Beim Rundgang durch die High End 2013 sind mir ein paar Dinge aufgefallen. Zunächst einmal der riesige Andrang, der jedes Jahr größer zu werden scheint. Wobei ich das Gefühl hatte, dass diesmal auch mehr Frauen dabei waren.
Zudem scheint mir die Messe noch internationaler geworden zu sein. Das erkennt man nicht nur an den ausländischen Autokennzeichen, sondern auch daran, dass immer mehr ausländische Firmen ihre Geräte vorstellen, obwohl sie diese wegen fehlender CE Kennzeichnung hierzulande nicht verkaufen dürften. Sondern eben nur im Ausland. Dieses Jahr hat der japanische Hersteller Kondo erstmalig seine Top Geräte, wie sie sonst nur auf der CES zu sehen sind, auch in München ausgestellt. Silbatone aus Korea stellt regelmäßig Western Electric Lautsprecher aus seiner umfangreichen Vintage Sammlung vor. Wo kann man diese sonst hören? Aber auch kleine Hersteller aus bisher HiFi-mäßig unverdächtigen Gegenden wie beispielsweise Serbien zeigen, was sie röhrentechnisch alles drauf haben. So vielfältig vom Angebot her hatte ich die High End bisher noch nicht empfunden.
Kondo hat hier seine besten Komponenten mitgebracht. Toll, dass es diese auch einmal in München zu hören gibt: Vorverstärker M1000MKII mit Phono, Plattenspieler Ginga mit Tonabnehmer IO-M, Mc Übertrager Sfz, DA-Wandler KSL-DAC,Endstufe Kagura, Lautsprecher Biyura
Kagura steht für die neue Generation der Kondo Verstärker und löst das bisherige Flagschiff der Firma, die Gakuon ab. Parallel Single Ended mit zwei direkt geheizten NOS 211 Ausgangsröhren ergeben 55 Watt. Das sollte für die allermeisten Lautsprecher genügen.
Neu ebenfalls der Lautsprecher Biyura. 20-Zentimeter-Chassis mit Feldspulenantrieb, unterstützt von einem Hornhochtöner, ausgerüstet mit einer speziellen Silbermembran. Vier Jahre Entwicklung stecken in diesem Design. Jedes Paar ist handgemacht, einschließlich der Wicklungen für die Feldspulen.
Der M1000 ist das Flaggschiff der Vorverstärkerserie. Komplett mit Phono MM. Vier Netzteile sind in einem externen Gehäuse untergebracht . Gleichrichtung über 6x4 Röhren. Der Verstärker enthält zudem eine Frequenzweiche für den Anschluss eines Subwoofers.
Imposantes Laufwerk: Der Plattenteller besteht aus fünf verschiedenen Materialien und wird über einen knotenlosen Riemen angetrieben. Der Tonarm wird speziell für Kondo von SME hergestellt. Als Tonabnehmer dient IO-M, ein MC System mit Alnico-Magneten.
Thöress bietet einen integrierten Vollverstärker mit der NOS Siemens Poströhre F2a11 an. Die F2a wurde bereits früher von Siemens in den berühmten Klangfilmverstärkern eingesetzt. Die Ausgangsleistung dürfte bei circa 8 Watt liegen, der Preis beträgt für den handgemachten Verstärker 6950 Euro
Thöress Phonoverstärker mit Entzerrerfunktion im Retrolook . Damit werden nicht nur die Phonosignale aktiv verstärkt, sondern man kann auch die Entzerrerkurven manuell verändern. Das Gerät kann in fünf verschiedenen Ausführungen geordert werden, um alle früher verwendeten Entzerrerkurven abbilden zu können. Einer der Eingänge ist monaural und für die Wiedergabe von 78 Schellacks optimiert.
Swisscables stellt einen Memoryplayer der kalifornischen Firma Laufer Teknik vor. Die eingelesenen CDs werden aufwändig hochgerechnet und mit 64 bit abgespielt. Als Speicher stehen 1050 GB SSD sowie 2TB Harddisk zur Verfügung. 17500 Euro
Son et lumierère bei Wolf von Langa, allerdings ohne Son. Das neue Modell Salon ist ein echter Hingucker, aber auch mit einigen technischen Neuerungen. Das Gehäuse ist komplett aus Acryl gefertigt, die Chassis sind voll in dieses integriert und speziell für die Salon entworfen worden. Für eine bessere Resonanzableitung werden die Membranen geklemmt und nicht geklebt. Das habe ich bisher noch nirgends gesehen. Als Magneten dienen natürlich wieder Feldspulen. Preis steht noch nicht fest.
Ein guter Bekannter, die Ancient Audio Studio Oslo. Die Röhrenverstärker des gleichen polnischen Herstellers können in Deutschland mangels CE Zertifizierung leider nicht verkauft werden.
Bei Transparent Acoustic spielt die neue JE Audio Hybridendstufe DYAD S400 über die Vorstufe des Stello Ai700 Vollverstärkers. Als Lautsprecher dient die Capriccio Continuo der Firma ATD.
