Musik, sondern eine Aneinanderreihung spontaner Musikfragmente in schnell wechselnder Harmonik, die das Spiel von Wind und Wellen ausdrücken soll. Ich habe diese CD nun in verschiedensten Kombinationen gehört, mit mittelmäßigen Komponenten plätschert die Musik so ein bisschen orientierungslos vor sich hin. Der Demidoff kann hier sehr gut die Substanz herausarbeiten, die in dieser Interpretation steckt. Dies erscheint mir in diesem Fall wichtiger zu sein als Hifi-Kriterien wie Bässe, Mitten oder Höhen. Die Musik bleibt spannend, es sind einfach impressionistische Bilder, die im Raum stehen. Auch die enorme Kraftentfaltung des Orchesters kommt souverän über den Verstärker. Super!
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