Bei Charlie Hadens Duo-Album The Golden Number, A&M SP-727, umspülen einen dann SPU, Silvercore und die EAR Vorstufe mit warmen Bass-Wellen, während die wechselnden Duo Partner auf Trompete, Flöte, Saxophon und Flügel eher strahlende und leuchtende Klangfarben beisteuern. Der singende Kontrabass fasziniert hier mit druckvollen Tiefen und knarzendem Holz. So mächtig und unerschütterlich stabil habe ich Hadens Viersaiter selten gehört. Und auch Griff- und Anblasgeräusche werden bestens in den Fluss der Songs integriert. Da der Aufnahmeingenieur Archie Shepps Tenorsax und den Bass nahezu ohne Effekte aufgezeichnet hat, scheinen Musiker und Instrumente unmittelbar im Hörraum zu stehen. Einfach schön.
Doch statt weiter von dieser gelungenen Kombination zu schwärmen, sollte ich lieber herausfinden, wie groß der Anteil des MC Pro daran ist. Dazu lege ich Richard Strauss' Also Sprach Zarathustra in der Interpretation des Philharmonia Orchestra unter Lorin Maazel, EMI Concert Classic Series SXLP 30133, auf den Teller des LaGrange, und verbinde die Kabel des Tonarms erst mit dem MC-Eingang des EAR 912, dann mit dem SPU-T100 Übertrager und schließlich mit dem Silbercore. Der im Vorverstärker integrierte Trafo bringt die geringst Auflösung und lässt die Blechbläser eine Spur überpräsent wirken. Der SPU-T100 hingegen bewegt sich tonal auf der überaus angenehmen Seite. Ein Hauch Fülle im Tieftonbereich lässt selbst mittelmäßige Scheiben zum Genuss werden. Der Silvercore verzichtet auf jegliche Schönfärberei und bietet eine noch bessere Feinzeichnung als der Ortofon. Hier kommen Tieftonimpulse schnell und mit Druck. Die höhe Präzision in diesem Frequenzbereich verhindert, dass Details auch nur ansatzweise überdeckt werden. Davon profitieren vor allem Rauminformationen: Kein anderer Übertrager platziert Orchester und Orgel auf einer so großen imaginären Bühne wie der Silvercore.
Aber es genügt ja nicht, wenn dieser Übertrager mit einem SPU Royal überzeugt. Theoretisch könnte es ja selbst schon mit einem SPU Meister Silver ein wenig anders aussehen, das mit einem Innenwiderstand von nur 3,1 Ohm nur wenig mehr als die Hälfte des Innenwiderstandes des Royal aufweist. Mit diesem genieße ich Michel Godards „A Trace of Grace“ vom Album Soyeusement, sds 0015-1, das Sie übrigens hier in höher Auflösung als Kostprobe herunterladen können. Bei dieser Eigenproduktion fällt sofort auf, dass das Royal im Bassbereich ein wenig zuviel des Guten tut: Theorbo und Tuba wirken einfach ein wenig fetter als gewohnt. Da fühlt sich das Meister Silver schon deutlich mehr der Wahrheit verpflichtet: Es kommt ohne die – wie ich gerne zugebe, bei vielen Scheiben durchaus angenehme – Basszugabe aus und verwöhnt daher mit einer noch größeren und glaubwürdigeren Raumillusion. Das ist übrigens unabhängig davon, ob der SPU-T100 oder der MC Pro das Signal aus den Silberspulen herauftransformiert. Die beim Betrieb mit dem Royal beschriebenen Unterschiede zwischen den beiden Silberübertragern bleiben auch in der Kombination mit dem Meister Silver erhalten: Selbst für beide SPUs ziehe ich den Silvercore MC Pro dem von Ortofon speziell für diese Klassiker gefertigten Übertrager vor.
Für mich ist der Anschluss eines SPU über einen Übertrager an den MM-Eingang einer Röhrenvorstufe absolut schlüssig. Das war der technische Standard zu der Zeit, als das SPU entwickelt wurde. Und wie hervorragend eine solche Zusammenstellung funktionieren kann, haben die beiden SPUs – das einschmeichelnde Royal und das wahrhaftigere Meister Silver –, die EAR 912 und der famose Silvercore ja gerade bewiesen. Aber auch wenn es mir einfach nur gefühlsmäßig widerstrebt – eine noch so fadenscheinige technische Begründung dafür kenne ich nicht –, einen modernen Tonabnehmer per Übertrager an einen MM-Eingang anzuschließen, was ja für jeden Analogfan, der keine Transistoren im Signalweg mag, die Lösung der Wahl ist, leite ich die Signale des kürzlich an dieser Stelle getesteten, fantastischen Lyra Atlas über den MC Pro zum Phonoeingang des EAR. Der noble Abtaster befindet sich noch Headshell des SME V, wo ich mit ihm Aufnahmen für unsere Klangbibliothek machte. Im SME läuft er zwar nicht zu denselben Höchstleistungen auf wie im Thales Simplicity, aber für einen aussagekräftigen Eindruck sollte es reichen.
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