JE Audio Hybridendstufe. Die DYAD kann 2x200 Watt an 8 Ohm abliefern, die Spannungsverstärkung übernehmen dabei zwei 12AU7 sowie eine 6922 Röhre. Bei der Stromverstärkung wird auf MOSFETs vertraut. Die Eingänge sind vollsymmetrisch. Interessant auch die Basen des italienischen Herstellers Modular Technology, hier das Modell Technium für 1250 Euro. Neben verschiedenen Hölzern als Auflagefläche kann auch Spezialglas(!) bestellt werden.
Der Hornspezialist Cessaro stellt das neue Modell Liszt vor. Am auffallendsten ist das Mitteltonhorn, hergestellt aus einem neuartigen Kompositmaterial. Die beiden aktiven 30er Bässe sind von außen nicht sichtbar im Gehäuse integriert. Bei einem Kennschalldruck von 100dB genügt somit für den Antrieb der drei restlichen Chassis bereits eine Single Ended Triode. Hier in Form der Tron Telstar 211.
Die wunderbar gebaute Tron Elektronik darf in Deutschland wegen der fehlenden CE Zertifizierung in dieser Form leider nicht verkauft werden, wie mir Graham Tricker berichtete.
Bei WOD gibt es die komplette Serie der Miniaturgeräte des britischen Herstellers iFi Audio zu sehen. Momentan erhältlich sind ein DAC mit USB Anschluss, eine dazugehörige externe Netzversorgung, ein Phonoverstärker und ein Kopfhörerverstärker. Testbericht folgt!
Bei WOD ebenfalls zu sehen, das aufwändig konstruierte Flagschiff des italienischen Herstellers Rosso Fiorentino, die Florentia. Es handelt sich um eine teilaktive Box, die beiden 30er Woofer werden von zwei 750 Watt Verstärkern angesteuert. Am oberen Ende arbeitet ein Tief-Mitteltöner im geschlossenen Gehäuse, der Mittel-Hochtonbereich ist als Dipol konstruiert. Der Lautsprecher wird circa 65.000 Euro kosten.
Thomas Mayer gehört zu den Spezialisten, die immer wieder NOS Röhren entdecken, die ursprünglich für einen anderen Zweck gebaut wurden, aber für Audio hervorragend geeignet sind. Und auch noch in großer Menge verfügbar sind. Hier beispielsweise ein Single Ended Verstärker mit einer 6CB5A Ausgangsröhre, links im Bild. Das dazugehörige Netzteil mit Brückengleichrichtung steht daneben.
Eine aufwändig gebaute Line-Stufe mit einer direkt geheizten 10Y. Wegen der RoHS Bestimmungen und der verwendeten Sprague Ölpapierkondensatoren dürfen die Geräte in Deutschland nur als Bausatz verkauft werden.
Den neuen DAC von Tim de Paravicini gibt es bei EAR zu sehen. Der DAC4 stellt eine nochmals verbesserte Variante des DACute dar. Paravicini hat die Ausgangstufe komplett überarbeitet, diese enthält jetzt vier PCC88 Röhren. Deshalb müssen natürlich die Ausgangstransformatoren entsprechend angepasst werden, diese sind nun wesentlich größer ausgefallen. Zudem arbeitet der DAC4 mit zwei Wolfson 8741 Digitals Chips parallel geschaltet.
Der serbische Hersteller Ares zeigt verschiedene Single Ended Röhrenverstärker mit unterschiedlichen Ausgangsröhren. So gibt es Modelle mit 2A3, 300B oder auch KT90. Die Verstärker enthalten zusätzlich einen eingebauten DAC mit USB Anschluss. Ein Vertrieb wird noch gesucht.
Bei Colotube aus der Schweiz kann man die gesamte Palette an eigenen Röhrenverstärkern bewundern. Hier die Toplinie mit zwei 300B Monoblöcken, angesteuert von der neuen Vorstufe.
Neu bei Colotube ist eine Vorstufe, deren Design auf der NOS Siemens Poströhre C3g beruht. Die Vorstufe kann trotzdem auch passiv betrieben werden und wird zu einem Preis von 7.700 Schweizer Franken angeboten.
Colotube bietet seit einiger Zeit auch einen Vollverstärker an, ebenfalls mit 300B Ausgangsröhren, hier aber von einer ECC99 angesteuert. Im Gegensatz zu der direkt geheizten EML 20 A bei den Monoblöcken. Der Verstärker wird für 17.700 Schweizer Franken angeboten.
Ein höchst interessantes Produkt ist der totaldac aus Frankreich. Vincent Brient hat sich hier einiges einfallen lassen. So wird für den R2R Wandler kein kommerzieller Chip verwendet, sondern die R2R Ladder wird mit Vishay Hochpräzisionswiderständen selbst erstellt. Es werden verschiedene Varianten angeboten, unsymmetrisch, symmetrisch, mit Röhrenausgangsstufe. Für den Aktivbetrieb der Lautsprecher gibt es zudem die Möglichkeit, den Wandler mit digitaler Frequenzweiche zu bestellen. Der d1-tube beispielsweise kostet 6960 Euro
Aus der umfangreichen Sammlung von Vintage HiFi waren die Koreaner der Firma Silbatone mit dem riesigen Western Electric Mirrophonic Model Two System angetreten. Zwei 46-Zentimeter-Bässe pro Seite, für die Mitten das 26A Multizellularhorn und für den Hochtonbereich zwei 594 Kompressionstreiber. Angetrieben wurde das Hornsystem – wie immer – von der Silbatone Röhrenelektronik. Hier von der Reference 300.
