Polnisches High End lebt, bezahlbares HiFi gleichermaßen. Während Dirk Sommer beim ersten Besuch der Audio Video Show Warschau im Jahr 2014 polnisches High End vermisste, gestaltete sich die diesjährige Show sehr ausgewogen. Durch die Präsentationen verschiedenster Preisklassen blieben meine Messetage durchgängig abwechslungsreich.
Für mich war es dieses Jahr der erste Besuch der Audio Video Show Warschau. Ein Besuch, auf den ich mich schon lange gefreut hatte. Immer wieder ließ sich in Gesprächen mit Birgit und Dirk, die seit 2014 regelmäßig die Messe besuchen, und Herstellern raushören, dass die AVS etwas Besonderes ist. Tatsächlich hat die Show einen ganz eigenen Charakter. Gleichermaßen erlebe ich die bekannte Geschäftigkeit und das Gedränge einer Hotelmesse im Hotel Sobieski, aber auch die angenehme Geräumigkeit des Golden Tulip Hotels, das nach der Renovierung mit viel Charme aufwartet, und die Weitläufigkeit des hochmodernen Nationalstadions. Die räumlichen Gegebenheiten lassen mich folglich in einer gewissen Vertrautheit wandeln, obwohl es durchaus eine Herausforderung war, mit dem Shuttle zwischen den an derselben Kreuzung gelegenen Hotels und dem Nationalstadion zu pendeln, um alle Räume zu besuchen, verschiedene Termine und einen guten Moment abzupassen, mit den jeweiligen Vertrieben oder Herstellern ins Gespräch zu kommen. Aufgrund des konstant hohen Besucherstroms und des großen Interesses an HiFi und Musik gestaltete sich dies nicht immer ganz einfach. Audiowiedergabe scheint mir nach den auf der Messe gesammelten Eindrücken in Polen noch einen anderen, besonderen Stellenwert zu haben. Derart angeregte und Begeisterung versprühende Diskussionen über HiFi bin ich von deutschen Messen nicht gewohnt. Besonders eindrücklich manifestierte sich dies in dem Workshop, in dem Michael Vorbau, der Leiter der Tonband-Gruppe der Analog Audio Association, gemeinsam mit dem Kollegen Wojciech Pacuła vom Magazin High Fidelity Tonband-Kopien vorstellte, die von Produktionen des Labels Sommelier du Son auf Kundenwusch erstellt wurden. Im Raum von Ayon Audio, Lumen White und Siltech führten Birgit Hammer-Sommer und Dirk Sommer dabei unter Messebedingung und daher ohne wissenschaftlichen Anspruch Hörvergleiche zwischen Viertel-Zoll-Tonband in 19 und 38 Zentimetern Abspielgeschwindigkeit pro Sekunde und zwei Platten vom selben Master durch, von denen eine kryogen behandelt wurde (Hyperlink: https://www.hifistatement.net/feuilleton/item/3379-ein-besuch-bei-cooltech). Die Demonstrationen lösten eine derart explosive Diskussion aus, dass Wojciech Pacuła mit dem Übersetzen ins Englische überhaupt nicht hinterherkam.
Ähnlich angeregte Diskussionen konnte ich auch in einigen Hörräumen miterleben. Erfreulich war für mich dabei der respektvolle Umgang miteinander. Zumindest soweit ich aus dem Kontext schließen konnte, ging es nicht ums „Recht haben“, sondern einen ehrlichen, interessierten Austausch von Argumenten, aber auch kontrastierenden Auffassungen. Neben dieser Auffälligkeit konnte ich außerdem feststellen, dass das Publikum der Messe insgesamt jünger war als bei vergleichbaren Messen in Deutschland. Nicht nur schien der Altersdurchschnitt allgemein niedriger, sogar sehr junge Besucher, teilweise deutlich unter 20, waren nicht nur vereinzelt anzutreffen. Leider spiegelte sich der Altersdurchschnitt überwiegend nicht in der Musikauswahl der Vorführungen wider. Neben den audiophilen Klassikern, von denen ich glücklicher- und überraschenderweise noch eine Menge ertragen kann, wurde viel dahinplätschernder Vokaljazz und nichtssagendes Popgedudel gespielt. Dynamisch packendes Material war für mein Gefühl deutlich im Hintertreffen. Das könnte daran gelegen haben, dass noch überdurchschnittlich viel von Platte und CD vorgeführt wurde. Natürlich hat dies auch einen besonderen Reiz, aber bei Streaming-Vorführungen gerät die Vielfalt meiner Erfahrung nach deutlich größer. Eine gewisse Tradition scheint vom polnischen Publikum geschätzt zu werden und gewünscht zu sein. Viele höherpreisige polnische Hersteller boten dementsprechend ausladend große Systeme mit riesigen Tieftontreibern an. Die Anzahl an heimischen Herstellern, die gleich sämtliche Komponenten aus einer Hand anboten, überraschte mich. Allgemein war ein gewisser Hang zu HiFi im Vintage-Stil der 70er, 80er und frühen 90ern zu erkennen.
