Mit vollem Namen heißt der Tonarm „Thiele TA01 – ZERO Tracking Error Tonearm“. Den namenlosen Arm hätte ich Ihnen am liebsten schon vor knapp acht Jahren vorgestellt, nachdem ich ich Helmut Thiele damals noch in Essen besucht hatte, wo er mir seine Version eines linear abtastenden Drehtonarms zeigte. Und die ist wirklich etwas besonderes.
Konstruktionen, die das gleiche Ziel – die Abtastung einer Schallplatte ohne oder besser mit nur ganz geringem Fehlspurwinkel – verfolgen, gibt es einige, von Tangential-Tonarmen mal abgesehen. Schon in meiner Jugend machte der Garrard Furore, bei dem auf seinem Weg zum Label hin rein mechanisch der Kröpfungswinkel des Headshells verändert wurde: geometrisch nicht ohne Reiz, in Sachen Spiel und Resonanzableitung aber gewiss nicht der Weisheit letzter Schluss. Micha Huber perfektionierte ein entsprechendes Prinzip dann mit seinen Thales-Tonarmen: feinmechanische Meisterwerke. Der Thales Simplicity II beeindruckte mich während eines Tests derart, dass ich mich nicht mehr von ihm trennen wollte und ihn schließlich erwarb. Enormen Aufwand betreibt Reed mit seinem „aktiven“ 5T, bei dem der Lagerpunkt des Arms von einem Elektromotor samt Regelelektronik verstellt wird, um so gut wie keinen Fehlspurwinkel zu generieren.
Helmut Thiele, den ich Ihnen bei einem Besuch seiner Firma in Duisburg – sobald selbst solch überschaubare Reisen wieder Spaß machen – näher vorstellen werde, kommt bei seinem Arm ohne jegliche Elektronik aus, variiert aber statt des Kröpfungswinkels des Headshells auch den Drehpunkt des Arms. Das Prinzip faszinierte mich sofort, aber die Vorstellung des einzigen Modells in unserer Erlkönig-Rubrik schien dem Entwickler nicht sinnvoll, bevor er zumindest eine Kleinserie realisieren konnte. Bei meinem Besuch in ATRs Show- und Begegnungscenter in Eltville im Herbst letzten Jahres traf ich dann auf ein Vorserienexemplar des Arms, der auf einem ebenfalls von Helmut Thiele entwickelten Laufwerk montiert war. Dem Duo war sein Vorserien-Status nicht anzusehen, dafür war die Verarbeitung einfach zu perfekt. Dennoch ist noch eine Änderung notwendig, bevor die ersten Tonarme ausgeliefert werden: Arm und Laufwerk werden nicht, wie in Eltville zu sehen, „Vero“ heißen, da der Name in einigen Ländern geschützt ist. Daher entschieden sich Entwickler und Vertrieb für die ungemein klare – und damit zum hervorragenden Design passende – Typenbezeichnung „TA01“. Diese wird um den erklärenden Zusatz „ZERO Tracking Error Tonearm“ ergänzt.
Für den Autor kam die Umbenennung reichlich ungelegen. Denn kurz zuvor war ein Exemplar aus der ersten Kleinserie in Gröbenzell eingetroffen. Wegen seiner recht raumgreifenden Grundplatte, die für die es gute konstruktive Gründe gibt – doch dazu beim Test mehr -, passt der TA01 nicht so einfach auf eine Basis des LaGrange. Aber das ist natürlich kein Problem, wenn der Tonarm-Entwickler über eine komplett ausgestattete Feinmechanik-Werkstatt verfügt. Eine speziell für eine LaGrange-Basis angefertigte Platte machte die Montage der Grundplatte auf der Basis zum Kinderspiel. Auch der weitere Aufbau des auf den ersten Blick recht kompliziert erscheinenden Arms ging nicht zuletzt dank der gut gemachten Anleitung leicht von der Hand. Und gerade als ich den ersten Tonabnehmer eingebaut hatte, erreichte mich die Nachricht von der Namensänderung und gleichzeitig die Bitte, den Arm zur entsprechenden Umgestaltung ins schneereiche Duisburg zu senden, was ich natürlich umgehend, wenn auch schweren Herzens getan habe. Aber trotz aller winterlichen Widrigkeiten und damit verbundenen Verzögerungen werden Sie und ich nach diesen Zeilen gewiss nicht noch einmal acht Jahre auf einen ausführlichen Bericht über den Thiele TA01 warten müssen.
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