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Kondo Souga – Teil 1

09.08.2013 // Marek Dyba

Der Souga ist ein Stereo-Leistungsverstärker mit zwei 2A3 Röhren pro Kanal in einer Parallel-Single-Ended-Schaltung. Er ersetzt, wie gesagt, im Kondo-Programm den KSL Neiro. Einer der Unterschiede ist, dass beim Souga, wo immer das möglich ist, Silber statt Kupfer verwendet wird: die Ausgangsübertrager werden von Hand mit Silberdraht gewickelt, die Verdrahtung besteht natürlich auch aus Silber, es gibt Silberfolien-Kondensatoren und auch die Cinch-Buchsen schimmern silbern. In Anbetracht dessen, verwundert es nicht, dass der Hersteller auch Silberkabel empfiehlt, die KSL-LPz. Herr Szemis war so freundlich, mir je einen Satz Kabel zusammen mit dem Verstärker zu liefern, so dass ich beide, NF- und Lautsprecherkabel während des Tests benutzen konnte.

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Ich bekam dem Souga am Abend und hatte ehrlich gesagt keine Lust mehr, zu später Stunde ein Paar 40-Kilogramm-Lautsprecher gegen ein anderes mit je 50 Kilo zu tauschen. Ich beschloss, die Alters mit dem Souga zu verbinden in der Hoffnung, dass der Kondo am Abend, wo ich für gewöhnlich recht leise höre, schließlich doch ganz gut mit den Lautsprechern zurechtkommen würde. Ich legte eine LP des Ray Brown Trios auf den Teller, senkte die Nadel in die Rille und … eine sehr lange Nacht begann. Immer mal wieder bekomme ich Produkte zum Testen, die mir das Leben als Hifi-Autor sehr schwer machen, weil sie die Musik so emotional ansprechend präsentieren, dass man sich nicht auf die Beurteilung der Geräte konzentrieren kann. Aber nun wirkten plötzlich alle bisherigen „schweren Fälle“ wie ein Spaziergang im Park. Wie man es von einem High-End-Röhrenverstärker erwartet hatte, präsentierte der Souga die Musik in einer wahrhaft überzeugenden Art. Und dazu trugen viele Einzelelemente bei, beginnend mit einer wunderschönen, dreidimensionalen und fast greifbaren Darstellung, über eine sehr ehrliche, oder vielleicht besser: überzeugende Tonalität – wenn man eine Aufnahme hört, kann man ja nicht genau wissen, wie es im Studio geklungen hat – und schönen Klangfarben akustischer Instrumente bis zu Offenheit, Geschmeidigkeit und einen fließenden Klang. Dies alles kam zusammen zu einer erstaunlich überzeugenden Wiedergabe: Als Ray Brown begann, seinen Bass zu spielen, liefen mir Schauer den Rücken runter (ja, das ist ein Teil des Überschwangs, den ich in der Überschrift erwähnte). Zu meiner Überraschung klang der Bass trotz der geringen Lautstärke großartig – das war schon auffällig, weil ich das Stück üblicherweise lauter spielen musste, damit der Bass richtig klang. Der Bass reichte schön tief hinab, da war ein guter Teil Holz mit im Spiel, ein wunderschönes Ausklingen, das Geräusch der auf den Saiten rutschenden Finger und vieles mehr – wirklich jedes Detail wurde so greifbar und glaubwürdig dargestellt, dass ich einfach so im Dunklen saß und versuchte den Bass zu sehen, der im Schatten verborgen, aber sicherlich da war – das sagten mir meine Ohren ganz klar. Die einzige sinnvolle Erklärung dafür, dass ich das Instrument nicht sehen konnte, war, dass das blaue Glimmen der 2A3 Röhren einfach nicht hell genug war … Eine andere, selbst bei dieser geringen Lautstärke offenkundige Tatsache war, dass der Verstärker zu meiner Überraschung die Lautsprecher völlig im Griff hatte – ein schnelles Einschwingen und ein wunderbarer Ausklang, außer der Musiker beschloss, die Saiten plötzlich zu dämpfen: Dann war es für den Souga keinerlei Problem, dasselbe zu tun. Aber der entscheidende Punkt war, dass ich über all das nicht eine Sekunde nachdachte, als ich Soular Energy hörte. Die Musik begann und legte in meinem Gehirn den Schalter von „Hifi-Autor“ auf „Musik-Genießer“ um, und da gab es bis zum Ende der Platte nichts als Musik. Es zählte nur, was der brillante Ray Brown und der ebenso phänomenale Gene Harris mit ihren Instrumenten machten. Eigentlich ging es gar nicht darum, wie brillant die Musiker waren, wie gut ihre Instrumente klangen und wie gut das auf dem Band eingefangen wurde, auch wenn das alles so war! Es ging mehr darum, zu dem vorzustoßen, was wirklich im Concord Records Studio passiert ist: Da bestand eine ganz spezielle Chemie zwischen den beiden herausragenden Jazzern, die der Souga bei diesem besonderen Album deutlich hören ließ. Obwohl die beiden noch viele weitere Alben zusammen aufnahmen, war dies offensichtlich ein ganz besonderes – und das stellte der Kondo kristallklar heraus. Da gibt es einige Jazz-Standards von Count Basie oder Billy Strayhorn auf dieser LP, aber Ray und Genes Interpretationen klangen frisch und stimmig, hauptsächlich wegen des außergewöhnlichen Wechselspiels zwischen ihnen. Und obwohl ich diese Scheibe sehr oft über unterschiedliche Anlagen gehört habe, ließ mich der Souga das empfinden, was ich fühlte, als ich dieses Album vor vielen Jahren entdeckte: dieselben Emotionen, derselbe Rausch, dieselbe Freude. Damals habe ich das Album von CD gehört, auf einem viel billigeren, schlechter klingenden Audio-System, aber ich entdeckte etwas Neues, etwas Außergewöhnliches, das direkt Teil meines persönlichen Jazz-Canons wurde und alle die Jahre lang blieb. Nun fühlt es sich an wie eine Neuentdeckung, so als hätte ich Soular Energy noch nie gehört, weil ich jetzt nicht nur die Musik genießen kann, nicht nur die gute Aufnahme, sondern auch die unglaubliche Interaktion zwischen zwei hervorragende Musikern, die Tonnen an Emotionen, die sie austauschen, und mir drängt sich der unwiderstehliche Eindruck auf, dass die beiden Herren eine verdammt gute Zeit hatten, als sie das Album aufnahmen. Ich denke, das muss das gesamte Team im Studio gespürt haben, obwohl es hinter einer Glasscheibe saß, aber dabei die Musik und die Musiker erlebte und selbst ein Teil dieses außergewöhnlichen Ereignisses war. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will nicht behaupten, dass der Klang, den der Souga produziert, derselbe ist wie bei einem echten Konzertereignis – das ist einfach nicht möglich, unabhängig davon wie gut und wie teuer die Anlage auch immer sein mag. Aber die aktuelle Kette war dank des Kondo in der Lage, denselben Grad von Gefühl und Rausch hervorzurufen, wie es sonst nur ein gutes Live-Konzert tut.

Fortsetzung folgt...

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