Wie klingt’s? Nach anfänglichen Versuchen, in traditioneller Weise Kabel für Kabel auszutauschen und gegen eine erwiesene Referenz quer zu hören, entschied ich mich der ganzheitlichen Sicht ihres Schöpfers zu folgen und den Effekt von Silber-Gold als Gesamtphänomen wirken zu lassen. Tatsächlich hat eine gänzlich mit zendo cable verbundene Kette eine Charakteristik, die sie von anderen Verbindungen abhebt. Eine Einzelbeurteilung durch den einsam nächtelang vor der Anlage zubringenden Tester, der nach möglichst objektivierbaren Kriterien die ewig gleichen Testplatten auflegt, um dann in seinem Notizbuch festzuhalten, dass er jetzt endlich weiß, wieviele Stimmen den Backgroundchor von Joni Mitchells „Circle Game“ bilden, wird immer bleiben was er ist: Eine subjektive Momentaufnahme. Als solche ist festzuhalten, dass zendo cable detailreich und natürlich spielen. Dazu eine räumliche Abbildung, die ins Dreidimensionale geht. Auf der warmen Seite der Neutralität. Klare Höhen, prächtige Mitten. Klangfarbenreich.
Je länger man mit zendo cable hören kann, umso schwerer fallen diese Klassifizierungen. Letztlich scheinen sie auch den entscheidenden Punkt zu verpassen. Eine Veränderung einer ausgereiften Anlage bewirkt mitunter nur eine Nuance im Klangbild. Klingt die Wiedergabekette mit zendo cable auf spektakuläre Weise anders? Nein, aber in meiner Wahrnehmung machfren die Silber-Gold-Kabel jenen subtilen aber essentiellen Unterschied, der darüber entscheidet, ob es in den eigenen Wänden nur gut klingt oder ob Sie einen Abend lang Musik hören wollen und sich freuen, welche wunderbaren Schätze die Plattensammlung beherbergt.
Zendo cable haben etwas Menschliches, Organisches an sich. Am deutlichsten wurde mir dieser Eindruck bei einer Aufnahme, die ein Freund aus Amerika mitbrachte. Die mir völlig unbekannte Gruppe „Attention Screen“ hat sich als Jazz Quartett der kollektiven Improvisation verschrieben. Im Februar 2007 gaben sie ein Life-Konzert in der Merkin Concert Hall in New York und das auf bemerkenswerte Art und Weise. Sie trafen sich als eine Gruppe von Komponisten, die Musik vorführten, die noch nicht komponiert war. Der Gitarrist beschreibt das Vorgehen wie eine Talk Show vor Publikum. Man beginnt an einer Stelle und sieht zu, wohin einen der Dialog führt. Band Leader und Pianist Robert J. Reina nennt es selektives Zuhören und betont das hohe Maß an Konzentration, das nötig ist, um den Ball aufzunehmen, der von den anderen Seite gespielt wird. Bassist Chris Jones vergleicht es mit dem Spiel „Stein, Papier, Schere“: Wer gerade ein starkes, harmonisches Element vorbringt, dem wird gefolgt. Auch der Drummer Mark Flynn verweist darauf, wie sehr alle vier aufeinander hören und sich gegenseitig unterstützen und dabei jeweils etwas Urpersönliches ausdrücken. „The key is active listening, otherwise it can just be a mess.“
Nachvollziehbar wurden diese Eindrücke tatsächlich erst bei der Silber-Gold-Verkabelung – trotz mehrmaliger Versuche wollte sich der organische Flow, die gefühlte spirituelle Entrücktheit der Musiker mit anderen Verbindern nicht einstellen. Ein Zauber? Jedenfalls musste ich beim Zurückwechseln an den nachhaltigen Austausch mit Raimund Mundorf denken, der bereits beim ersten Treffen darauf hinwies, wie wichtig er eigene spirituelle Erfahrungen als Teil der Persönlichkeitsentwicklung erachte.
Ich bin sicher, er hätte sich bestätigt gesehen und seine Freude daran gehabt, dass die zendo cable die Aussage Don Fiorinos „dissolving the ego is a core experience of improvising music“ durchaus nachvollziehbar machten.