Die PMC bringt nicht das eine oder andere Detail ans Licht, sondern stellt, wenn vorhanden, teilweise Dinge in den Raum, die man bis dahin tatsächlich noch nicht gehört hat. Das hat nichts mit Betonung zu tun. Die Abwesenheit von Verzerrungen machen einfach den Blick frei. Ein schönes Beispiel ist eine Nummer, die ich immer nehme um zugucken,wie die jeweilige Komponente mit schlecht produzierter Musik zurecht kommt. Depeche Modes „Dream On“ von der Exiter ist so ein Kandidat. Die haben diese Überkompression quasi erfunden. Das hört man dann auch sehr schön über die PMC DB1 Gold. Gemein tickernde Höhen und teilweise abrupt abgehackte und damit verzerrte Impulse bringt sie deutlicher als normale Lautsprecher. Und als man die CD schon möglichst schnell wieder aus dem CD-Player entfernen will, fällt einem auf, wie doppelt schade das klangliche Anbiedern an den vermeintlichen Marktgeschmack ist. Im Mitteltonbereich enthüllt die PMC so viel liebevoll im Kreis gemischtes Sythiegetingel in einer neuen Raumschicht mit diversen, bis dato noch nicht gehörten Einzelheiten, dass man es jammerschade findet, dass diese an sich sehr ambitionierte Aufnahme so kaputt produziert wurde.
Die Kehrseite der Medaille bei aller Präzision und Richtigkeit zeigt sich bei eher lustlos produzierter Musik. Auf einigen frühen Ausgaben von Tori Amos Boys For Pele gibt es eine zusätzliche Version von „Professionel Widow“, nämlich den „Just Da Funk Remix“ von jemandem, der sich Armand Van Helden nennt. Keine Ahnung, wie und warum der Titel auf der CD gelandet ist. Über die DB1 Gold klingt das alles sehr klein und man sieht quasi, wie jede neue Spur mit der Maus am Computer dazugeklickt wird und startet. Über den Rechner mit einem Koss Porta Pro macht so was richtig Druck und Laune, mit den PMC löst es irgendwas zwischen Langeweile und Aggression aus. Um nicht falsch verstanden zu werden: Der Rest der CD klingt ganz ausgezeichnet über die DB1 Gold. Wer sich also vorwiegend im Bereich elektronischer Musik aufhält, sollte sich wohl woanders umgucken. Auch Tiefbassfetischisten und Freunde von Drum 'n' Bass sind hier falsch. Mit solchem Programm treibt man die PMC doch recht schnell ans Limit und bringt sie ins Komprimieren. Alles, was halbwegs handgemacht ist, kann über die PMC allerdings zum außergewöhnlichen Erlebnis werden, wenn man mit den Limitierungen des Datenträgers klar kommt.
Bisher habe ich noch nichts über die Stimmwiedergabe gesagt, und die ist schlicht und ergreifend sehr, sehr gut. Bisher duldete die Rogers keinen Gegner und verwies alle bisher bei mir befindlichen Lautsprecher auf die Plätze. Die PMC zog gleich. Sehr klar, authentisch und mit der richtigen Balance zwischen Artikulation und Volumen sind da einfach Stimmen. Die Rogers klingt schöner, die PMC mit weniger Belag auf den Stimmbändern. Ob Chor oder Solo, hier liegt eine weitere Schokoladenseite der PMC DB1 Gold. Die ausgeprägte Feindynamik steht einer etwas eingeschränkten Grobdynamik gegenüber. Obwohl die physikalischen Grenzen im ersten Moment durch die TML scheinbar aufgehoben sind, kommen die Lautsprecher bei massiven Einsätzen irgendwann an ihre Grenzen.
Räumlich agiert die PMC in der Tradition von Studiomonitoren. Die Stereobreite ist voll da, links und rechts daneben nur ganz wenig. Wenn es die Aufnahme hergibt, ist die räumliche Tiefe grenzenlos, sonst eben nicht. Dabei bleibt die Abbildung bis zu hohen Pegeln hin akkurat und selbstverständlich. Instrumente im Raum werden plastisch und mit dem angemessenen umgebenden Raum dargestellt, sind aber nicht wie mit den Seziermesser aus dem Klanggeschehen herausgeschält und versilbert. In diesem stabilen Raum findet sich dann auch bei Altbekanntem hier und da noch mal ein Detail, das bis dato nur so am Rande vor sich hinspielende Klavier im Hintergrund hat auf einmal feindynamische Abstufungen in den Anschlägen. So scheint das richtig zu sein und anders will man das dann auch gar nicht mehr hören. Was es dabei gar nicht gibt, sind Verfärbungen. Hier wird nichts verkuschelt oder beschönigt oder aufgepeppt. Wenn es rockt, dann sind das die Musiker, nicht die Lautsprecher.
Ein Wort noch zum Bass. Natürlich kann so ein kleiner Lautsprecher nicht mit großen Kisten in diesem Bereich mithalten. Was aber sauber und vor allem unverdröhnt aus diesen Kistchen kommt, ist schon beeindruckend, zumal auch hier sehr viel Feininformation freigelegt wird. Und die DB1 Gold bringt noch ein anderes Kunststück fertig.: Obwohl eher schlank und ohne Oberbassanhebungen, bringt sie trotzdem die genau richtige Fülle. Ein Beispiel. Ältere digital produzierte Pop-Aufnahmen klingen oft ausgedünnt und zu knallig. Die Blaze of Glorie von Joe Jackson von 1989 ist so ein Fall, wo der Tonmensch noch nicht so richtig wusste, was er mit der neuen Technik nun wirklich anfangen soll. Über die meisten Lautsprecher klingt das schon sehr dünn und ohne Bass. Die PMC bringt an entsprechender Stelle das benötigte Pfund im Tieftonbereich und Fleisch in den unteren Mitten, der die Aufnahme dann eben doch gut anhörbar macht.