Der Raum von Staccato und Gemstone war einer meiner persönlichen Traumräume. Herzstück war der nicht nur optisch höchst ansprechende Vollverstärker Staccato BU-01 zum Kostenpunkt von 14.000 Euro. Die Knöpfe auf der aufgeräumten Front sind magnetisch befestigt und sind in verschiedenen Farben erhältlich. Ein Druck auf den Lautstärkeregler schaltet das Gerät an oder ab. So richtig verliebt habe ich mich aber in die Zementlautsprecher von Gemstone. Das große Modell kostet ungefähr 12.000 Euro und das kleine Modell Libra 4.000 Euro. Während Libra mir im Hochton insgesamt etwas zu forsch war, war der große Dreiwege-Lautsprecher genau mein Ding. Tonalität, Abbildung, Präzision, Detailwiedergabe und Dynamikfähigkeit waren auf einem derart hohen Niveau, dass sich die Anreise allein für dieses Erlebnis gelohnt hat. Trotz sehr geringer Hördistanz zum Lautsprecher war das Klangbild außergewöhnlich holografisch, und Instrumente standen vollkommen losgelöst und in alle Dimensionen ausgedehnt im Raum.
Eine weitere Überraschung war der Messenewcomer Phonia. Das Unternehmen wurde zwar schon 2020 gegründet, allerdings war erst dieses Jahr der erste Messeauftritt organisatorisch möglich. Alle drei Modelle, der kleine Aktivlautsprecher Pacto 200 (16.000 Złoty) und die zwei großen passiven Modelle, Gravis 400 (32.000 Złoty) und Apertus 600 (64.000 Złoty), sind alles keine alltäglichen Konzepte. Angefangen beim kleinen Pacto, der mit unglaublichen 27 Hertz aus einem geschlossenen Gehäuse prahlt. Der Messelieblingstrack „Make us Stronger“ von Ghost Rider bewies eindrucksvoll, dass das ungewöhnliche Konzept aufgeht. Der Pacto vereint zwei Fähigkeiten in einem Lautsprecher: Die Wiedergabe hatte gleichermaßen eine in positiver Weise anspringende Aggressivität und unglaubliche Energiedichte im Bassbereich bei einer wunderbaren Eleganz im Mittelhochton. Über die Optik lässt sich streiten, aber der Aufbau mit feinsäuberlich geschliffenen Echtholzplatten und einer Alufront über einem MDF-Kerngehäuse ließ in Sachen Verarbeitungsqualität keine Fragen mehr offen. Die Gravis 400 warteten mit einer noch offeneren Mittenpräsentation auf. Das größere Gehäusevolumen und die weitaus größere Treiberfläche sorgten nochmals für merklich mehr Unbeschwertheit und Dynamikfähigkeit. Die Lautsprecher spielten sehr mitreißend, mit einem großartigen Live-Charakter. Die Reproduktion von Becken ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: gänzlich ohne Schärfe, aber doch mit einer Tiefe und einem Informationsgehalt, wie ich ihn insbesondere bei Ride-Becken nur selten gehört habe. Sollte hierfür die ungewöhnliche Mitteltönerkonfiguration verantwortlich sein? Vier Mitteltöner, die den gleichen Frequenzbereich gemeinsam abdecken, hätten eine derart homogene Bühnenabbildung nicht vermuten lassen. Der Trick, so verriet mir der Entwickler, ist, ein Mitteltönerpärchen rund viermal leiser als das andere spielen zu lassen. Beide Pärchen sorgen dann in Summe für einen lineareren Frequenzverlauf. Für mich war Phonia eine sehr gelungene Messeüberraschung.
In den Raum von Mozzaik Audio wurde ich zunächst von den kleinen Regallautsprechern gelockt, bis ich mit dem kroatischen Firmengründer Marko Dvečko über die spannenden Features seines kompakten Amps ins Gespräch kam. Die Lautsprecher hat er nämlich einfach nur entwickelt, weil sie, wie in meinem Fall, oft der Anziehungsfaktor eines Messeraums sind. Der grundlegend auf Class-D basierende Amp verfügt auf der Rückseite über sechs Regler, die der Anpassung an Lautsprecher dienen. In Markos Beobachtungen führt die Interaktion von kleinen Hochtönermembranen, wobei es nicht um besonders kleine Hochtonmembranen geht, sondern Hochtönermembranen generell als klein angesehen werden, mit dem Medium Luft. Unregelmäßigkeiten im vor der Membran entstehenden Schalldruck sollen hauptsächlich für harmonische Verzerrungen zweiter Ordnung sorgen. Die Mozzaik1 Endstufe soll diesen durch gezieltes Hinzufügen weiterer Verzerrung entgegenwirken. Offen gestanden, so ganz konnte ich den Ausführungen von Marko nicht folgen. Zumindest habe ich verstanden, dass es drei Einstellungsmöglichkeiten am Verstärker gibt: Die Einsatzfrequenz der Ausgleichsverzerrung und ihre Stärke und eine einstellbare „Röhrencharakteristik“ über den dritten Regler. Da es für jede Einstellung einen groben und einen feinen Regler gibt, sind es in Summe sechs. Akustisch gab das Gehörte Marko recht. Lautsprecher und Verstärker harmonierten tatsächlich sehr gut miteinander. Ein weiteres Produkt von Mozzaik ist ein digitales Dither-Plugin, das für uns auf der Konsumentenseite eher uninteressant ist, sehr wohl aber für Tonschaffende. Marko möchte auch weiterhin mit unkonventionellen Ansätzen entwickeln, seinen Preamp-Prototyp fertig stellen und denkt bereits über einen in seinen Augen idealen DAC nach. Von Mozzaik Audio dürfte also in den nächsten Jahren noch zu hören sein.