Rein optisch machen die Geräte einen sehr ansprechenden Eindruck, trotz der Größe. Auf der Frontplatte des Netzteils ist ein römischer Cornu-Spieler abgebildet, der darf allerdings nicht mitspielen. Die Verstärkereinheit mit den beiden VU-Metern und blauer Beleuchtung erinnert ein bisschen an McIntosh. Diese fungieren gleichzeitig als eine Art Scheinwerfer, wer aber gerne im Dunkeln hört und nicht im Rampenlicht stehen will, kann diese auch dimmen. Sogar seitengetrennt. Allerdings konnte ich im Zusammenhang mit meinem Hochwirkungsgradlautsprecher die Zeiger nicht dazu bringen, sich irgendwie zu bewegen. Hingen immer faul in der linken Ecke.
Etwas ungewöhnlich sind die unterschiedlichen Designs der beiden Geräte ja schon, zumal auf der Homepage von Gold Note beide Geräte den Cornu-Spieler zeigen. Aber egal. Auf Nachfrage beim Vertrieb klärte sich die Sache auf: Versehentlich wurde ein Netzteil mit neuem Design mit einem Verstärker und optisch älterem Design kombiniert. Schaltungstechnisch ergeben sich aber keine Unterschiede.
Der Verstärker kann sowohl über Drucktasten und Drehschalter an der Frontplatte als auch über eine Fernsteuerung bedient werden. Raffiniert: Durch Drücken des Lautstärkereglers kann zusätzlich auch die Balance verändert werden. Die Lautstärke wird nun nicht durch ein schnödes Motorpotentiometer eingestellt, sondern über ein L-Pad und einzeln geschaltete Widerständen. Die Regelung wird von einem Chip von Texas Instruments übernommen, der eine Brigade von SMD Widerständen schaltet. Damit lässt sich die Lautstärke in 0,5-Dezibel-Schritten regulieren. Die momentan eingestellte Lautstärke kann man über eine OLED Anzeige in der Mitte des Verstärkers ablesen. Bei Betätigen des Eingangswahlschalters springt diese automatisch um und zeigt an, welcher Eingang gerade aktiv ist. Neben vier RCA-Eingängen existieren übrigens auch noch zwei symmetrische XLR-Eingänge. Was ungewöhnlich ist: Der Verstärker wird nicht mit einer Kaltgerätebuchse für den Netzanschluss geliefert, sondern einem fest installiertem Netzkabel. Eine Spielwiese weniger!
Gold Note gibt an, für die Herstellung eines Demidoff Diamond Aniversary 200 Stunden präzise Handarbeit zu benötigen, sozusagen pro Watt eine Stunde. Gold Note hieß übrigens früher Blue Note, musste dann aber den Namen ändern, wahrscheinlich wegen einer Intervention der Plattenfirma Blue Note. Im Gegensatz zu dem Netzteil geht es in dem Verstärkerteil weniger kompakt zu, sogar die riesigen Kühlkörper für die Endtransistoren konnten noch innen untergebracht werden. Hier findet man allerdings keine Batterie von parallel geschalteten Transistoren, sondern lediglich zwei einsame Endtransistoren und den dazugehörigen Treiber. Das erinnert ein bisschen an die Ideen von Jean Hiraga früher. Das Schaltungsprinzip beruht auf einem kaskodierten Differenzialverstärker, der unter der Bezeichnung Mirror-Amp patentiert ist. Damit lassen sich bessere Signal/Rauschabstände erzielen, sowie geringere Verzerrungen. Diese reduzieren allerdings in erster Linie Verzerrungen zweiter Ordnung, die das menschliche Gehör ja eher als weniger unangenehm empfindet.
Der Verstärker ist als reine Line_Stufe konzipiert, einen Phonoeingang gibt es nicht. Gold Note bietet in der Aniversary Serie auch keinen Phonoverstärker an; noch einmal zwei solche Boliden könnten wohl auch in keinem Rack mehr untergebracht werden.
Der Demidoff wird aus klanglichen Gründen ohne Schutzschaltung bei den Lautsprecherausgängen geliefert. Hier sollte man tunlichst aufpassen und einen Kurzschluss vermeiden. Sonst geht das Ganze doch eher in Richtung Davidoff. Eine Schutzvorrichtung gegen thermische Überlastung existiert, allerdings wird das Gerät im Betrieb kaum handwarm. Trotzdem sollte man dem Verstärker eine gewisse „Aufwärmperiode“ zugestehen, so nach einer Stunde legt das Gerät noch einmal deutlich zu. Nun wollen wir nach dem Reggae-Knaller einmal sehen, wie der Demidoff mit etwas feinfühligerer Musik wie einer Cembalo Einspielung umgeht.
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