Göbel High End ist zwar keine One-Man-Show – in Alling sind insgesamt fünf Personen mit Produktion und Entwicklung beschäftigt –, aber dennoch stark vom Firmengründer und -inhaber Oliver Göbel geprägt. Nicht zufällig dient sein Familienwappen als Firmenlogo. Schon im zarten Alter von 14 Jahren beschäftigte sich Oliver Göbel mit dem Bau von Lautsprechern. Diese Passion beeinflusste dann auch seine Berufswahl: Er machte eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker, seinen Meister in Fernmeldeelektronik und arbeitete dann in der Audio-Entwicklung von Siemens, wo er zwar erstmals mit Biegewellenstrahlern in Kontakt kam und auf diesem Gebiet auch ausgiebige, mit präziser Siemens-Messtechnik dokumentierte Materialtests durchführte. Langfristig ging es Oliver Göbel bei der Entwicklung von Großserientechnik aber zu wenig klangorientiert und audiophil zu, so dass er beschloss, sich 2003 selbstständig zu machen. Das erste Produkt war dann ein Jahr später der Biegewellenstrahler Detail, der ab 160 Hertz das gesamte Frequenzspektrum abdeckt und von passenden, firmeneigenen Subwoofern ergänzt wird. Wieder ein Jahr später wurde dann ein Patent für die Göbel-Biegewellentechnologie erteilt. Es folge die Entwicklung der Wandeinbaulautsprecher Modul und 2008 die Gründung der Göbel Audio GmbH als OEM-Partner für andere Firmen. Noch im selben Jahr entstand für Grundig die Neuauflage des kultigen Audiorama-Lautsprechers. Der Erfolg der Audio GmbH ermöglichte Göbel High End dann die Entwicklung der Cost-No-Object-Baureihe Epoque, die 2010 erstmal vorgestellt wurde und deren kleinstes Modell nach einigen Mühen – das Gewicht der so harmlos wirkenden Schallwandler hatte ich ja schon erwähnt – in meinem Hörraum steht.
Nach der Manger MSMs1 und der German Physiks ist die Epoque Fine nun schon der dritte Biegewellenstrahler in nicht einmal einem Jahr, mit dem ich mich ausführlicher beschäftige. Und dennoch gibt es zwischen diesen Varianten desselben Prinzips nicht unerhebliche Unterschiede. Der Strahler des Fine deckt, wenn auch dicht gefolgt vom German Physiks, den größten Frequenzbereich ab. Im Gegensatz zu diesem Rundumstrahler gibt er Schall aber bis 4000 Hertz nach vorn und hinten, darüber hinaus lediglich nach vorne ab, dies allerdings mit einem von konventionellen Lautsprecherchassis nicht realisierbaren Abstrahlwinkel von nahezu 180 Grad. Vom Manger unterscheidet sich Oliver Göbels Kreation dadurch, dass sie als biegesteifer Biegewellenwandler arbeitet, der auch unterhalb der sogenannten Koinzidenzfrequenz – das ist die Frequenz, bei der die Phasengeschwindigkeit auf der Membran mit der in der Luft identisch ist – noch Schall als Biegewelle abgibt.
Das Kernmaterial der neunschichtigen Membran unter dem von außen sichtbaren Karbonfasergeflecht ist ein spezielles Holz, das aufgrund seiner naturgegebenen Inhomogenität keine ausgeprägten Resonanzen besitzen soll. In der Manufaktur werden darauf verschiedene Lagen aus Harzen und Geweben aufgebraucht und in einem hochentwickelten Pressverfahren verdichtet. Durch die Ausrichtung der Gewebelagen, die Abmessungen der Membran und die Faserausrichtung des Kernmaterials wird die Amplitude der angeregten Biegewelle schon während der Laufzeit auf der Membran stetig gedämpft, führt Oliver Göbel aus. Das größte Problem bei einem Biegewellenstrahler sei nämlich die Einleitung und Dämpfung der Energie in die respektiver in der Membran. Während er sich über konstruktive Details des Antriebs ausschweigt, gibt er bereitwillig zu Protokoll, dass es ihm durch die Kombination von Aluminum, Holz, Silikon, Gummi und Moosgummi für die Einspannung an den Kanten der Membran gelungen sei, einen über den gesamten Frequenzbereich von sieben Oktaven gleichmäßigen Wellenabschluss der Membran an den Rahmen zu schaffen. Reflexionen an den Außenkanten würden so sicher vermieden. Den Einschnitten in der Membran komme vor allem die Aufgabe zu, parasitäre Schwingungsenergien diffus zu zerstreuen, so dass keine stehenden Wellenfelder aufgebaut werden könnten. Dazu müssten die Winkel und Positionen der Einschnitte auf ein hundertstel Millimeter exakt berechnet und ausgeführt werden. Die letztere Anforderung sei nur mit einem Computer-gesteuerten Laser zu erfüllen.
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