Es ist ein Riesenunterschied, ob zwischen den Lautsprechern nur eine Stimme erscheint, oder ob man das Gefühl hat, da steht jemand und hat mit seiner musikalischen Interpretation etwas zu sagen. Ich kenne überhaupt nur ein kommerziell produziertes Digitalgerät, mit dem dies noch besser funktioniert, besagtes Gerät befindet sich aber in einer völlig anderen Preiskategorie.
Szenenwechsel, Propellerheads. Dies ist eine Scheibe, mit der ich sogar meine Tochter vom Computer weglocken kann. Bei On Her Majesty's Secret Service geht es auch gleich richtig zur Sache. Die Scheibe ist im Studio zusammengefixt worden, die Synthesizer-Akkorde wirbeln im Raum hin und her, so dass einem fast schwindelig wird. Mit natürlicher Raumtiefe hat das alles letztendlich nichts zu tun, aber es ist unheimlich spektakulär. Dazu kommt noch eine stupende Dynamik. Mit dem DACute kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz, stellenweise hat man das Gefühl, Sean Connery kommt gleich um die Ecke und bestellt einen Martini. Stirred, not shaken! Die Bässe sind etwas runder, voluminöser, aber dennoch gut konturiert und mit Druck. Und bei Synthesizer Bässen gibt es sowieso kein Original. Jedenfalls kann man anhand dieser CD schnell feststellen, dass der DAC mühelos in der Lage ist, eine Endstufe anzutreiben.
Zur Entspannung kommt als nächstes die Scheibe von Tony Scott Music for Zen Meditation in das Laufwerk. Nein, ich bin nicht auf dem Meditationstrip angelangt, ich habe auch kein Räucherstäbchen angezündet, und Kräutertee gibt es hier sowieso keinen. Neben Tony Scott an der Klarinette sind noch zwei japanische Musiker mit von der Partie, beide spielen auf traditionellen japanischen Instrumenten, Koto und Shakuhachi. Das Koto ist ein altes japanisches Saiteninstrument, am ehesten noch vergleichbar mit einer Zither, hat aber einen 1.80 Meter langen Klangkörper auf welchen die Saiten gespannt sind. Bei der Shakuhachi handelt es sich um eine Bambusflöte, die einen sehr typischen, weichen aber mit starken Anblasgeräuschen verbundenen Klang erzeugt. Die tonale Wiedergabe der beiden Instrumente ist sehr authentisch, so wie ich es aus Japan kenne. Zudem kann „Cutie“ hier das Gefühl vermitteln, entspannt in einem japanischen Tempel zu sitzen und der Musik zuzuhören. Ohne die üblichen 1000 Besucher hinter einem mit klickenden Kameras!
Im praktischen Betrieb lief das Gerät völlig problemlos, es muss (und sollte) auch nicht permanent eingeschaltet bleiben. Bereits nach zehn Minuten Aufwärmen kann man entspannt Musik hören. Und zwar stundenlang. Damit möchte ich nun nicht behaupten, dass mit dem DACute alles weichgespült wird, überhaupt nicht. Aber Aufnahmen, bei denen einem sonst sämtliche Plomben herausfallen, werden mit dem DAC erträglicher. Das Gerät gibt sehr viel von dem Charme wieder, den eine Röhre vermitteln kann und weshalb sich die Fans auch so ein Gerät kaufen.
Dynamisch gesehen lässt es nichts anbrennen, das merkt man nicht nur bei Krachern wie Propellerheads, sondern auch sehr deutlich bei klassischen Gitarrenaufnahmen, die mit sehr viel Verve dargeboten werden. Wenn allerdings jemand ein Gerät sucht, mit dem die Anlage PA-mäßig knallt, dann muss er sich woanders umsehen. Er würde dann allerdings auch einiges verpassen.
Eine der Stärken des EAR ist sicher die plastische Darstellung der Musiker und Instrumente und damit verbunden das Gefühl, mit dabei zu sein. Nur drei Schritte nach vorne und ich nehme dem Theessink die Klampfe weg! So! Dies setzt allerdings eine realistische Aufnahmetechnik voraus, denn manchmal haben die Aufnahmen in der heutigen Zeit mehr mit Phantasie als mit der Realität zu tun.
Die Wiedergabe der Audienz bei einem klassischen Konzert in den eigenen vier Wänden ist ebenfalls etwas, wo unsere Phantasie gefordert ist. Hier kann uns der DAC natürlich auch nur in begrenztem Maße unterstützen, aber der Applaus einer Aufnahme in der Münchener Philharmonie wird schon sehr natürlich wiedergegeben. Und wie oft klingt das, als würden die Zuhörer Holzscheite aneinander schlagen.
Aber eigentlich möchte ich auf etwas völlig anderes hinaus, was mit diesem DAC möglich ist: Er lenkt von Schwächen in der Anlage – und die hat jede! – ab und bringt uns dem musikalischen Inhalt näher. Man konzentriert sich eher darauf, wie der Saxophonist improvisiert und weniger darauf, wie das Saxophon klingt. Und ob der Musiker nun zehn Zentimeter weiter vorne oder hinten steht. Dies kann der DAC alles wiedergeben, aber es erscheint einem nicht mehr so wichtig. Das Gerät für den Hedonisten! (frei nach J.C. Morrison)
Der Betrieb des DAC mit einem Computer über den USB Eingang funktioniert ebenfalls völlig problemlos. Anfangs war ich etwas irritiert, weil nach Anschluss des Mac dies nicht über die LED „lock“ angezeigt wurde. Die LED leuchtet erst nach Anwählen eines Titels auf. Kein Problem, wenn man es weiß.