Interessanterweise ließen sich die Vorführungen selbst nicht wirklich kategorisieren. Mal fielen sie in akustisch stark behandelten Räumen weit unter die Erwartungen ab, in anderen Fällen klangen „Monstersysteme“ in kleinen Räumen um ein Vielfaches besser als vermutet. Teilweise spielten ganz simple, nur aus wenigen Komponenten bestehende Anlagen, Materialschlachten in anderen Räumen an die Wand. Die Vielfalt an vorgestellten Komponenten war durchgängig groß. Gleichzeitig ließen sich nicht nur heimische Kleinhersteller finden, sondern auch deutlich mehr Hersteller aus dem Baltikum oder beispielsweise Ungarn und Serbien als auf deutschen Messen. Oft haben sich mehrere Hersteller aus einem Land zusammengetan, um einen Raum zu mieten. Besonders im Sobieski Hotel ging es bei weitem nicht nur um die teuersten Top-Produkte, sondern viele sehr erschwingliche Produkte konnten mich für sich gewinnen. Außerdem war ich überrascht, wie viele polnische Hersteller dann doch einen kleinen Vertrieb oder einige kooperierende Händler in Deutschland aufweisen konnten oder auch direkt nach Deutschland verkaufen. Für Experimentierfreudige, die auf der Suche nach individuellem, aber bezahlbarem HiFi sind, kann sich diese Messe als sehr lohnend erweisen. Mal ganz davon abgesehen, dass auch Warschau einen ausgedehnten Besuch wert ist, ist es die Messe allemal.
In diesem Artikel finden Sie eine subjektive Auswahl von Marken und Produkten, die mich angesprochen haben. Die recht umfangreiche, im Nationalstadion eingebundene Kopfhörermesse habe ich leider stark vernachlässigt, da zum einen die übrige Messe unheimlich viel zu sehen bot und ich mich andererseits mobilem Audio bereits auf der CanJam 2022 (Hyperlink: https://www.hifistatement.net/event/item/3374-canjam-london-2022) gewidmet habe.
Über diesen roten Teppich im dritten Untergeschoss des Stadions betritt man die Show, die im ersten Obergeschoss auf der West- und Ostseite und im zweiten Obergeschoss nur auf der Westseite abgehalten wird
Hier haben sich mit 8MM audiolab, RADA und Aidas Cartridges gleich drei Firmen aus Litauen für ihre Präsentation zusammengetan – eine harmonische Kombination
Der Plattenspieler INITIAL kommt allerdings, wie es sich für eine polnische Audioshow gehört, von J.Sikora. Sein Preis startet bei etwa 6.000 Euro
Die Spulen des Aidas Cartridges Tonabnehmers sind goldbeschichtet. Mit 5.000 Euro kostet er fast so viel wie der Plattenspieler
Die Mono-Röhre wusste nicht nur optisch zu überzeugen
Trotz DSP-Kern und Digitaleingang versprüht der Ancient Audio Vintage Horten D genau das: Vintage Charme. Er kostet umgerechnet etwa 2.550 Euro. Ohne Digitaleingang lassen sich gut 400 Euro sparen
Der kleinere Bruder Vintage Oslo II D kostet umgerechnet ungefähr 850 Euro mit und 680 Euro ohne Digitaleingang. Zusätzlich ist für etwa 60 Euro ein Bluetooth Empfänger für die Lautsprecher erhältlich
Die polnische Kabelschmiede Audiomica Laboratory ist in Deutschland bei Audio Offensive im Vertrieb. Mit Preisen von etwa 250 Euro bis 4.000 Euro bewegt sich die Marke noch im verkraftbaren Bereich. In den teureren Serien ist jedes Kabel in einer Standardversion oder zwei jeweils höherwertigen mit verschiedenen Filtersystemen erhältlich.
Das Netzkabel Volcano aus der Transparent Black Serie kostet 400€ für einen Meter
Das Lautsprecherkabel Dolomit aus der Transparent Red Serie kostet 530 Euro für 2,5 Meter
Für einen Meter des Rhod XLR-Kabels, ebenfalls aus der Reference Red Serie, werden 460 Euro aufgerufen
Das RCA-Kabel Pearl aus der Topreihe Consequence schlägt dann auch gleich mit stattlichen 3.510 Euro für einen Meter in der Standardausführung zu Buche. Für ein Filterupgrade müssen noch einmal 490 Euro draufgelegt werden.