Die Koreaner bei der Arbeit. Vorgeführt wurde auch mit CD!
In der Mitte die Reference 300B, außen die beiden Monoblöcke P300. Hier handelt es sich um ein Push-Pull Design. Der Hornlautsprecher ist eine Entwicklung von Silbatone.
Ebenfalls zu hören gab es die gigantische Living Voice Vox Olympian, hier zusätzlich unterstützt von zwei riesigen Woofern. Kunstvolle Holzverarbeitung, die teilweise ein bisschen an Gelsenkirchener Barock erinnert. Die verwendeten Treiber von TAD sind hervorragend.
Einen neuen Server der Firma Aurender aus Korea gibt es bei Hoergenuss für Audiophile zu sehen, den W20. Für ihr Flaggschiff hat sich die Firma gegenüber dem bereits hervorragenden Modell S10 einiges einfallen lassen. So wird das Gerät über LiFePO4 Akkus versorgt, wobei eine Einheit arbeitet, während die zweite simultan geladen wird. Der SSD Cash wurde auf 240G erweitert, die Harddiscs auf 2x3TB. Das Mainboard ist nun eine eigene Entwicklung.
Bei Ayon war als Weltpremiere das Lautsprechersystem Blackfire XS zu sehen. Zwei große, aber dennoch sehr elegant wirkende Lautsprecher. Wenn die Wohnzimmergröße passt, dürfte es mit dem WAF kein Problem geben. Es handelt sich um ein halbaktives System, die beiden 30er Bässe werden hier von einer DSP entzerrten Aktivelektronik angetrieben. Das Gehäuse ist praktisch unbedämpft, eine Spezialität der Österreicher, an der schon mancher Hobbybastler verzweifelt ist. Von zwei VulcanII Monoblöcken angetrieben ist bei einem Wirkungsgrad von 95dB eine exorbitante Dynamik möglich. Der Preis wird bei circa 50.000 Euro liegen.
Alpha ist der dazugehörige Class D Bassverstärker. Der Lautsprecher kann aber auch rein passiv betrieben werden.
A Capella zeigt ein imposantes neues Hornsystem, das Modell Atlas, natürlich wieder mit dem berühmten Plasmahochtöner ausgerüstet. Zur Erhöhung des Schalldrucks im Übergangsbereich zum Mitteltöner hat der Hochtöner einen erweiterten Horntrichter bekommen. Im Mitteltonbereich wird eine neue Horngeometrie verwendet, hypersphärisches Horn genannt. Damit soll sich die nutzbare Bandbreite des Horns deutlich erhöhen. Der Lautsprecher hat einen Kennschalldruck von 93dB und wird zu einem Preis von 72.000 Euro angeboten. Zu sehen auf der HiFi deluxe.
Lautsprecher der Firma Zellaton gab auf der Hifi deluxe zu sehen. Ausgestattet mit den berühmten Podszus Chassis. Bei dem Modell Reference läuft der Mitteltöner fullrange, der Hochtöner wird mit 18dB Flankensteilheit eingeblendet. Die Weichenbauteile werden von dem dänischen Nobelhersteller Duelund geliefert.
Keine Schlangengruft, sondern Kabel der Firma Schnerzinger.
Verstärker von Lavardin haben einen berühmten Mentor, Gérard Perrot, einen französischen Wissenschaftler, der für L’Audiophile unter dem Pseudonym Hephaistos viele Artikel geschrieben hat und an der Schaltung des Lavardin maßgeblich mitbeteiligt war. Schön auch, dass es Frontplatten auch einmal in anderen Farben gibt. Zu sehen auf der Hifi deluxe.
Ibex stellt Verstärker der amerikanischen Firma Modwright vor, die in den USA einen sehr guten Ruf genießen. Premiere in Deutschland hat die Endstufe KWA 100SE. Es handelt sich um einen Hybridverstärker mit einer Ausgangsleistung von 120 Watt pro Kanal an 8 Ohm. Als Leistungstransistoren werden MOSFETs verwendet. Der Preis liegt bei 4950 Euro
Zu sehen gab es auch das Lautsprechermodell van Schweikert UniField 3 MKII, bestehend aus einem 5“ Breitbänder unterstützt von einem Bändchenhochtöner und einem Seas Bass. Preis: 20.000 EuroEbenfalls bei Ibex auf der HiFi deluxe.
Einstein Audio geht fremd und bietet einen neuen transistorisierten Vollverstärker namens Tune an. Komplett ausgerüstet mit Phono, 2x 80 Watt und Doppelmonoaufbau.
Die Röhrengeräte existieren natürlich immer noch und werden immer wieder aktualisiert. Zu hören auf der HiFi deluxe.