Zwar ist im Wohnzimmer das Abspielen einschlägiger Testplatten verpönt, aber das konnte – wie erwähnt – nicht verhindern, dass schon dort die besonderen Fähigkeiten des MSMs1 zutage traten: Da gibt es nicht die kleinste Spur von Effekthascherei, tonal stimmt einfach alles, Impulse erscheinen klarer und ein wenig kräftiger, und die Vielzahl von Details lenkt nicht von der Musik ab, sondern zieht den Zuhörer in sie hinein. Selbst wenn das undifferenziert oder abgegriffen klingen mag, mir drängt sich beim Hören der MSMs1 dieser Begriff einfach auf: Dieser Lautsprecher klingt für mich schlicht „richtig‟. Dabei möchte ich keinesfalls verhehlen, dass er mich in einer Disziplin zumindest leicht irritiert. Wenn die MSMs1 mehr Details enthüllt und sie anders als gewohnt gewichtet oder wenn sie Impulse schärfer fokussiert, wirkt dieses Vorgehen für mich spontan völlig überzeugend. Wie sie jedoch mit dem Thema Raumdarstellung umgeht – einige Aufnahmen wirken zweidimensionaler als zuvor, andere zum Greifen plastisch –, will mir auf Anhieb nicht als richtiger oder besser erscheinen. Zu diesem Thema muss ich in vertrauterer Umgebung doch noch einige einschlägige Scheiben auflegen.
Im Hörraum mache ich es mir dann erst einmal bequem. Viele der für mich aussagekräftigen Songs von CDs befinden sich auf der Festplatte des iMac und stehen so blitzschnell zur Verfügung, wobei dank Amarra-Player und Mytek-Wandler auch die Qualität nicht zu kurz kommt: Die digitalen Testklassiker bestätigen die ersten Erfahrungen aus dem Wohnzimmer: Ich finde bei der MSMs1 keinen einzigen Kritikpunkt und lasse mich von messerscharfen Impulsen und einer stupenden, doch nie kalten Auflösung bezaubern. Die vielfach teuren LumenWhite und die Brinkmann-Monos vermisse ich wirklich nicht – außer bei den Stücken, bei denen ich etwas mehr Tiefe erwarte. Wenn es um Raumdarstellung geht, greifen ich gern auf Dick Schorys Bang Baaroom and Harp, Reissue der LSP-1866, zurück: Die MSMs1 erweckt hier die Illusion einer riesigen Halle, auch in die Höhe. Die imaginäre Bühne beginnt aber schon auf der Ebene der Lautsprecher und nicht erst dahinter. Dadurch erscheinen Instrumente nicht ganz so weit entfernt platziert wie von der LumenWhite gewohnt – abgesehen von den beiden in der Tiefe des Raumes verschwindenden Stepptänzern: Die konnte ich bisher nicht so lange auf ihrem Weg von der Bühne verfolgen. Das mag allerdings auch damit zu tun haben, dass ich mich diesmal habe verleiten lassen, den Pegelregler noch ein wenig weiter aufzudrehen als üblich. Die MSMs1 klingen auch bei hohen Lautstärken völlig unangestrengt – das tun die LumenWhite auch –, bleiben dabei aber frei von jeglicher Lästigkeit oder Schärfe und verursachen so auch keinerlei Stress beim Hörer. Mit den Manger kann man sehr laut über eine relativ lange Zeit so entspannt Musik genießen, dass hier ein hohes Maß an Selbstdisziplin gefragt ist, damit es für die Ohren nicht des Guten zu viel wird. Denn die stecken hohe Pegel auf die Dauer nicht so unbeeindruckt weg wie die MSMs1.
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