Nimmt man den mit Bitumen gedämpften Deckel ab, findet man im Inneren noch einen Verstärker, der nach alter Väter Sitte diskret aufgebaut ist. Bemerkenswert der verschwenderische Einsatz von guten und nicht billigen Bauteilen wie Wima-Kondensatoren überall und speziell für Audio-Anwendungen entwickelten Silmic II- Kondensatoren in der Eingangsstufe. Liebe zum Detail verrät außerdem die thermische Kopplung der Transistoren. In der Endstufe kommen Transistoren von Sanken zum Einsatz, denen immer noch herausragende klangliche Fähigkeiten nachgesagt werden und die auch nicht gerade zu den billigsten ihrer Gattung gehören. Der große Ringkerntrafo und die beachtlichen Kapazitäten der Elkos lassen trotz der – nennen wir es mal zurückhaltenden – Ausgangsleistung von nur 60 Watt pro Kanal an 8 Ohm auf eine hohe Stromlieferfähigkeit hoffen. Die ist in der Praxis fast immer wichtiger ist als Geräte mit hoher Leistung, die zwar Messwiderstände zum Glühen bringen können, bei komplexer Last aber eingehen wie eine Primel. Der Aufbau und die Bauteile verraten, dass sich die Entwickler mit viel Verständnis für die Materie an ihre Aufgabe gemacht hatten. Der Audiolab ist noch keine Reißbrettentwicklung, sondern ein sorgsam aufgebautes Design. Sowas ist auch in höherpreisigen Geräten heute nicht mehr oft anzutreffen und macht neugierig, ob das „alte“ Konzept, wie verfeinert und entwickelt auch immer, heute noch mithalten kann.
Den Anfang des Hörtests macht Marilyn Mazurs „Future Song“ mit der „Small Labyrinths“ (ECM, 1997). Vertrackte Rhythmen mit diversem Schlagwerk, die überirdisch schöne Stimme von Aina Kemanis sowie Nils Petter Molvaer an der Trompete, Hans Ulrik am Saxophon und noch einige andere illustre Mitstreiter aus dem ECM-Universum zelebrieren ihr intensives Zusammenspiel auf kleiner Bühne irgendwo zwischen Jazz und Weltmusik regelrecht meditativ. Der Audiolab bringt dabei ein Talent zutage, das im englischsprachigen Raum gern mit „Soundstage“ beschrieben wird. Man sieht beinahe das feste Fundament der Bühne, auf dem sich die Akteure musikalisch bewegen. Die Abmessungen in Breite, Höhe und Tiefe sind sehr gut nachvollziehbar, stabil sitzt jeder Klang im Raum. Diese Kontrolle geht einher mit viel Kraft in den tieferen Lagen. Schlagzeug, Bass und Percussion kommen mit Wucht und Kraft bei genau dosiertem Volumen. Die dicht aneinander arrangierten Trompete und Stimme kommen gut voreinander getrennt, im Raum laufen frei und nicht zu hell die Percussions. Im Mitteltonbereich gibt es eine gute Aufschlüsselung in Farbe und Feinheiten. Trotz des Bühnenbaus von unten, den man unter Charakter einordnen kann, ist der Audiolab sehr neutral und genau. Da fliegt und klingelt einem nichts um die Ohren, es fehlt aber auch nichts.
An dieser Stelle sei schon erwähnt, dass der Audiolab kein Schmeichler, sondern ein ehrlicher – nicht sturer – Durchreicher mit Sinn für feine Zwischentöne ist. Die klanglichen Eigenheiten der Quellen werden sehr deutlich wiedergegeben. Mein alter Denon CD-Player klingt schon ein wenig kühl, hart und kratzig. Verbunden mit einem Heed-Wandler zeigt der 8200A schön den heutigen Stand digitaler Wiedergabe. Sauber, plastisch und farbig ohne Übertreibung fördert er jede Änderung in der Kette deutlich zutage. Gefüttert mit Signalen von der LP blüht er noch ein wenig mehr auf und zeigt in Einzeldisziplinen die immer noch vorhandene Überlegenheit der guten alten Schallplatte auf. Stichworte hier sind Plastizität und realistische Wiedergabe.
