Noch vor zwei Jahren hätte ich das Upsampling aktiviert, voller Überzeugung, mich so für die bessere Wiedergabe entschieden zu haben. Seit der Begegnung mit dem famosen PS Audio Perfect Wave DAC , der die klanglich besten Ergebnisse im sogenannten „Native Mode‟ ohne Upsampling brachte, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher, weshalb ich bisher auf jegliche Datenmanipulation verzichtete. Um es auch hier kurz zu machen, greife ich mal wieder zu „Davy The Baby‟ von Marty Krystalls Seeing Unknown Colors (MA Recordings M015A): Wie gewohnt musiziert das Quartett in einem riesigen Raum und ist präzise fokussiert, der Drive ist einfach mitreißend, und die Bass Drum kommt mit richtig viel Druck. Wenn man nun über das Menu das Upsampling auf 192 Kilohertz einschaltet – ein anderer Wert ist nicht verfügbar – und den Wandler danach aus- und wieder einschaltet, öffnet sich der imaginäre Raum noch einmal ein gutes Stück und im Hochtonbereich überzieht Becken und Blech ein besonderer Glanz. Mir gefällt der Klang des Mytek so noch einmal ein ganzes Stück besser. So etwas habe ich noch vor ein paar Jahren nur von Wandlern gehört, die mindestens das Fünffache kosteten. Die Macht der Bass Drum lässt einen eher eine „fette‟ diskret aufgebaute Ausgangsstufe samt entsprechendem Netzteil vermuten als die integrierte Schaltung, der Michal Jurewicz bei seinem Wandler diesen Wohlklang entlockt.
Während man in Hifi-Kreisen bei Wandlern mit umschaltbaren Filtern meist ausführlich deren Vor- und Nachteile im puncto Frequenz- und Zeitverhalten diskutiert, begnügt sich Mytek mit dem Hinweis, dass sich die Filter darin unterscheiden, wie das Audioband außerhalb des Hörbereichs beschnitten wird. Da der Wandler gerade in den Tiefen jede Menge Druck zu bieten hat, gönne ich mir ein Bad in wohligen Basswellen beim Titelstück von Bela Flecks The Flight Of The Cosmic Hippo. Die Erwartungen in Sachen Schub werden nicht enttäuscht, und auch der Raum aus dem Mischpult vermag zu gefallen. Da machen die Filter keinen entscheidenden Unterschied. Das steilere Filter fokussiert die Instrumente ein wenig genauer und sorgt so für einen Tick mehr Präzision, das flachere Filter hingegen verleiht der Wiedergabe etwas Weiträumiges, Schwebendes – und das können meine Lautsprecher, die beinahe überakkuraten LumenWhite, durchaus vertragen. Ich bleibe hier bei der Einstellung „slow‟, für die folgenden Stücke aus dem Computer deaktiviere ich jedoch wieder das Upsampling, damit Unterschiede in der Sampling-Frequenz der Audio-Files deutlich werden können.
Als Audioplayer läuft auf dem iMac die neueste Version von Amarra, die Verbindung zum Mytek übernehmen zwei Audioquest Diamond eines in USB-, das andere in Firewire-Ausführung, und ein Sunwire Reference verbindet die symmetrischen Ausgänge des Wandlers mit der Vorstufe. Ich denke nicht, dass die Unterschiede – wenn es denn welche geben sollte – zwischen den beiden Anschlussvarianten eins zu eins auf andere Geräte übertragbar sind, dennoch möchte ich wissen, wie ich dem Mytek in meiner Kette das Maximum entlocken kann. Dazu habe ich eine CD auf die Festplatte überspielt, die Europas bester Tubaspieler Michel Godard mit Kollegen im ehemaligen Kloster Noirlac in natürlicher Akustik eingespielt hat. Die Stücke sind inspiriert von Düften, die eine Parfümeurin für die Aufnahmesessions kreierte. Die Improvisation des Perkussionisten Patrice Heral, der übrigens auch bei Otello, der von sommelier du son produzierten, neuen LP Dieter Ilgs, mit von der Partie ist, findet in einen enorm großen, völlig unbedämpften Raum statt und weckt beste Erinnerungen an einen audiophilen Klassiker: Däfos (Reference Recordings RR-12). Auf der LP finden sich spektakulärere Schlagzeug-Sounds – Patrice Heral geht mit seinem Schlagwerk und seiner Stimme weitaus feinfühliger um als Mickey Hart –, dafür aber gerät die Raumabbildung auf Le Concert Des Parfums geradezu sensationell – zumindest wenn der Mytek die Daten in Musik umsetzt. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, welcher Eingang des Wandlers das Signal empfängt. Darauf, dass die Firewire-Verbindung vielleicht doch für eine Nuance mehr Präzision sorgt, möchte ich mich nicht festlegen: Im Blindtest könnte ich gewiss nicht sagen, welche der beiden Anschlussarten aktiv ist. Damit haben wir endlich mal ein Ergebnis, wie wir es uns von der Digitaltechnik schon immer gewünscht haben: Daten bleiben Daten, egal über welchen Weg sie transportiert werden. Auch wenn ich meinen iMac fast nur für Musik benutzte, ist – außer für diesen Test – meist doch mehr als ein USB-Anschluss belegt, wohingegen es nur eine Firewire-Buchse gibt, womit eine Beeinträchtigung dieser Verbindung durch andere Geräte per se ausgeschlossen ist. Ich bleibe also bei Firewire.
Bei seinem Bericht von der CES mutmaßte der Kollege Danny Kaey, dass DSD das High-Resolution-Download-Format der Zukunft sein würde. Noch ist das Angebot an entsprechenden Files sehr gering, ich konnte mir aber die ein oder andere Datei besorgen, ohne allerdings zu wissen, ob bei ihrem Entstehen nicht doch irgendwann einmal ins Hochbit-Format gewandelt wurde. Um die Ein-Bit-Dateien abzuspielen, muss ich allerdings den Player wechseln, da Amarra das Format bisher nicht unterstützt. Audirvana Plus reicht den Datenstrom jedoch problemlos an den Wandler weiter, der dann auch prompt dSd in seinem Display anzeigt. Die Dateien, die ich ergattern konnte, klingen durch die Bank sehr gut, allerdings tun das über den Mytek – wie oben zu lesen – auch einige ganz normale CDs.
Da ich auch immer auf der Suche nach Verbesserungen für die Hifistatement-Downloads bin, steht nicht ganz zufällig ein Korg MR-2000 im Hörraum, mit dem man beispielweise Mastertapes ins Ein-Bit-Format übertragen kann. Das klappte sogar mit doppelter SACD-Frequenz, die der Mytek aber erst nach einem Firmware-Update wird wiedergeben können. Also beschränken ich mich darauf, ein Band einmal mit dem Korg ins 2,8-Megahertz-Ein-Bit-Format zu wandeln und mit der Nagra LB in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei. Bei Abspielen über den Mytek ergeben sich dann leichte Vorteile für die DSD-Variante: Hier erklingt der Song vom Quinton-Album Gansch and Roses noch eine Spur farbiger, detaillierter und dynamisch feiner strukturiert. Leider kann man aber auch nach diesem Experiment nicht behaupten, dass DSD das überlegene Format ist – die Unterschiede könnten ja auch die verschiedenen Wandler zu verantworten haben. Fest steht aber, dass der Mytek auch mit DSD ganz hervorragend klingt und damit für alle Eventualitäten gerüstet ist, die die Zukunft bringen mag.