Das Lautsprecherkabel Miamen stellt ebenfalls das Ende der Fahnenstange in der Consequence Serie dar und kostet 4.600 Euro für 2,5 Meter. Hier gibt es kein Upgrade, sondern nur die Wahl zwischen Spades oder Bananas. Die Steckergehäuse werden aus dem antistatischem Verbundmaterial Polyoxymethylene gefertigt
Möchte man deutlich weniger für Kabel ausgeben, ist man bei Melodika sehr gut aufgehoben. Die Kabel machen einen sehr hochwertigen Eindruck und die günstige Purple Rain Serie ist ab etwa 60 Euro zu haben
Das 4mm² Lautsprecherkabel MDSC40G besteht aus 4N-Kupfer und kostet konfektioniert mit hochwertigen Bananensteckern nur 175 Euro für 2,5 Meter
In der teureren Brown Sugar Serie wird auf individuell isolierte Litzen in einem Kabel gesetzt. Hier ist mit 9,5 mm² das dickste Kabel der Serie zu sehen. In Rohform und mit Leder-Y-Splitter fertig konfektioniert
Der neue streamingfähige Vollverstärker Bladelius Ask kostet ungefähr 15.000 Euro und soll 2x 400 Watt an 4 Ohm leisten
An Elektronik von Canor habe ich das erste Mal Zeit, den neuen Perlisten Lautsprechern etwas länger zu lauschen
Die Preise auf dem Foto sind glücklicherweise in Złoty angegeben. Auch in Euro ist die hochwertige slowakische Elektronik kein Schnäppchen, aber sehr wohl fair bepreist. Der deutsche Vertrieb ist IDCKlaassen
Die kompakte Elektronik von Cyrus wusste an Audio Physic Codex zu gefallen
Man beachte auch den raffinierten Ständer
Die mächtigen Dali Kore sind mir auf der High End durch die Lappen gegangen. Es ist einer der Lautsprecher der Warschauer Messe, der zwar gewaltig aussieht, aber überraschend kultiviert in gewohnter Dali-Manier aufspielt
Der Lausprecher ist nicht nur elegant, sondern mit 80.000 Euro auch verhältnismäßig teuer
Das DIYaudio.pl Forum scheint ein lebendiger Ort zu sein. Die selbstgebauten Geräte von Forumsmitgliedern konnten sich wirklich hören lassen
Besonders gut hat mir der unscheinbare Pre-Amp im mittleren Regalfach rechts gefallen
Der polnische Lautsprecherhersteller Equilibrium präsentiert einige seiner neusten Lautsprecher
Das Modell Atmosphere S6 verfügt über WBT-Terminals und zwei Passivmembranen
Das Signalkabel Pure ultimate kostet umgerechnet etwa 640 Euro für einen Meter
Die wunderschönen Akustikelemente von Form at Wood sollen auch auf dem deutschen Markt erhältlich sein. Eine Website mit deutscher Sprachoption existiert bereits
Die Akustikelemente haben sowohl eine schallabsorbierende als auch leicht diffundierende Wirkung. Das junge Unternehmen fertigt von Hand in Polen.
Adams Custom Audio zeigt auf der AVS gleich zwei neue Röhrenverstärker. Das größere Modell Beta kostet 4.200 Euro. Aus einer Push-Pull-Konfiguration mit vier KT88 leistet er 2x 25 Watt. Die Lautsprecher Breva sind ebenfalls eine Premiere und werden für einen Paarpreis von 4.000 Euro angeboten
Der kleinere Verstärker Alpha ist Single Ended mit zwei KT88 Röhren bestückt, leistet 2x 12,5 Watt und kostet 3.100 Euro
Dieses Lautsprechermodell kostet 3.000 Euro. Custom ist übrigens wörtlich zu verstehen. Der Käufer kann aus verschiedensten Hölzern und Steinen wählen, um sich ein ganz individuelles Produkt bauen zu lassen
Avatar Audio treibt mit Holophony den Vintagegedanken auf die Spitze und verwendet „antike“ Papiertreiber und Kondensatoren. Der hier spielende Standlautsprecher Number 2 kostet 9.500 Euro. Gemessen am betriebenen Aufwand ein überraschend günstiger Preis
Ebenfalls als preiswert fallen die verschiedenen Füße, Plattengewichte und Kabelhalter auf. Das große Plattengewicht beispielsweise kostet etwa 120 Euro und wiegt 3,7 Kilogramm
Die PMC twenty5 26i spielt in dem absolut unbehandelten Hörraum derart gut, dass sie eine Lanze für Transmissionline bricht
Für den Antrieb ist feine Elektronik von Trigon aus Hessen verantwortlich
Ein weiterer Hersteller von fantastisch aussehenden und ohrenscheinlich auch gut funktionierenden Akustikelementen ist Protone
Protone bietet außerdem fundierte Beratung an. Wenn sie in Grenznähe wohnen und Englisch oder sogar Polnisch sprechen, kommen die Kollegen sicher auch zu Ihnen
Pylon Audio ist wohl eine der größten polnischen Lautsprecherschmieden. Hier zu sehen die neue Jade 20. Schon wieder ein Vintage-Lautsprecher…
Soll es etwas moderner sein, kommt die elegant geschwungene Jasper 25 mkII in Frage
Sie spielt am optisch schlicht gehaltenen aber höchst ansprechenden Endverstärker Titania. Er soll aus einer Push-Pull-AB-Konfiguration 2x 40 Watt leisten
Hier spielt ein Pylon Jasper monitor 18 an einem Silva Luna Evo Verstärker von fezz.
