Ein geradezu unzerstörbar wirkendes Flightcase gehört ebenfalls zum Lieferumgang, in dem weder der Adapter für 3,5.Millimeter-Klinkenbuchsen noch ein Holzpflegemittel fehlen. Nicht nur aus Angst um die Unversehrtheit der perfekten Holzoberflächen habe ich einen für Kopfhörer sonst unvermeidlichen Anwendungsfall beim LCD-XC ausgeschlossen: Um vor dem Einschlafen in Kooperation mit einem iPod classic wohlvertraute Rock- oder Popmelodien zu Gehör zu bringen, ist der Audeze einfach viel zu schade – und zu groß und daher im Liegen zu unbequem. Nein, so profane Anwendungen sind seine Sache nicht.
Vielleicht ebenso profan aus audiophiler Sicht, für mich aber von immenser Bedeutung ist es, ob sich der geschlossene Audeze als verlässlicher, möglichst linearer Monitor für Aufnahmen eignet. Die erste Hürde, nämlich keine unverschämten Anforderungen an den Kopfhörerverstärker zu stellen, hat der LCD-XC ja schon am Laptop genommen. Der im Aufnahme-Rack eingebaute Grapevine-Verstärker von SPL ist um Klassen besser als das, was hinter der Mini-Klinkenbuchse des Computers liegt. Und dennoch bleibt der Grapevine im Keller. Denn hier geht es vorrangig darum, was der neue Audeze als Genussmittel bei der heimischen oder vielleicht auch mobilen Musikwiedergabe zu bieten hat und nicht, wie gut er als Werkzeug bei Aufnahmen zu verwenden ist. Und deshalb habe ich mir von AudioNext gleich einen passenden Kopfhörer-Verstärker ausgeliehen, der sowohl über einen herkömmlichen als auch einen symmetrischen Ausgang verfügt und keinen Zweifel an seiner Kompetenz aufkommen lässt, auch Schallwandler von der (Preis-)Klasse des LCD-XC angemessen anzutreiben: den Auralic Taurus MKII.
Zum Vergleich mit dem Audeze stehen zwei bewährte Kandidaten bereit: einmal der mit einem Noise-Cancelling-System ausgestattete PSB M4U 4, den ich aktuell für alle Aufnahmen verwende, bei denen der Einsatz von Lautsprechern unmöglich ist, und zum anderen der Stax 4070 mit der hauseigenen Röhrentreiberstufe SRM-007t. Sowohl diese als auch der Auralic werden über XLR-Kabel direkt mit dem Mytek-Wandler oder der Einstein-Phonostufe verbunden, wobei beim Auralic ein Sunwire-Reference Verwendung findet, beim Stax-Vorverstärker aber ein selbst gelötetes Kabel mit Neutrik-Steckern und NF-Strippen aus dem Profi-Bereich, da die Stax-Vorstufe eine von der hierzulande geltenden Norm abweichende Pin-Belegung aufweist: Pin 3 ist hier der „heiße“ Leiter, während es bei Mytek, Einstein und Auralic Pin 2 ist. Die Do-It-Yourself-Strippe sorgt für die korrekte Phase. Der PSB wird vom symmetrischen Ausgang des Auralic Taurus versorgt.
Da ich in letzter Zeit relativ oft mit dem PSB gehört habe, beginne ich auch mit ihm und dem unsymmetrisch angeschlossenen Audeze: Bei Misha Alperin vertrauter „Heavy Hour“ bin ich positiv überrascht, welche Menge an Detailinformation der PSB rüberbringt und wie präzise er die mächtigen Pauken in den imaginären Raum stellt. Vorne-Ortung und die Illusion von Bühnentiefe kann er mir – wie bisher alle Kopfhörer, selbst in Verbindung mit dem Smyth Research Realizer – zwar nicht vermitteln, aber dennoch werde ich, wie es scheint, recht exakt über die Größe des Aufnahmeraumes informiert. Dass tonal keine Unregelmäßigkeiten auftreten und auch tieffrequente Impulse schnell und ohne jegliches Nachschwingen reproduziert werden, darf man bei Kopfhörern von der Qualität des PSB ja getrost voraussetzen. Ich habe ihn bisher übrigens mit aktiviertem Noise-Cancelling betrieben – nicht etwa, weil es in meinem Hörraum recht laut zugeht, sondern weil der M4U 2 in dieser Betriebsart den linearsten Frequenzgang bietet.