Bevor das alles zu exotisch wird, kommt die entscheidende Frage, wie klingt es denn nun? Als erstes kommt Mozart, Sinfonia Concertante KV 364 in den CD Spieler. Dies ist eine wunderbare Aufnahme von Kenneth Wilkinson für Decca aus dem Jahre 1963, aufgenommen mit der Moskauer Philharmonie unter Kyril Kondrashin. Digital überspielt wurde das Band von JVC und unter dem Label xrcd veröffentlicht. Die Solisten sind David und Igor Oistrakh, also Vater und Sohn. Bei dieser Aufnahme hat der weltweit bekannte Violonist David Oistrakh den Part für die Violine seinem Sohn Igor überlassen. Er begnügt sich hier mit der Begleitfunktion an der Viola. Russland besitzt sechs Stradivari Violinen, welche die Musiker zur freien Verfügung hatten. Nicht schlecht!
Die Interpretation hat nicht unbedingt etwas mit historischer Aufführungspraxis zu tun, darüber hat sich damals noch keiner Gedanken gemacht. So blitzt, besonders im zweiten Satz Andante, immer wieder die russische Seele durch. Die Aufnahme ist – wie bei Decca Aufnahmen aus dieser Zeit zu erwarten – hervorragend. Den tonalen Unterschied zwischen der Violine und der etwas größeren Viola herauszuarbeiten ist die leichteste Übung für den MIPA. Auch wird der hölzerne Klangcharakter der Instrumente sehr natürlich wiedergegeben, was für eine Wiedergabekette schon zu den schwierigeren Aufgaben zählt. Die Solisten stehen weit vor dem Orchester, letzteres wird als Klangkörper sehr detailliert dargestellt, zerfällt aber nicht in eine Ansammlung einzelner Instrumente. Die Forte Passagen werden völlig unangestrengt und mit Wucht wiedergegeben.
Kontrastprogramm: The Sermon mit Jimmy Smith an der Schweineorgel Hammond B3. Die Hammond B3 hat einen unvergleichlichen Sound, der zum einen von der elektromechanischen Tonerzeugung herrührt, zum anderen von den Leslie-Cabinets. Bei diesen Lautsprechern wird eine Art Vibrato erzeugt, indem zwei Hochtöner motorgesteuert um eine senkrechte Achse rotieren. Durch Smith ist diese Orgel in den 60-ern unheimlich populär geworden, später leider auch im Bereich der seichten Unterhaltungsmusik.
Im Zusammenhang mit dem MIPA ist interessant, wie der gewaltige „Growl“ der Hammond in den unteren und mittleren Tonlagen rüberkommt. Nun, das scheint wirklich eine Stärke der Röhrenverstärker zu sein, aber der MIPA kommt dem schon sehr nahe. Die Aufnahme ist technisch nicht unbedingt der Wahnsinn, man merkt mit dem MIPA sofort, dass hier elektronisch nachgearbeitet wurde. Auch erkennt man den von Rudy van Gelder gerne verwendeten künstlichen Hall sofort, dies ist kein natürlicher Raumhall. Die Originalaufnahmen sind Mono, allerdings hat van Gelder damals schon Zweispuraufnahmen mit den verschiedenen, voneinander getrennten Musikern gemacht, die dann später zu einer Stereoaufnahme zusammengefixt wurden. Auch darüber lässt uns der MIPA nicht im Unklaren. Ebenfalls leicht erkennbar ist, dass die Basslinien nicht von einem Bassisten stammen, sondern von Smith mit den Pedalen der Orgel gespielt werden. Der Groove und die Spielfreude von Smith ist unheimlich gut eingefangen und kommt auch so rüber; still sitzen kann man dabei nicht. Dies ist keineswegs selbstverständlich, ich habe diese Aufnahme an anderer Stelle auch schon vor sich hinplätschern gehört.
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