Beide Systeme empfinde ich als ausgesprochene stimmige Allrounder. Dennoch wurde nach den ersten Vinyl-Kostproben, mit denen ich die beiden Abtaster fütterte, deutlich, welches Material ihrem jeweiligen Gaumen besonders schmeichelte. Ich würde sogar so weit gehen und mich trauen, diesen Ratschlag zu geben: Wer etwas mehr Klassik in seinem Plattenrepertoire sein eigen nennt, sollte zum P3-G greifen. Wer Pop/Rock, Minimal-Jazz oder Elektronik bevorzugt, wird mit dem P-3 seine Freude haben. Man möge man mich bitte nicht bis ans Ende meiner Tage auf diese gutgemeinte Empfehlung festnageln – am Ende des Tages bleiben Geschmäcker nun mal ein unergründliches Geheimnis. Für die ersten A-/B-Vergleiche mussten drei Scheiben herhalten: Recomposed By Carl Craig & Moritz von Oswald, Music By Ravel & Modest Mussorgsky (Deutsche Grammophon), Talk Talk, Laughing Stock (Verve/Parlophone) und du Pré/Barenboim, Elgars Cello Concerto, Op.85 (CBS). Das trocken-rauhe Klangbild von Laughing Stock vermochte das P3 insgesamt geradliniger und unmittelbarer darzustellen als das P3-G. Dies wiederum punktete bei Elgars Konzert für Violoncello, Op.85: Die beeindruckende Präsenz der Aufnahme, speziell das leichtfüßige Spiel Jacqueline du Prés, gab das P3-G mit einer nicht vom Gesamtgeschehen ablenkendenden Detailfülle wieder, dass es eine Wonne war. Bei Klassik-Elektronik-Hybriden „Movement 1 & 2“ – frei nach Ravel – von den beiden Dub- und House-Innovatoren Oswald & Craig wurde es dann allerdings ein wenig schwieriger. Hier pochten zwei Herzen in meiner Brust: eins für das P3 wegen der elektronischen, das andere für das P3-G wegen der gesampelten Original-Momente der Karajan-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern. Und das bestätigte wiederum meine ersten Eindrücke hinsichtlich der Musikfaibles der jeweiligen Tonabnehmer.
Nun rät Phasemation zur Verwendung der hauseigenen Übertrager T-1 oder T-3, um die beiden MC-Abtaster zur vollen Klangblüte zu bringen. Ich bat Axxis Europe um die preisgünstigere Variante der beiden. Ich muss zugeben, dass ich kein Freund des zusätzlichen Aufwands bin, der mit der Integration eines externen MC-Übertragers in einen Phonozweig verbunden ist. Das soll nicht heißen, dass externe MC-Übertrager in meinen Augen keine Existenzberechtigung besitzen. Ich habe durchaus sehr überzeugende Tonabnehmer/Übertrager-Kombinationen gehört, jedoch mussten sich diese meistens mit einem Extra-Investment an Zeit und Geduld erkauft werden. Viele solcher Paarungsversuche, deren Zeuge ich wurde, scheiterten oftmals schon an der Aufstellung beziehungsweise Verbindung: kaum ein Übertragerbesitzer, der nicht anfänglich mit Brummproblemen zu kämpfen hatte. Oftmals werden die Vorteile, die Übertrager bieten können, durch die Wahl der falschen Signalverbindung in Art und Länge sowie durch Fehlentscheidungen hinsichtlich der individuell richtigen Übertrager-Impedanz erheblich geschmälert. Auch der T-1 ist vor Einstreuungen nicht gefeit und verlangt daher nach einer sorgfältigen Auswahl des Aufstellungsortes und der (geschirmten) NF-Verbindung. Ein kurzer Signalweg zum nicht symmetrisch aufgebauten T-3 und auch zum Phonovorverstärker ist daher durchaus nicht unwichtig.
Da der T-3 von Haus aus als klangfördernde Maßnahme für P-3 und P-3G entwickelt wurde, entfallen natürlich Anpassungsprobleme hinsichtlich der Impedanz. Sollte man auf MC Step-Ups aus eigenem Besitz zugreifen wollen, sollten diese niederohmiger Natur sein. Nach einigen wenigen Versuchen und der entsprechenden Einspielzeit kann ich durchaus nachvollziehen, warum Phasemation zu den hauseigenen Übertragern rät: Die beschriebenen Tugenden des P-3 und des P-3G werden im wahrsten Sinne des Wortes verstärkt – dem „Satten“ gesellen sich „Saft und Kraft“ und ein unüberhörbarer Schuss „analoger Wärme“ dazu.
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