Für die Tieftonintensität ist auch die Platzierung des Elektrostaten von erheblicher Bedeutung. Deshalb wird hier Sorgfalt bei Aufstellung belohnt. Die Vorgaben hierzu bewegen sich in einem Rahmen, der leicht realisierbar sein dürfte, nämlich 70 bis 120 Zentimeter Abstand zur rückwärtigen Wand. Bedenkt man, dass die P 3.1 praktisch keine Gehäusetiefe hat, ist das nicht viel. Der seitliche Wandabstand ist relativ unbedeutend. Belohnt wird man mit einem Hörvergnügen, wie ich es selten hatte. Viele Hersteller konventioneller Boxen geben sich viel Mühe und treiben enormen Aufwand beispielsweise mit teuren Gehäusen, um ein gleichphasiges Verhalten der Membranen zu erreichen, damit das Timing stimmt. Dies Problem haben die Audio Exklusiv P3.1 schon konstruktiv erst gar nicht. Sofort hört man: Hier ist alles zeitrichtig. Mein rechter Fuß wippt rhythmisch zur Musik. Klassische Musik, kleine Besetzungen aber auch große Orchester, wie Berlioz´ Symphonie Fantastique erschließt die P 3.1 mit faszinierenden Feinheiten. Jazz kann sie ausgezeichnet. Die Saxophone auf Jack DeJohnettes Tin Can Alley rotzen förmlich in den Raum. Aber wie sieht es aus mit lauter Musik oder sogar Hardrock in trunkenen Nächten? Konstruktiv ist der maximale Schalldruck des Elektrostaten begrenzt und bei einem Frequenzgang von beeindruckenden 35 Hertz bis 22 Kilohertz bei -3 Dezibel ist ein maximaler Schaldruck von 100 Dezibel oberhalb 50 Hertz die Grenze. Bei Marius Müller-Westernhagens Album Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz, explizit den Titeln „Mit 18“ oder „Oh, Margarethe“ war es aber mein Spectral Endverstärker, der an seine Leistungsgrenze kam und dynamisch dicht machte, so dass ich deshalb wieder etwas leiser hörte. Phänomenal echt war der Klang der Mundharmonika. Das ist es eben, was andere Lautsprecher so nicht können.
Die Rolling Stones eröffneten ihren Auftritt bei mir mit Let It Bleed. „Gimmie Shelter“ ging zur Sache, wie ich es von meinen Triangle Grand Concertos gewohnt bin. Bei „Love In Vain“ begeisterte Ry Cooders Mandoline durch ihre Farbigkeit. Die Rolling Stones habe ich zuvor noch nie als so filigran arrangierendes, facettenreiches Ensemble wahrgenommen. Vielleicht fehlte eine Spur Dreck – vielleicht, weil ich das sonst so empfand. Bislang habe ich die P 3.1 nicht zum Anschlagen treiben können. Wem es aber doch gelingen will, dem sei herstellerseitig versprochen, dass der P 3.1 durch zeitweiliges Anschlagen nicht zerstört wird. Ein doppelter Überlastungsschutz sichert in solchen Fällen. Mein Spectral Endverstärker mit 2 x 200 Watt an vier Ohm machte dynamisch eher Feierabend. Laut kann der P 3.1 spielen, aber randalieren nicht. Ihre Nachbarn werden Sie dafür mögen. Herr Schönberg erzählte mir, er habe kürzlich mit einem nur 2 x 9 Watt leistenden, 650 Euro kostenden Cayin Röhrenvollverstärker bei einem Händler herrlich Musik über seine P 3.1 gehört. Es ist also weniger die Leistung, sondern das musikalische Gesamtverhalten des Verstärkers, auf das es ankommt. So kann man auch preislich insgesamt etwas bescheidener bleiben. Denn im Impedanzverlauf ist der P 3.1 mit nominal vier und im niedrigsten Fall mit 2,8 Ohm in den obersten Frequenzen recht unkritisch. Bekanntlich haben Spectral-Endstufen aufgrund ihrer enormen Breitbandigkeit auch die Neigung, Schwingungen aufzubauen, die dem Verstärker und Lautsprecher gefährlich weden können. Deshalb sollten unbedingt passende Kabel-Konfigurationen benutzt werden. Also liegt es nahe, statt meiner Spectral Endstufe die Air Tight Mono Röhren anzuschließen. Gespeist mit den je 55 Watt im Trioden-Modus leistenden Air Tight ATM-3 blühten die P 3.1 in einem Maße auf, wie ich dies nicht ansatzweise erwartet hatte. Viel mehr Kraft und subjektiv auch Pegel war mit ihnen zu erleben. Sie passten eindeutig besser zueinander. Mit ihnen konnte ich auch noch lauter hören. Musikalisch stellen sich die P 3.1 mit den Air Tights etwas wärmer im Timbre und etwas plastischer auf. Mit der Transistor Endstufe war der Klang schon beeindruckend. Mit den Röhren kann ich nur sagen: Das Bessere ist des Guten Feind.
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