Der Lautsprechermarkt gilt heutzutage als bis zum Bersten überfüllt. Wenn sich ein neuer Hersteller mit seinen Produkten in diesen Markt drängeln will, hat er meist etwas ganz besonderes an Design und Technik zu bieten, um sich von den Konkurrenten zu unterscheiden und im Getümmel überhaupt wahrgenommen zu werden. Solche Neuheiten bewegen sich oft eher im höheren Preisbereich. Im Basissegment sind die Pfründe traditionell verteilt. Wer versucht, hier neu mit zu mischen, muss entweder nicht aus Geld achten oder hat tatsächlich etwas komplett Neues anzubieten. Um so erstaunter war ich, als sich zum Test ein Pärchen Kleinlautsprecher für gerade mal 500 Euro ankündigten – wohl gemerkt für das Paar, nicht pro Stück. Q-Acoustics? Nie gehört. Als ich im Netz die ersten Bilder fand, wurde ich tatsächlich neugierig. Keine Kugeln, Mini-Säulen oder oktaederfömigen Designklöpse, sondern völlig normale Kleinlautsprecher mit konservativer Bestückung.
Q-Acoustics mit Sitz in England wurde 2006 gegründet und hat seitdem in der heimischen Presse bereits große Lobeshymnen für seine preisgünstigen Produkte einheimsen können. Pünktlich zum Modellwechsel kommen die Lautsprecher jetzt auch in Deutschland auf den Markt. Das Programm umfasst zwei verschieden große Regallautsprecher, einen Standlautsprecher, einen Center und einen aktiven Subwoofer – das ist alles. Für den Test wurde der mittlere Kompaktlautsprecher, der 2020, geordert. Von vorne mit 26,5 Zentimeter Höhe beziehungsweise 17 Zentimeter Breite sehr kompakt, holt der 2020 mit 27,8 Zentimetern in der Tiefe im Volumen kräftig auf. Auch bei der Bestückung gibt es nichts Außergewöhnliches zu bestaunen. Ein 12,5 Zentimeter Tiefmitteltonchassis mit Papiermembran (mit Micra-Partikeln?!) arbeitet auf das rückseitig angeordnete Bassreflexrohr und wird bei 2,9 Kilohertz von einer 25 Millimeter Gewebekalotte abgelöst, deren Schwingspulenspalt mit wärmeabführendem Ferrofluid gefüllt ist. Die Optik ist entspannend unspektakulär: Keine Zierringe um die Chassis und keine exotischen, verkaufsfördernden Werkstoffe als buntes Membranmaterial. Hoch- und Tiefmitteltöner sind von hinten in eine Kunststoffplatte geschraubt, die von vorne in das Gehäuse eingelassen und verklebt ist. Das Bi-Wiring-Terminal ist unsichtbar unterhalb des Lautsprechers eingelassen. Wahlweise wird als Zubehör ein passender Ständer oder eine Wandhalterung angeboten. Die Stopfen zur Abstimmung der Bassreflexöffnung auf wandnahe Aufstellung sind mit dabei.
Beim Auspacken fällt die extrem hochwertige Verarbeitung des Lautsprechers sofort ins Auge und in die Hand. Das in glänzendem Weiß lackierte Gehäuse ist makellos und handschmeichlerisch. Die Passungen würden selbst in höheren Preisklassen als vorbildlich durchgehen. Wer auf ein hoch glänzendes weißes oder schwarzes Gehäuse verzichten kann und stattdessen ein Finish in Graphit oder Walnuss wählt, kann den Preis für das Paar auf 430,- Euro drücken.
Die Aufstellung ist denkbar unproblematisch. Mit dem Stopfen in der Bassreflexöffnung können die 2020 direkt vor die Wand gestellt oder sogar in ein Regal verfrachtet werden, was bei der schönen Oberflächengestaltung allerdings schade wäre. Bei mir wandern sie ohne Stopfen auf passende Ständer. Der Bassanteil am Klanggeschehen kann über den Abstand zur Rückwand reguliert werden. Zum Glück dicken die Q-Acoustics schon ab circa 25 Zentimeter vor der Wand nicht ungebührlich auf. Etwas stärkeres Anwinkeln zum Hörplatz hin verschafft die Illusion, vor keinen ortbaren Schallquellen zu sitzen, die akustische Mitte wird schön aufgefüllt. Völlig frei im Raum sollte man sie aber nicht positionieren, das schaffen die kleinen Tieftöner in den bescheidenen Gehäuse einfach nicht.
Mit etwas gemischten Gefühlen geht es in die Hörsession, sind die 2020 ja schon günstig und irgendwo wird ja immer geknapst.
Wer aufgrund der Herkunft jetzt auf eine mittenverliebte Wiedergabe mit weichen Bässen und zurückgenommenen Höhen getippt hat, wird überrascht sein. Offen, klar und ziemlich spritzig gehen die Kleinen zu Werke. Und da ich gern atypisches Musikmaterial für den jeweiligen Kandidaten als Einstieg in den Hörtest nutze, durfte erst einmal Bruckners Siebte unter Mazur mit dem New York Philharmonic Orchestra (Teldec, 1991) elegisch, breit und mit viel Blech, Holz und Kontrabässen auf die 2020 einprügeln. Die nehmen das überhaupt nicht krumm und spannen ein bemerkenswert weites Panorama auf. Ok, Kontrabässen fehlt es untenrum ein wenig, Pauken werden verkleinert, dafür ist der Anstrich der Geigen sehr schön zu verfolgen, der Blick ins musikalische Geschehen ungetrübt. Holzbläser und Hörner sind schön im Orchesterrund lokalisierbar, die mittleren Lagen komen klar und plastisch, wenn auch nicht sehr körperhaft. Schnell kristallisiert sich eine kleine Vorliebe für die höheren Lagen heraus. Nicht im Sinne von stärkerer Betonung, sondern eher im Sinne von frech und frisch. Ohne in dem Bereich eine Lupe zu sein, servieren die Q-Acoustics viele Details mit guter Auflösung. Bei den ziejmlich gemeinen Dynamikattacken des Orchesters bleiben sie erstaunlich gelassen und unangestrengt. Dazu kommt eine ausgezeichnete räumliche Abbildung. Auch bei hohen Pegeln neigen sie nicht zur vorschnellen Kompression. Tonal geben sie sich total ehrlich und unverfärbt.