Dass ich nun bei der Nagra doch hin und wieder mit 192 Kilohertz aufzeichne, liegt allein daran, dass ich eine spätere Verwendung der Aufnahmen in einem Download-Shop nicht ausschließen möchte. Und da zählt, wenn es um Preis und Attraktivität geht, vor allem die höhere Zahl. Das war zu den Anfängen der Digitalfotografie nicht anders. Da gab allein die Menge der Megapixel bei der Kaufentscheidung den Ausschlag. Die Qualität der Optik oder die Schnelligkeit des Autofokus wurden hingegen sträflich vernachlässigt. Ich kann also durchaus verstehen, dass M2TECH mit den 384 Kilohertz wirbt, sind diese doch beinahe noch ein Alleinstellungsmerkmal. Über die klanglichen Qualitäten sagt die Zahl aber so gut wie nichts aus. Da kommt man ums Hören einfach nicht herum. Fast ein Paradoxon: Je hoch technisierter die zu betrachtenden Geräte werden, desto mehr gewinnt die rein subjektive Einschätzung an Gewicht.
Wohl selten habe ich eine Komponente länger gehört als den Young, bevor ich darüber geschrieben habe. Leider machte ich – Stichwort Fahrlässigkeit – fast alle Erfahrungen mit dem serienmäßigen Netzteil. Daher ist es auch kein Wunder, dass beispielsweise der PS Audio Perfect Wave DAC, als er mit der Bridge im März diesen Jahres ein zweites Mal in meinem Hörraum zu Gast war, in puncto Detail und Luftigkeit ein bisschen mehr zu bieten hatte als der Young. Was den M2TECH aber so attraktiv macht, ist seine klangliche Stimmigkeit: Dass man im direkten Vergleich mit mehrfach teureren Wandler immer wieder die ein oder andere Disziplin finden wird, in der mit mehr Aufwand noch ein wenig mehr geht, ändert nichts daran, dass einem rein gar nichts fehlt, solange man den Young allein hört: Die Wiedergabe fließt, ist frei von jeglichen lästigen Artefakten und fasziniert mit Dynamik und Klangfarben. Stundenlanger, stressfreier Musikgenuss ist garantiert – selbst wenn die nachfolgende Kette wie die meine absolut keine Fehler verzeiht und jegliche Unstimmigkeit einer Quelle voller Stolz auf dem Silbertablett präsentiert. Da der Young sich in diesem Umfeld behaupten kann, wird ihm dies mit Gewissheit auch in den allermeisten anderen Anlagen gelingen.
Im Vergleich mit dem Wandler-Prototypen, dessen Identität ich erst enthüllen kann, wenn das Seriengerät verfügbar ist, macht der M2TECH ebenfalls eine gute Figur, obwohl jener mit einer noch großzügigeren Raumdarstellung und ein paar zusätzlichen Details auftrumpfen kann. Als ich während des Sommers so viel Zeit im Ruhrgebiet verbringen musste, dass ich währenddessen auf einen digitalen Arbeitsplatz nicht verzichten wollte, vertraute ich auf den Young, den iMac und ein Pärchen aktiver Adam Audio A5. In dieser eher untypischen Kombination zeigt der M2TECH ebenfalls seine Stärken: Die damit bearbeiteten Musikstücke vermochten auch über die hochauflösende Kette im heimischen Hörraum völlig zu überzeugen. Für den Einsatz im professionellen Umfeld wünschte man sich allenfalls noch symmetrische Ausgänge für den Young: Ein Forderung, die angesichts seines moderaten Preises allerdings ein wenig unverschämt wirken könnte.
Noch vor ein, zwei Jahren musste jede Komponente, die erstmals auf einem der Pagode-Racks im Hörraum zu stehen kam, eine kurze Tuning-Prozedur über sich ergehen lassen: Sie bekam ein HMS- oder Audioplan-Netzkabel und durfte auf verschiedenen Füßen mit dem Rack in Kontakt treten, bis die optimale Ankopplung gefunden war. Beim Young war das anders: Das mitgelieferte Steckernetzteil vereitelte Experimente mit der Stromversorgung, und teure Füße unter ein so schickes und im besten Sinne preiswertes Teil zu stellen, erschien mir widersinnig. Ich erinnere mich noch gut daran, welches Unbehagen mir beim Test der AudioQuest USB-Kabel das preisliche Missverhältnis zwischen den ebenso kostspieligen wir wirkungsvollen Edelkabeln und dem Young verursachte. Da ich das klangliche Potential des M2TECH aber ausschöpfen wollte, verdrängte ich den Gedanken an den Preis eines längeren Stücks AudioQuest Carbon, so dass der Young seine Daten auf einem der bestmöglichen Wege beziehen konnte.
Erst für den abschließenden Hörtest kam dann das Netzteil von Squeeze-upgrade mit ins Spiel. Es trägt den nicht gerade griffigen Namen „Best Of Two Worlds Solution‟ und stellt dem Young aus einem soliden Transformator, einem Gleichrichter mit Shottky-Dioden, sechs Rubicon 2200-Mikrofarad-Elkos sowie einem Spannungsregler die benötigten 15 Volt zu Verfügung. Kurz vor dem Stecker für die Netzteilbuchse ist ein sogenannter SBooster, den Squeeze-upgrade auch einzeln anbietet, um dem Strom von einfachen Schalt-Steckernetzteilen zu säubern, ins Anschlusskabel integriert. In Verbindung mit dem geregelten Netzteil soll der SBooster für eine nochmalige Stabilisierung und Säuberung des Stroms direkt vor der Eingangsbuchse des Verbrauchers sorgen. Squeeze-upgrade weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich beim SBooster nicht nur um ein passives Tiefpassfilter handeln soll – leider ohne dezidiert zu sagen, was der SBooster denn nun wirklich ist.