Auch nach fast 20 Jahren Schreiben über Hifi hat man noch längst nicht alles ausprobiert: Ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor Komponenten aus Griechenland oder eine Vorstufe mit einer Lautstärkeregelung per Transformator in Händen gehabt zu haben und eine rein passive Vorstufe benutzte ich zuletzt lange Zeit vor meiner beruflichen Beschäftigung mit unserem Thema: Zwischen einem Audiolabor Fein Phonoentzerrer und Michaelson & Austins TVA 1 Endstufe sorgte ein in ein schlichtes Gehäuse montierter Widerstandsschalter aus Burmesters erster, längst legendärer Vorstufe für den richtigen Pegel.
Vielleicht liegt es ja an diesen frühen Hifi-Erfahrungen, dass ich passive Vorstufen bisher fälschlicherweise eher der Do-It-Yourself-Ecke zurechnete und wenig attraktiv fand. Von diesem Vorurteil heilt einen die Ypsilon PST-100 MKII, die ganz nach Wunsch ihres Besitzers aktiv oder passiv agiert, schon auf den ersten Blick: Vorstufen-Boliden diesen Kaliebers sieht man in letzter Zeit selbst aus den USA eher selten. Aber bei der PST-100 ist es nicht die schiere Größe, die beeindruckt: Die Verarbeitung überzeugt auf ganzer Linie, bei der Ausstattung ist allerdings noch ein wenig Luft nach oben. So kann die Vorstufe ohne Fernbedienung nicht in Betrieb genommen werden. Auch auf die Gefahr hin, dass einige Taster die beinahe zwei Zentimeter dicke Frontplatte mit ihrer eleganten Vertiefung über dem gefrästen Firmenlogo verunzieren könnte, wünschte man sich doch einige Drucktasten, die die Nutzung der PST-100 bei verlegter – kann ja durchaus mal passieren – Fernbedienung oder leeren Batterien sicherstellten. Dass sich die schmückende Vertiefung, das Firmenlogo und sechs polierte Knöpfe überaus harmonisch kombinieren lassen, beweist Ypsilon Electronics übrigens selbst mit der trotz ihrer Größe haptisch angenehmen und auch optisch sehr gelungenen Fernbedienung.
Wer wie ich gern mit Studio-Tonbandmaschinen hantiert, würde sich auch über mehr als den einen vermeintlich symmetrischen Eingang freuen. Leider verbirgt sich hinter der XLR-Büchse nämlich nur ein weiterer unsymmetrischer Eingang. Wie wäre es mit einem „echten‟ symmetrischen Eingang mit Desymmetrier-Trafo? Danach befragt, hatte Demetris Backlavas, einer der beiden Gründer von Ypsilon Electronics, allerdings ein einleuchtendes Argument parat: Für einen weiteren Trafo, der den firmeneigenen Anforderungen genügt, sei in der Vorstufe schlicht kein Platz. Das nun wirklich nicht gerade geringe Volumen der Vorstufe teilen sich bisher: ein Netztrafo, die Drosselspule des Netzteils, zwei Ausgangsübertrager der Röhrenstufe und zwei Transformatoren zur Lautstärkeregelung mit jeweils 31 Anzapfungen. Werfen Sie nur mal einen Blick auf die Übertrager der aktiven Stufe: Da möchte man kaum glauben, dass es hier lediglich um die Auskopplung eines Kleinsignals geht. Ich kenne kleinere Röhrenendstufen, die auch keine imposanteren Übertrager aufweisen.
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