In der Vorführung spielt ebenfalls Pylon und fezz gemeinsam
Der fezz Torus 5060 Vollverstärker kostet nur knapp 7.500 Złoty
Hier spielt ein Reed Muse 3C mit Reed Model 5T an EAR Yoshino MC-4 Step-Up und Ear Yoshino 88PB Röhrenvorverstärker
Das Laufwerk kommt aus Litauen und kann in wenigen Minuten von Reibrad- auf Riemenbetrieb umgebaut werden
Mit der Elektronik von Flow by Allegro und Way Cables treffen Ungarn und Serbien aufeinander
Bei Way Cables wird überwiegend mit einem speziellen Baumwollgeflecht isoliert
In Deutschland sind der Vollverstärker Flow Three für 5.350 Euro, der Flow Two für 8.400 Euro und der Flow One für 13.000 Euro erhältlich
Ganz unauffällig steht hier mal eben über eine Viertelmillion. Das Geld ist scheinbar gut angelegt, die Kette hat mir ausgezeichnet gefallen
Das Herzstück ist der Streamer XACT von JPLAY-Mastermind Marcin Ostapowicz. Zwar ist er mit 10.500 Euro mit Abstand die günstigste Komponente, aber eine echte Premiere. Lange hat Marcin davon geträumt, den perfekten Server für JPLAY anbieten zu können
Eine Besonderheit des Servers ist das vollständig linear spannungsregulierte Motherboard. Rechts lässt sich eine 2,5-Zoll SSD Festplatte verbauen. Per SD-Karte kann der Server mit verschiedener Firmware versorgt werden und so auch als Switch oder Router fungieren
Zum Abschluss eine Kuriosität. Der Oriolus SE02 aus Japan ist tatsächlich ein graphischer Equalizer für den portablen Einsatz an Kopfhörern
Am ersten April-Wochenende dreht sich auch in diesem Jahr in Moers wieder alles um das Thema Plattenspieler und Tonband. Am 5. und 6. April 2025 veranstaltet die Analogue Audio Association im Van der Valk Hotel Moers das Analogforum PLUS Analogforum PLUS heisst: deutlich mehr Aussteller – plus 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr – und Ausstellungsfläche, ein zusätzlicher, dritter großer Veranstaltungssaal mit Konzerten und umfangreichem Rahmenprogramm sowie weitere Neuigkeiten im Beiprogramm, die zum jetzigen Zeitpunkt noch…
Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr begann die High End Society auch heuer ihren Messereigen mit der eintägigen World Of Headphones in Heidelberg. Der Tankturm, aus dem früher Dampflokomotiven mit Wasser versorgt wurden, hatte sich als Ausstellungsort bewährt und wurde auch diesmal von einer Vielzahl von Kopfhörer-Enthusiasten besucht. Die Atmosphäre auf einer Kopfhörerausstellung unterscheidet sich deutlich von der einer üblichen Messe. Während bei letzteren viele Zuhörer recht unverbindlich mal einen Raum betreten und nach…
Wie schon im letzten Jahr ist die WORLD OF HEADPHONES im Tankturm in Heidelberg die erste Messe des Jahres, die die High End Society veranstaltet. Sie findet am Samstag, den 15. März, statt, dauert also wie das letzte Mal nur einen Tag. Das muss sich bewährt haben, denn anschließend wurde die WORLD OF HEADPHONES in Essen auch auf einen Tag verkürzt. In ihrer Ankündigung führt die High End Society – ebenfalls wie im Jahr 2025…
10.03.2025
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