Das Netzteil X-2 hat dieselben Abmessungen wie der eigentliche Verstärker und auf der Rückseite folglich nur einen Ausgang, um den Obelisk zu füttern. Interessanterweise können über ein angepasstes Kabel auch die hausinternen Phonostufen Quasar und Quester mit dem dann wirklich fett überdimensionierten Netzteil mit Strom versorgt werden.
Ohne die Unterstützung des Extranetzteils leistet der Obelisk relativ bescheidene 35/60 Watt an 4/8 Ohm. Da dem Verstärker aufgrund der Schaltung aber durch den Hersteller röhrenähnliche Eigenschaften nachgesagt werden, ist das, da ja jedes Röhrenwatt doppelt zählt (mindestens!) schon ausreichend, um auch an schwierigen Lautsprechern ohne hohen Wirkungsgrad keine Limitierungen erkennen zu lassen. Mit dem Einsatz des Netzteils X-2, dass dann nur die Endstufe mit Energie füttert, während sich das durchaus nicht sparsam dimensionierte Netzteil des eigentlichen Verstärkers nur der Vorstufensektion widmen darf, steigt die Leistung auf 50/80 Watt, wofür aber auch 799 Euro extra berappt werden müssen.
Das alles folgt guter, alter britischer Tradition, die so von Firmen wie Mission, Naim oder Nytech begründet wurde. Das klingt erst mal sehr konservativ und das es auch. Der technische Aufbau ist nach alter Väter Sitte rein analog, wenn auch sehr modern. Die Signalverarbeitung erfolgt streng getrennt, was sich bis zum Doppelmonoaufbau des separaten Netzteils durchzieht. Wenn man schon mit einem Schalter die Quellen umschaltet, dann bitte so, wie beim Obelisk über eine Mimik direkt auf der Platine – alte Mission Cyrus Verstärker lassen grüßen.
Insgesamt macht die Konzeption einen extrem durchdachten, professionellen Eindruck, Schrulligkeiten findet man hier nicht, und das ist auch gut so. Ein Zufallsprodukt ist der Obelisk bestimmt nicht. Nun ist das vorherige Spekulieren über Aufbau, Leistungsdaten und deren Auswirkung in der Praxis ja etwas müßig und entscheidend ist, wie immer, der Hörtest.
Bei diesem durfte sich erst der Obelisk solo präsentieren, im Anschluss mit dem X-2. Während des Tests wurde immer wieder zwischen dem Wandler des CD-Players und dem in den Obelisk intergrierten gewechselt. Obwohl sich der Obelisk Si vom ersten Takt an klanglich klar zu erkennen gibt, ist es gar nicht so einfach in Worte zu fassen, was ihn ausmacht. Ich starte mit Meredith Monks „Panda Chanted II“ von der grandiosen Do You Be: In einem Raum mit trockener Akustik stehen die Vokalartisten im Halbkreis und trampeln mit den Füßen zum Gesang, männliche und weibliche Stimmen bauen einen Rhythmus auf und am Ende des kurzen Stücks gibt es mehrmals meckerndes Lachen der Meisterin zu bestaunen. Ziemlich ernst. Das alles bringt der Obelisk sehr klar, plastisch, räumlich richtig und flüssig. Über einen normal guten Verstärker klingt das oftmals etwas akademisch. Der Si verrät zusätzlich, dass die Protagonisten dabei auch Spaß hatten und voller Leben sind. Das birst förmlich vor Energie, die, der Vorgabe folgend, sorgsam unter dem Deckel gehalten wird. Aber es brodelt! Dabei wird weder weich gezeichnet, noch überpointiert. Sehr faszinierend, wie bei einem an sich simplen Stück so viele Facetten aufgezeigt werden können. Wir bleiben beim Label ECM und gehen zu Arvo Pärts „Gloria“ aus der Berliner Messe von der Te Deum. Es ist diese Mischung aus harmonischer Wohligkeit und Gänsehaut, wenn ein Chor in einer Kirche anfängt zu singen. Das klappt an sich immer bei diesem Stück. Mit dem Heed glaubt man zusätzlich zu verstehen, was einem das Stück sagen soll, man erfasst das intuitiv. Es ist schon wieder dieser innere Zusammenhang der fasziniert. Um auch mal in etwas klassischeren Begrifflichkeiten zu bleiben: Die räumliche Abbildung ist ausgezeichnet, die Kuppel der Kirche zu sehen und die Akzentuierung der einzelnen Sänger im Chor ganz außergewöhnlich. Nicht nur Münder, auch der Brutkorb ist vorhanden.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.