Japan-Elektronika trifft Bossa Nova, Swing und French Pop im Lounge Sound. Im CD-Player rotiert Fantastic Plastic Machine (Bungalow, 1998), absolute Spaßmusik für Fortgeschrittene. Der irrwitzige Mix aus Bass, Streichern, Synthesizer, Drum-Machine im Bossa-Nova-Easy-Listening-Style mit der Adaption von Joe Jacksons Klassiker „Steppin' Out“ vermittelt gute Laune und zeigt die vielen Klangspielereien im Raum problemlos auf. Der tiefe, etwas übermäßig trockene Bass baut das Geschehen wieder von unten auf und hier fehlen mir jetzt ein wenig Speed und Ausgelassenheit. Allerdings ist die Musik sicher kein high-fideler Maßstab und eher zufällig im Test gelandet.
Die 1968 von Astor Piazolla und Horacio Ferrer komponierte Tango Operita „Maria de Buenos Aires“ unter und mit Gidon Kremer (Teldec, 1998) fordert ganz andere Dinge von einem Verstärker, und hier zieht der Audiolab alle Register. Die teilweise sehr dicht produzierte, extrem dynamische Aufnahme mit Live-Charakter ist eine der Lieblingsübungen des Audiolab. Einzelne Instrumente werden schön voneinander getrennt, behalten dabei ihren Klangkörper und ihre Position im Raum, der sehr realistisch abgebildet ist. Dieser wird nicht extra ausgeleuchtet, sondern ist einfach nur da. Eigenheiten des Instrumentariums werden fein und plastisch herausgearbeitet. Dabei agiert das Orchester mit Wucht und Kraft. Die Stimme der Maria steht voll, klar und ausdrucksstark vor dem begleitenden Ensemble. Die Streicher sollen hier auch mal etwas gegen den Strich gebürstet klingen und schrill sein, was dank der Neutralität des 8200A sehr gut gelingt, ohne aufdringlich zu sein. Ein Wort zur Bühne: Ich bin sicher, dass sie aus Holz ist.
Letzte Station im Hörparcours mal wieder Brahms „Alt-Rhapsodie“ unter Abbado mit den Berlinern (DG, 1992). Bullige Kontrabässe, dramatische Bratschen und Hörner, dazu die vor Kraft fast berstende Stimme von Marjana Lipovsek transportiert der Audiolab mit sanfter Gewalt, Dynamik und viel Ausdruck und Gespür für Zwischentöne, behält aber wieder seine ehrliche, von unten heraus spielende Wesensart. Manchmal wünsche ich mir etwas weniger Disziplin und etwas mehr Luft ganz oben heraus. Hier hält sich der 8200A leicht zurück, ohne zu soften. Dafür besticht die stabile Raumabbildung. Auch bei hohen Abhörlautstärken lotet der Audiolab den Raum genau aus, alles bleibt an seinem Platz.
Bei der Wahl der Lautsprecher hat man übrigens weitestgehend freie Hand. Die Kraft reicht locker aus, um auch Lautsprecher mit niedrigem Wirkungsgrad an die Leine zu nehmen und beeindruckenden Schalldruck zu entlocken.
Gehört mit
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Plattenspieler | SEE Revolver, Acoustic Solid Classic Wood |
Tonarme | Acoustic Solid WTB 211 |
Phonopre | stst Agmen Phono |
Systeme | Denon DL-103, Ortofon 2M-Bronce, AT-OC9/MLII, AT-95Pro HE |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Wandler | Heed Dactilus 2 / PSU |
Verstärker | Creek 4040S3, Audiolab 8200A |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Pioneer S-71, Ohm Walsh 1000 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
Herstellerangaben
Audiolab 8200A
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Ausgangsleistung (8 RMS) | 60 Watt |
Frequenzgang | 20 Hz - 20 kHz +/- 0,5 dB; 1 Hz – 65 Khz - 3dB |
Harmonische Verzerrungen | < 0.07 % |
Kanalbalance | 1 dB |
Kanaltrennung | > 60 dB / 1 KHz |
Übersprechdämpfung | > 80 dB |
Ausgansimpedanz Vorverstärker | 100 Ohm |
Maximale Ausgangsspannung | 7.3 V |
Maße (B/H/T) | 445/74/335 mm (inkl. Füße und Regler) |
Farben | Schwarz / Silber |
Gewicht | 7,4 kg |
Empfohlener Verkaufspreis | 899,- Euro |
Hersteller/Vertrieb
IAD GmbH
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Anschrift | Johann-Georg-Halske-Str.11 41352 Korschenbroich |
Telefon | 02161/61783-0 |
Web | www.iad-audio.de |
service@iad-gmbh.de |