Der Ausgang für ein Paar Lautsprecher bietet vier Anschlüsse zum bequemen Verkabeln von Lautsprechern mit Bi-Wiring-Terminals. Es wird zwar nicht explizit darauf hingewiesen, aber der Betrieb von zwei Pärchen Lautsprechern wird mit keiner Silbe im Manual erwähnt und sollte wohl auch nicht einfach so ausprobiert werden. Hergestellt wird der Kontakt über eigene Buchsen und eigene Stecker – die immerhin mitgeliefert werden, es aber irgendwie auch nicht besser machen. Die Verbindung ist sicher gut und bis auf Spezialkabel bekommt man alles bis 4 qmm rein, aber musste das wirklich sein? Hätten es nicht ganz normale, bananengängige Buchsen oder Terminals getan? Der notorische Hang zur Diversifizierung in immer schwieriger werdenden Märkten kann auch einfach nur unpraktisch sein. So, genug gemeckert! Oder auch nicht, wenn auch in eigener Sache. Im Grunde bekommt man mit der Kombi drei Geräte, die man alle möglichst ausführlich beschreiben soll, obwohl nur Zeit für einen Test ist. Na gut, jetzt aber schnell.
Den Start des Hörtest bestimmt mein Nachwuchs - wie immer, wenn ich auf die seltsame Idee komme, nachmittags neue Geräte auszupacken. Also Kinderlieder. „Auf der Mauer auf der Lauer“ mit natürlicher Instrumentierung wie Gitarre, Hackbrett und Akkordeon und sehr realistisch aufgenommenen Kinderstimmen. Eignet sich übrigens hervorragend, um die Neutralität von Geräten zu testen. Sofort fällt eine Eigenschaft des Cyrus ins Auge beziehungsweise Ohr, nämlich die geradezu hingebungsvolle Zuwendung zu Details und und sonst nicht so beachteten Kleinigkeiten. Das Greifen von Gitarrensaiten, ein kurzes, leises Fingertappen auf dem Gitarrenkorpus mit anschließendem Nachhall lässt er sich völlig selbstverständlich im Raum entfalten. Stimmen stehen klar gegliedert und auf keinen Fall übergroß im Raum. Der Cyrus zeichnet jedenfalls nicht weich, Schönfärberei ist nicht seine Sache.
Der Wechsel ins klassische Fach mit Ravels „Konzert für die linke Hand in G-Dur“ mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Armin Jordan (Erato) offenbart weitere Talente des von vorne so schmächtig anmutenden Kästchens. Zum einen spielt der Cyrus schnell und auf den Punkt im besten Sinne, zum anderen sehr dynamisch und sauber. Kleinste Lautstärkeunterschiede zeigt er mit Leichtigkeit auf. Nun hat man das gern mal bei kleinen Verstärkern: viel Gefühl und Akkuratesse, aber keine Luft für Lautstärkesprünge. Hier leistet der Cyrus erstaunliches, auch grobdynamisch lässt er gar nichts anbrennen. Sich wellenförmig auftürmende Orchester schwellen fein abgestuft immer weiter an, und der Cyrus schiebt fröhlich weiter an bis zum Höhepunkt. Dabei bleiben Räume stabil und sauber abgezirkelt. Klavierläufe sind fein nachzuvollziehen und auch der Körper des Flügels steht glaubhaft im Raum. Den allerletzten großen Rumms bleibt er dabei aber etwas schuldig.
Kleine Jazzbesetzungen wie auf der Bon Voyage mit dem McCoy Tyner Trio (Timeless) stellt er sehr intim dar. Bei „Summertime“ lässt der Cyrus die dichte Atmosphäre bestehen und stellt die drei Akteure trotzdem klar dar. Feinheiten kommen hier sehr schön zur Geltung, die bei anderen Verstärkern gerne mal untergehen, und fügen sich trotzdem zu einem Ganzen zusammen. Vielleicht manchmal etwas zu schnell, dabei aber niemals hastig. Stimmen, egal ob im Pop, Jazzbereich oder bei barocken Chören werden klar umrissen und durchgezeichnet abgebildet. Wichtig ist Natürlichkeit und Authentizität anstatt pastellfarbener, übergroßer Münder vor der Stereofront.
Im Bassbereich behält der Cyrus seine sportliche Gangart. Knackig, präzise und unnachgiebig fest behält er hervorragend die Übersicht. Bassfiguren werden durchleuchtet und in Struktur und Volumen wiedergegeben. Obwohl er bestimmt nicht fett im Bass agiert, bleibt immer genug Fleisch, um nicht als schlank durchzugehen. Man muss sich manchmal erst etwas daran gewöhnen, dass gewohnter Tieftonschub nun etwas ausdifferenzierter daher kommt als gewohnt. Bei „Aerodynamik“ von Kraftwerk von der Tour de France (Klingklang) wird der Synthesizer in Melodie und begleitendes Tieftonwerk zerlegt, ohne dass der Eindruck von Analytik ins Spiel kommt. Es macht richtig Spaß, entsprechendes Material nach Aha-Erlebnissen zu durchsuchen. Bei alldem macht der Cyrus zwar Schub, aber für eine Zwerchfellmassage reicht es noch nicht.
Was passiert, wenn man nun das PSX-R einschleift? Erst mal gar nichts. Macht man das nämlich, ohne den Cyrus 8 DAC vom Netz zu trennen, meldet dieser beunruhigend auf dem Display „PSX-R Service“, und es passiert gar nichts weiter. Na, das wollen wir doch nicht hoffen. Ein kurzes Trennen vom Netz, Verbinden und wieder Einschalten beider Geräte, und alles funktioniert, wie es soll. Insgesamt ist die Wirkung sehr spannend, immerhin versorgt das PSX-R nicht die Endstufe, sondern „nur“ die Vorstufe mit sauberem Strom im Überfluss. Das Ergebnis gibt denjenigen Recht, die die Vorstufensektion eines Verstärkers als wichtigstes Gerät der ganzen Wiedergabekette betrachten. Es ist keine Revolution, die das Zusatznetzteil lostritt, das würde den Cyrus 8 DAC im Solobetrieb auch diskreditieren, aber ein klarer Fortschritt. Alle beschriebenen positiven Eigenschaften bleiben erhalten, aber der Verstärker langt jetzt im Bass ganz anders zu, Räume werden durch mehr Energie greifbarer, Töne im Ganzen aufgefüllt. Insgesamt profitiert klanglich jeder Bereich. War der Cyrus auch ohne Netzteil schon sehr dynamisch, spielt er mit noch schneller und gleichzeitig manchmal fast beängstigend dynamisch. Jetzt ist auch der Druck und die Energie vorhanden, die dafür nötig sind. Nur um nicht falsch verstanden zu werden: Der 8 DAC ist immer noch nicht richtig füllig, sondern bleibt der beschriebenen Charakteristik treu.