Die Trafos lassen noch ein wenig Raum für eine zentrale Platine oder – da die Bauteile mit Silberdraht von Punkt zu Punkt verdrahtet sind – besser Montageplattform für die 6CA4 Gleichrichterröhre, die Jensen-Netzteilkondensatoren und die beiden Siemens C3m Post-Röhren, die hier als Triode arbeiten. Aber es stand ja schon im Pflichtenheft dieser Pentode, dass sie auch bei Triodenbeschaltung die Kennlinien einer sehr guten „echten‟ Triode aufweisen solle. Ob die C3m im Signalweg liegen oder nicht, regelt auf das entsprechende Signal der Fernbedienung hin die Steuerungselektronik, die auf der unteren von drei übereinander angeordneten Platinen untergebracht ist, die gerade noch zwischen Rückwand und Trafos Platz finden. Die beiden oberen Boards sind mit einer Vielzahl von Relais bestückt, die die Aktiv/Passiv-Umschaltung, die Eingangswahl und die Lautstärkeregelung für jeweils einen Kanal übernehmen. Dabei wird die Röhrenstufe mit ihren Ausgangstrafos nicht einfach vor der Lautstärkeregelung in den Signalweg gelegt oder herausgenommen: Auch hier arbeitet die PST-100 bei den ersten sechs Lautstärkestufen völlig passiv. Erst ab „Volume 7‟ fließen die Signale durch die Röhren und den Übertrager, bevor sie die Wicklungen des sogenannten Attentuator-Trafos mit seinen 31 Anzapfungen durchlaufen. Daher gibt es im aktiven Modus 37 Pegelschritte, im passiven sechs weniger. Insgesamt erstreckt sich der Regelbereich im aktiven Betrieb über 52 Dezibel, die Verstärkung liegt bei 16 Dezibel.
Das Ungewöhnliche am Konzept der PST-100 ist es, dass hier die aktive Stufe vor statt hinter der Pegelregelung liegt. Üblicherweise soll eine Verstärkerstufe mit möglichst geringer und konstanter Ausgangsimpedanz dafür sorgen, dass dem Signal selbst längere Kabelwege und nicht allzu hohe Eingangswiderstände der Endstufen nichts anhaben können. Da Ypsilon Electronic zur Lautstärkeregelung kein Poti, sondern den Attentuator-Trafo einsetzt, ergeben sich aber selbst ohne anschließende Bufferstufe recht günstige Verhältnisse an den unsymmetrischen Ausgängen – auch hier liefert die XLR-Buchse kein symmetrisches Signal: Die höchste Ausgangsimpedanz wird in beiden Betriebsarten bei der höchsten Lautstärkestufe, also einer Dämpfung von null Dezibel erreicht: Im aktiven Modus wird die Ausgangsimpedanz durch den Trafo zwischen Röhre und Attentuator-Trafo bestimmt und beträgt 150 Ohm. Im passiven Betrieb ist es exakt die Ausgangsimpedanz der angeschlossenen Quelle – und die ist heute bei Wandlern und Phonoentzerrern in den aller meisten Fällen ausgesprochen niedrig. Wird der Pegel durch den Trafo herabgesetzt, sinkt im aktiven wie im passiven Betrieb auch die Ausgangsimpedanz. Bei Endstufen mit Eingangsimpedanzen oberhalb von zehn Kiloohm dürfte also alles im grünen Bereich liegen, bei meinen Brinkmann-Monos mit ihren 600 respektive 1000 Ohm ist allerdings ausprobieren angesagt.
Keinerlei Anpassungsprobleme gibt es natürlich bei der firmeneigenen Endstufe. Die Aelius-Monos mit ihrem Eingangswiderstand von 47 Kiloohm sind übrigens das kleinere, wenn auch leistungsstärkere von zwei Hybrid-Endstufen-Modellen, das Demetris Backlavas und Fanis Lagadinos entwickelten. Hier werkelt eine Siemens C3g in der Eingangsstufe und steuert über einen selbstverständlich im Hause gewickelten Transformator zwei im Push-Pull-Betrieb verstärkende MOS-Fet-Ausgangsstufen an. So wird an acht Ohm eine Leistung von 200 Watt erreicht. Eine weitere Besonderheit des Schaltungskonzeptes stellt der extrem hohe Class-A-Bereich dar: Bis zu 60 Watt arbeitet die Aelius in dieser klangfördernden Betriebsart, was allerdings schon im Leerlauf zu einer Leistungsaufnahme von 200 Watt und der entsprechenden Wärmeabstrahlung führt. Dafür, dass es nicht gar zu heiß wird, sorgt eine elektronische Schutzschaltung. Eine weitere soll Gleichstrom an den Lautsprecherterminals verhindern. An diesen liegt übrigens ein phasengedrehtes Signal an: Die Lautsprecher sind also verpolt anzuschließen. Auch eingangsseitig erlaubt sich die Aelius ein paar Eigenheiten. Der XLR-Eingang – zwischen ihm und dem Cinch-Eingang kann per versenkt angebrachtem Kippschalter gewählt werden – ist wie der der Vorstufe unsymmetrisch beschaltet. Etwaige Brummprobleme lassen sich mit einem ebenfalls versenkt montierten Groundlift-Schalter beheben.