Es würde mich nicht wundern, wenn die diesjährige Audio Video Show einen Besucherrekord aufgestellt hat. Bereits der normalerweise etwas ruhigere Freitag war sehr gut besucht. Am Samstagmorgen gab die schon vor Messebeginn berstend volle Lobby des Radisson Blu Sobieski den ersten Hinweis auf die Besucherresonanz am zweiten Messetag.
Selbst am dritten und letzten Messetag schien das Publikum noch nicht gesättigt, und so hatten die meisten Austeller auch am Sonntag kaum Leerlauf in ihren Vorführräumen. Ein großer Altersquerschnitt und ein etwas ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis zeichneten die Audio Video Show schon immer aus. Dieses Jahr hatte ich jedoch den Eindruck, dass jüngere Besucher noch stärker repräsentiert waren als in den Jahren davor. Wie üblich finden sich im Stadion eher die größeren etablierten HiFi-Marken. Im Golden Tulip Hotel war die Markenverteilung in den Räumen ebenfalls vorhersehbar, wenn auch hier und da Neuheiten entdeckt werden konnten. Im Hotel Sobieski hingegen herrschte wie üblich eine bunte Mischung aus High End, kleinen lokalen, oft überraschend günstigen Firmen ohne Vertriebsnetz in Deutschland, anderen, auch aus den Nachbarländern, die ihr Debut auf der AVS feierten und DIY-Projekten auf teilweise absurd hohem Niveau ohne kommerzielles Interesse. Dieses Jahr sind mir erstmals einige asiatische Aussteller aufgefallen, die überwiegend ebenfalls ihren Einstand feierten. Genau diese teilweise etwas schräge Mischung belebt die Audio Video Show und macht sie besonders. Deshalb erlaube ich mir bei dieser Show den Luxus, auch den Produkten, die in Deutschland, teilweise in Europa, gar nicht direkt beim Händler erhältlich sind, eine Bühne zu bieten. Größere Player, die ich bereits auf der High End besucht habe, kommen dadurch teilweise weniger zur Geltung, was aber nicht heißt, dass sie sich nicht eindrücklich zu präsentieren wussten. Dennoch, und dies gilt übergreifend für alle Aussteller, hatte ich das Gefühl, dass das Klangniveau etwas hinter dem des letzten Jahres zurückgeblieben ist. Allerdings ist eingehendes Hören auf Messen als Redakteur zumeist ohnehin aufgrund des Zeitdrucks nur schwer möglich. So richtig Zeit habe ich mir nur in zwei besonderen Räumen genommen, die ich Ihnen aber erst im nächsten Artikel am Freitag vorstellen möchte.
So wie die Vorführung selbst inzwischen eine Tradition ist, halte ich mich an meine eigene, den ersten Messebericht mit ihr zu eröffnen. Es geht um die Präsentation einer Analogaufnahme, die jährlich gemeinsam von Birgit Hammer-Sommer, Wojciech Pacuła und Dirk Sommer abgehalten wird. Dieses Jahr waren Künstleragent Dirk Mahlstedt und Dirk Räke samt Transrotor Laufwerk mit von der Partie. Folglich galt an diesem Tag DDD, obwohl für die präsentierte Aufnahme von Bugge Wesseltoft natürlich AAA galt. (Link: https://www.hifistatement.net/feuilleton/item/3866-live-at-the-villa-belvedere-bugge-wesseltoft) Wie auch im letzten Jahr (Link: https://www.hifistatement.net/event/item/3714-audio-video-show-warschau-2023-teil-2), wurde dem Publikum der analoge Produktionsprozess nähergebracht. Es konnte der Unterschied zwischen einem Mastering mit und ohne Dolby Rauschunterdrückung direkt von Band gehört werden. Abschließend bewies die eindrucksvolle Estelon/Accuphase/Transrotor-Wiedergabekette in der nebenbei bemerkt Circle Labs erste Phono-Vorstufe V1000 Premiere feierte, dass sie das impulsive Spiel Bugges inklusive Synthesizer-Attacken nicht im Geringsten aus der Ruhe bringt.
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