Befreit man den kleinen Audio Exklusiv von seinem Gehäuse, sieht man eine voll bestückte, sauber kanalgetrennt aufgebaute Schaltung, teils ohne Bauteile-Beschriftung. Beeindruckend sind die vier Elkos mit jeweils 4700µF, also insgesamt beachtlichen 18800µF in der Stromversorgung. Das Begleitschreiben des P 0.2 weist mich darauf hin, dass dieses Exemplar von den empfohlen 200 Einspielstunden erst die Hälfte absolviert hat. Nun habe ich den Kleinen aber schon mal einen Tag am Netz und bin neugierig. Und warum soll ich beim Einspielen nicht reinhören?
Für mein Benz Glider L2 wähle ich den Verstärkungsfaktor 60,5dB und 47kOhm als Abschluss. Die höchste Verstärkung von 64,5dB verwerfe ich wegen des daraus resultierenden unpraktischen Regelbereichs an meinem Vorverstärker. So stelle ich den T+A P10 auf Hörlautstärke und würde sagen „Silence is golden“ – wäre der P 0.2 nicht schwarz. Da höre ich rein gar nichts. Ich muss mit dem Ohr schon direkt an die Tieftöner, um ein leichtes Signal wahrzunehmen. So ein Geräuschabstand ist kaum zu toppen!
Die Wiederauflage des Labels JazzTrack von der 1956 aufgenommenen Jimmy Giuffre 3 lege ich zuerst auf den Plattenteller. Diese Aufnahme ist leider leicht sumpfig, aber mir gefällt halt die Musik. Und was macht der kleine P 0.2? Es wirkt, als würden die drei Jungs schneller spielen als gewohnt. Da ist Drive in der Musik, Detailvielfalt und Plastizität. Also ans Plattenregal und Strawinskys Pulcinella Suite, Decca 1968, auf den Spieler. Das ist eine gelungene Aufnahme. Der Audio Exklusiv gestaltet sie mit Transparenz und Farbigkeit. Die Raumabbildung ist beachtlich. Das Orchester spielt geschlossen, dabei dursichtig. Umgeben wird die Bühne von einer zusätzlichen Offenheit, ohne dass auch nur einen Moment irgendetwas wankt oder diffus erscheint.
Etliche weitere Scheiben lege ich auf, wie die Symphonie Fantastique von Berlioz mit Solti auf Stereo Laboratories, Miles Davis´ Sketches of Spain, Dillons This Silence Kills, Jazz At The Pawnshop, Ella Fitzgerald & Louis Armstrong, Franz Liszts h-Moll Sonate mit Clifford Curzon und noch einige mehr. Der Hörtest erstreckt sich inzwischen über eine Woche und das Schöne ist, dass das kleine Kästchen immer mehr Freude macht. Die Musikalität und Spielfreude des P 0.2 lassen mich nicht aufhören. Der erste Hör-Spaß wiederholt sich und die Klangkünste dieses Entzerrer-Vorverstärkers überzeugen in allen Bereichen. Das ist wirklich etwas Besonders – für 660 Euro. Dass Audio Exklusiv den P 0.2 eigentlich nur für Gelegenheits-Hörer baut, ist für mich klares Understatement.
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