Apropos Stromversorgung: Die ist auf der Platine ganz links im Gehäuse untergebracht und als Schaltnetzteil ausgeführt. Da ich die in audiophilen Kreisen verbreiteten Vorurteile gegen eine solche Lösung kenne und eher gefühlsmäßig denn technisch begründet in gewissem Rahmen auch teile, bat ich Carlos Candeias, seine Entscheidung für diese Art Netzteil kurz zu erläutern, was er auch bereitwillig, aber nicht wirklich kurz tat: Grundsätzlich gelte, dass man jede Art von Netzteil gut oder schlecht bauen könne. Schaltnetzteile hätten aber immer dann gute Ergebnisse gezeigt, wenn die Last nicht zu hoch sei und relativ wenig variiere. Beim MCCi käme die einzige Varianz vom Dimmer der Beleuchtung, nicht jedoch vom Verstärker, und die benötigte Leistung sei niedrig. Top-Schaltnetzteile filterten nicht einfach Schaltschmutz weg, sondern minimierten diesen bereits bei seiner Entstehung. Kleineren Restkomponenten würden mit einer aufwändigen Filterung und ungewöhnlicherweise auch mit einer Menge Speicherkapazität entgegengewirkt. Darüber hinaus eliminiere ein aktiver Gyrator auf der Primärseite den Netzbrumm vollständig. Die Summe dieser Maßnahmen führe zu einer Spannungsversorgung, die im Audio-Bereich eine niedrige und konstante Impedanz über die Frequenz habe und deren Störspektrum oberhalb von 80 Kilohertz liege. Da Phonostufen extrem empfindlich im Brumm-Bereich sind und oberhalb von 80kHz im Grunde keine Verstärkung mehr haben, sei ein hochwertiges Schaltnetzteil hier schlicht die beste Lösung. Wenn der MCCI jetzt auch noch überzeugend klingt, dürfte es an der Zeit sein, von einem weiteren wohlgehegten Vorurteil Abschied zu nehmen.
Der B.M.C. findet erst einmal direkt auf einer Ebene eines Pagode-Racks ein Plätzchen und darf sich eine paar Tage am Netz akklimatisieren, kam er doch fabrikneu in Gröbenzell an. Ich bringe es aber nicht übers Herz, ihn per beigepackten Netzkabel mit dem Stromnetz zu verbinden und spendiere ihm sogleich ein HMS-Kabel. Auch wenn der MCCI noch nicht eingespielt ist, höre ich schon bei den ersten Scheiben recht genau hin, genau genommen sogar vor der ersten LP: Ich drehe den Lautstärkeregler ein gutes Stück nach rechts – weit über die beim Musikgenuss übliche Einstellung hinaus – und vernehme erstaunt, dass dabei zwar das Rauschen lauter wird, aber nicht die geringste Brummkomponente ans Ohr dringt. Die tonale Zusammensetzung des Rauschens unterscheidet von der der meisten Phonostufen. Insgesamt liegt der etwas höhenbetonte Störteppich deutlich unter dem Rillengeräusch und ein wenig über dem, was die zum Vergleich herangezogenen symmetrischen Einstein-Phonostufen hören lassen. Aber die haben jetzt erst einmal ein, zwei Wochen Pause, da es gilt, dem MCCI zu ein paar Betriebsstunden zu verschaffen.
Gleich von Beginn an begeistert der B.M.C. mit einer unbändigen Spielfreude. In puncto Dynamik bleiben keine Wünsche offen. Auch Durchzeichnung und Raumillusion können auf Anhieb überzeugen. Nur bei den Klangfarben vermisse ich einen Hauch Sattheit und Wärme, was aber vor dem Absolvieren einer angemessenen Einspielzeit keine wirkliche Kritik sein kann. Während dieser kommt dann auch mal ein Brinkmann EMT ti zum Zug, das mit über einem Millivolt Ausgangsspannung bei 5 Zentimetern pro Sekunde deutlich weniger Strom liefert als das AirTight, am B.M.C. und daher auch ein wenig leiser rüberkommt – aber klanglich dennoch überzeugt: Die EMT-typisch Wucht im Bass geht keinesfalls verloren, und diese Auflösung und Raumgröße habe ich mit einem EMT sonst nur über deutlich teurere Phonostufen erleben können.
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