Wenn die Violin so fantastisch auflöst, wie klingt denn dann eine andere meiner· Referenz-Aufnahmen, Oscar Petersons „You look good to me‟? Die Antwort: tonal stimmig, auch hier transparent und der von Ray Brown gezupfte und gestrichene Kontrabass keineswegs zu fett. Bei den beiden folgenden Digital-Versionen von Musikstücken, die ich gleichfalls auf Vinyl besitze, hatte ich den Eindruck, dass der unangenehme, harsche Digital-Charakter abgemildert wurde. Ein erfreuliches Phänomen. Keineswegs ging dies einher mit zu wenig Höhen. Im Gegenteil, das Bändchen der Violin spielt farbenfroh, offen und luftig.
Was mich bei allen Stücken bisher besonders faszinierte, war die in meinem Raum bisher nicht erlebte herrliche Räumlichkeit und Staffelung des musikalischen Geschehens in der Tiefe bis weit hinter die Lautsprecher. Probeweise nahm ich meinen T+A Röhren-Vorverstärker aus der Kette und schloss den DA-Wandler, der ja als Vorverstärker agieren kann, direkt an die kleine Spectral Endstufe an. Das Klanggeschehen wurde sofort weniger in die Tiefe gestaffelt. Erstaunlich, wie die Violin dies deutlich macht. Sofort musste der Vorverstärker wieder mitspielen.
In Richtung Rock-Musik bewegte ich mich über mit „Under The Boardwalk‟, interpretiert von Rickie Lee Jones auf Girl At Her Volcano. Auch hier war ein beeindruckend sauberer und, wie sich‘s gehört, kräftiger Bass zu hören. Sängerin und Sänger standen mit farbigem Timbre auf der Bühne. Genau die Dynamik, die dieses Stück in sich trägt und so, wie ich es hören möchte.
Nun zu den obligatorischen Rolling Stones, jetzt von der Schallplatte, und zwar die A-Seite von Let It Bleed: Alles stimmte bei „Gimmie Shelter‟, die Stimmen glaubhaft, die Instrumente vielschichtig, detailreich, farbenreich und räumlich aufgelöst. Nur irgendetwas war nicht so, wie es sollte. Ich muss zugeben, dass ich eine Weile brauchte, weil die farbige Detail-Vielfalt mich beeindruckte, bis ich mir sicher war, dass die Räumlichkeit hier nicht überzeugte. Mick Jagger steht bei den Stones nicht hinten. Aber so hörte es sich an. Die sich nach hinten öffnende Räumlichkeit ließ das Anmachende nicht rüber kommen. Es fehlte jegliche Aggressivität. Nun kenn ich den Charakter meiner kleinen Spectral-Endstufe. Sie öffnet den Raum nach hinten. Also ersetze ich die Spectral Endstufe durch meine zwei 55 Watt Röhren-Monos in Trioden-Schaltung. Und siehe da, jetzt war das Klangbild weniger tief gestaffelt, aber Mick Jagger sang vorne. Farbe, Details, Dynamik, alles war ähnlich, nur die Raumabbildung war jetzt richtiger.
Ich habe noch viele verschieden Schallplatten gehört, einfach wegen des tollen Klanges. Ganz besonders Spaß gemacht hat mir das Stück „Guter Mond, Du gehst so stille‟ von Dieter Ilg auf BASS. Egal mit welcher Endstufe ich welche Musik hörte, die oben beschriebenen Eindrücke bestätigten sich immer wieder. Ich möchte noch unbedingt erwähnen, dass die tonale Balance der Violin in hohem Maße erhalten blieb, egal ob ich aus meinem Hörsessel aufstand oder zwei Meter vor dem Lautsprecher stand. Die Lawrence Audio gewährt dem Hörer also einen sehr großzügigen Raum, in dem er genussvoll hören kann.
Die Violin kostet komplett 6300 Euro. Das ist gemessen an ihrem musikalischen Können nahezu ein Geschenk. Denn sie kann jede Menge anderer Lautsprecher absolut blossstellen. Dafür ist es aber mit dem Entrichten des Kaufpreises nicht getan. Will man alles aus der Violin herausholen, kommt man nicht umhin, sich Zeit zu nehmen für die Auswahl der richtigen Zuspieler, da sie die Charaktere ihrer Mit-Musikanten sehr, sehr deutlich offenbart. Aber auch die Suche nach dem stimmigen Ganzen ist keine Frage des Geldes: Bei meinen oben beschriebenen Variationen der Kette war auch eine weniger teure Lösung die für mein Empfinden bessere.
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