tests/13-03-10_ear
 

EAR 192 DACute

11.03.2013 // Jürgen Saile
Tim de Paravicini lässt nichts unangetastet. Ich meine natürlich im Bereich der Aufnahme- und Wiedergabetechnik. So gibt es nun auch einen externen DAC aus dem Hause EAR und wie von dort zu erwarten, ist dieser mit einer Röhrenausgangstufe ausgestattet.
teaser


Dieser anachronistisch anmutende Ansatz scheint mittlerweile immer mehr Anhänger zu finden. Allerdings ist dies nichts Neues, bereits in den 80-ern gab es von California Audio Labs einen CD-Spieler mit Röhren im Ausgang. Damals wohl eher gedacht, um die seinerzeit etwas krätzige CD-Wiedergabe ein bisschen angenehmer zu gestalten. Gott sei Dank ist die Digitaltechnik, nach „nur“ 25 Jahren Entwicklung soweit gekommen, dass man damit auch Musik hören kann; Paravicini hat also derartige Klangfilter nicht mehr nötig.

Eine kleine Anmerkung zum Thema Anachronismus: Im Kernforschungszentrum CERN werden heute noch in einzelnen Sektoren des Nuklearbeschleunigers Telefunkenröhren vom Typ EC 8020 verwendet. (Nein, nicht zum Musikhören!) Wenn ich aus der Namensgebung DACute das englische Wort für pfiffig entnehme, bin ich gespannt, ob das Gerät dies auch einlösen kann.

Elegantes Erscheinungsbild in der Chrom-Variante, sämtliche Tasten sind von innen beleuchtet
Elegantes Erscheinungsbild in der Chrom-Variante, sämtliche Tasten sind von innen beleuchtet

Die Ausgangsstufe des Wandlers ist mit einer Ausgangsimpedanz kleiner als 60 Ohm und 5 Volt Ausgangsspannung so kräftig ausgelegt, dass sie problemlos eine Endstufe antreiben kann, auch über eine längere Distanz. Hier zeigt sich die jahrelange Erfahrung aus dem Profibereich. Paravicini benutzt im Ausgang zwei Doppeltrioden vom Typ PCC88. Es handelt sich hierbei um sogenannte Spanngitterröhren, die bereits in den 50-er Jahren von Siemens für den Telefonweitverkehr entwickelt wurden. Damals zunächst für den Typ C3g. Ausgedacht hatte man sich das Ganze, um den Hochfrequenzbereich der Röhren auszudehnen.

Wie an dem Buchstaben „P“ erkennbar beträgt die Heizspannung für diese Trioden 7,5 Volt, hier werden sie allerdings nur mit 6,3 Volt betrieben, so dass theoretisch eine ECC88 ebenfalls einsetzbar wäre.  Geschaltet sind die PCC88 im Single-Ended Modus, dessen klangliche Vorzüge offensichtlich immer mehr Anhänger findet. Die Röhren sind im Ausgang Transformator-gekoppelt, wie bei den Profi-Geräten von EAR. Eine Schaltungsvariante, die bei Kleinsignalgeräten im HiFi Bereich eher seltener anzutreffen ist, durch die aber der niedrige Ausgangswiderstand überhaupt erst möglich ist. Zwei weitere Transformatoren findet man am Ausgang der Digitalstufe. Hier handelt es sich um eine weitere Spezialität von Paravicini, die Trafos entkoppeln nicht nur die Digitaleinheit von der Analogeinheit. Sie sind so gewickelt, dass sie zugleich als Strom/Spannungswandler fungieren. Üblicherweise werden hierfür Operationsverstärker verwendet. Die Transformatoren werden von Paravicini selbst entworfen und in Huntingdon gefertigt. Wie überhaupt das ganze Gerät vor Ort per Hand gefertigt wird.

Kein unnötiger Schnickschnack, das Gerät kommt schließlich aus der Profi-Szene. Die korrekte Netzphase ist blau markiert. Super!
Kein unnötiger Schnickschnack, das Gerät kommt schließlich aus der Profi-Szene. Die korrekte Netzphase ist blau markiert. Super!

Der DAC ist rein für den direkten Betrieb an einer Endstufe konzipiert. Es gibt keinen direkten Ausgang, über den man einen Vorverstärker anschließen könnte, das Signal läuft immer über das Potentiometer. Es lassen sich auch keine weiteren Geräte mit Line-Ausgängen anschließen. Wer also auch Schallplatten hören will, kommt um eine eigene Vorstufe nicht herum. Schließlich möchte de Paravicini auch seine Vorstufen verkaufen. Wenn man das Potentiometer am DAC auf „1 Uhr“ stellt, liefert das Gerät eine Ausgangsspannung von etwa 2 Volt und man könnte auf diesem Wege eine Vorstufe ansteuern. Nachteilig dabei ist natürlich, dass das Signal in dieser Betriebsart dann über zwei Potentiometer läuft.


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