Wie weit Lyra mit seinem Bemühungen um eine möglichst perfekte Schallplattenabtastung bisher gekommen ist, belegt nicht zuletzt eine Fülle geradezu euphorischer Tests der bisherigen Modell – angefangen beim Clavis, über das Parnassus D.C.t, das Titan und das Delos bis zum Kleos. Und in jedem Fall waren es technische Neuerungen gegenüber einem der Vorgänger, die für Verbesserungen sorgten. So war beim D.C.t erstmal eine Titanlegierung das Gehäusematerial der Wahl. Dass dieser Werkstoff eine hohe Festigkeit bei relativ geringem Gewicht und wenig ausgeprägte Eigenresonanzen aufweist, lesen Sie hier gewiss nicht zum ersten Mal. Beim Titan respektive beim Titan i kamen zwei Neodym-Scheibenmagnete statt der üblichen Konstruktion mit einem Magnet sowie vorderem und hinterem Joch zu Einsatz. Zudem gab es einen ganz besonderen Nadelträger: Das Boronstäbchen ist mit Diamant beschichtet. Im Delos debütierte dann das „New Angle“-Konzept: Üblicherweise stehen die Spulen auf ihrem Träger im rechten Winkel zu den Kraft-Linien im Magnetfeld – allerdings nur dann, wenn das System nicht mit der vorgegebenen Auflagekraft auf der Platte aufliegt. Die Kraft bewirkt beim Abspielen einer Scheibe, dass sich die Spulen – so Lyra – um drei Grad aus der Ideallage herausbewegen. Man setzt nun asymmetrische Front- und Rückdämper ein, so dass sich die Spulen in der Ruhelage um etwa drei Grad außerhalb der Idealposition befinden, im Betrieb aber durch die Auflagekraft optimal im Magnetfeld positioniert werden. Beim Kleos bedämpfen dann zwei in Bohrungen des Aluminium-Gehäuses eingepresste Hartmetall-Zylinder Resonanzen des System-Körpers.
Ein Sonderfall – leider auch preislich – ist das Olympos. Hier treffen die damals aktuellen technischen Errungenschaften auf ein Material eines der früheren Modelle: sogenannte Platinmagnete, die im Parnassus der ersten Generation, aber auch in Koetsus Topmodellen zum Einsatz kamen, heute aber nicht mehr erhältlich sein sollen. Und deshalb führt Lyra das Olympos auch nicht mehr in der Liste der aktuell lieferbaren Systeme. Allerdings ist eines der raren Stücke schon seit einem Jahrzehnt einer meiner Favoriten – und inzwischen auch immer mal wieder gewartet worden. Dem gewiss recht seltenen Vergleich von Jonathan Carrs bislang emotional ansprechendsten Kreation und dem neuen Innovationsträger steht also nichts im Wege – außer meinen Bedenken, das das Atlas könnte meinen bisherigen Favoriten überflügeln.
Das Atlas bietet nämlich alles, was die Lyras bisher Schritt für Schritt nach vorne gebracht hat. Da wäre zunächst einmal das Titangehäuse mit den beiden eingepressten Hartmetall-Zylindern, die auch noch das letzte bisschen Eigenklang des Systemkörpers unterdrücken sollen. Darüber hinaus wird die Nadel von einem Diamant beschichteten Boronstäbchen gehalten. Die Spulen befinden sich natürlich auch beim Atlas zwischen zwei Scheibenmagneten und wurden nach dem New Angle-Konzept positioniert. Darüber hinaus hat Jonathan Carr den Generator so optimiert, dass das Atlas nicht nur zwölf Prozent mehr Ausgangsspannung bei einem um 22 Prozent verminderten Innenwiderstand bietet, sondern er es sich sogar leisten konnte, als Spulenträger nicht wie bisher ein quadratisches Weicheisenplättchen zu verwenden, sondern ein kreuzförmiges. Dies garantiert ein geringeres Übersprechen zwischen rechtem und linken Kanal, hätte bei gleicher Feldstärke im Magnetspalt jedoch weniger Ausgangsspannung zu Folge gehabt. Dank des optimierten Antriebssystems kann Jonathan Carr hier aber die letzten Paar Prozent zusätzlicher Spannung gegen eine bessere Kanaltrennung eintauschen. Zudem besitzt das Kreuz weniger Masse als das zuvor verwendete Quadrat, was einen positiven Effekte auf die Impuls-Wiedergabe hat.
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