Noch etwas zum Gehäuse: der SPL steht auf fünf ordentlichen Kunststoff-Aluminium-Füßen, in die unten eine Gummischicht eingearbeitet ist. Der fünfte Fuß in der Mitte des Gehäusebodens ist eher nicht dem Gewicht geschuldet, sondern soll Resonanzfreiheit sorgen. Und noch etwas: Im Boden befinden sich zwei Schrauben, die gelöst werden müssen, damit die starre Verbindung des großen Ringkerntrafos mit dem Gehäuse aufgehoben ist. Die Schrauben arretieren für den Transport eine Stahlplatte mit Gummipuffern, auf denen der Ringkerntrafo schwingend gelagert ist. So werden auch eventuelle mechanische Brummstörungen unterbunden. Die Vielzahl der im Netzteil verwendeten kleinen Kondensatoren dient zum einen der Lade- und Entladegeschwindigkeit, aber auch dem Ausgleich von unvermeidbaren, geringen Bauteiltoleranzen, die sich teils erst nach etlichen Betriebsstunden ergeben. Folgt man diversen Abbildungen auf der SPL Website, kann man die SPL-Komponenten wie den Phonitor-Kopfhörerverstärker, die Vorstufe oder den D/A-Wandler getrost übereinander aufstellen, was sicher auch den sehr soliden Gehäusen zu verdanken ist. Eine separate Aufstellung ist erfahrungsgemäß wohl aber klanglich noch einen Tick besser.
Zuerst darf nun der Performer s900 an den Phonar Veritas und im Zusammenwirken mit dem PS Audio Directstream DAC zeigen, was er kann. Als Tonquelle dient Qobuz per Bubble UpnP-Steuerung. Zum Einspielen streame ich Miles Davis' Filmmusik zu Ascenseur pour l´echafaud in 96/24 Qualität. Im sehr offenem Raum, was wohl auch der hervorgehobenen Präsenz des Audio-gd geschuldet ist, klingt zu meiner freudigen Überraschung die Trompete sehr schön metallisch, farbenprächtig und ohne auch nur die geringste Spur von Härte. Das gleiche gilt für die fein aufgelöste Percussion. In dieser Kombination begeistern bei diesem Musikstück nicht nur Detailreichtum und Klangfarben. Die Musik wird außerordentlich mitreißend dargeboten und der trockene, konturierte Kontrabass unterstreicht den rhythmischen Fluss. Anschließend hatte ich Lust auf die Bluesnummern vom Taj Mahal Album The Natch´l Blues aus den 60ern. Der ausdrucksstarke Gesang gefällt dank klarer Konturen, menschlicher Wärme und Glaubwürdigkeit. Auch hier wieder ist der musikalische Fluss enorm packend. Beim Song „Ain´t That A Lot Of Love“ kann nicht nur der Gesang faszinieren, sondern auch der an „Gimme Some Lovin´“ von der Spencer Davis Group erinnernde trockene, vorwärts treibende Basslauf sowie das Stakkato der Rhythmusgitarre. Die Bläsersätze heben sich im Hintergrund plastisch ab. Da kann ich nicht ruhig sitzen bleiben – Klasse! Wenn ich nun statt mit Bubble UpnP vom Android Tablet über das heimische Netzwerk vom Antipodes Oladra mit Roon streame, gerät die Wiedergabe noch einmal besser, weil noch mehr Wucht und Klangfarben-Intensität ins Spiel kommen. Tschaikowskis Nussknacker in CD-Qualität mit dem Kirov Orchestra von der Festplatte im Oladra erfreut ebenfalls durch musikalischen Schwung und Farbenpracht. Es fällt auch hier angenehm auf, wie schön und nuanciert aufgefächert die hohen Tonlagen wiedergegeben werden. Streicher, Bläser und Percussion tragen mit ihren farbigen Klängen zum Hörvergnügen ebenso bei wie das Nichtvorhandensein auch nur der geringsten Schärfe oder unangenehmen Härte. Tiefe Tonlagen reproduziert der Performer s900 ebenfalls klar umrissen. Nun tausche ich den Audio-gd Vorverstärker gegen den Antelope Zodic Plus, benutze aber weiterhin den PS Audio D/A-Wandler. Wie zu erwarten erklingt der Nussknacker nun etwas weniger tiefengestaffelt, überraschenderweise vermisse ich aber keine Details. Die Musik Tschaikowskis erhält etwas mehr Schmelz, was durchaus gefällt. Was bleibt, ist neben der klaren Nuancierung auch das rhythmische Feingefühl. Der SPL Performer s900 kann seine klanglichen Stärken und seine wunderbar detailreiche und farbenprächtige Diktion auch hier deutlich machen. Nochmal auf Taj Mahals' „Ain´t That A Lot Of Love“ gewechselt, gibt es auch jetzt eigentlich nichts zu meckern. Doch der Audio-gd hatte etwas mehr „Biss“, was mir bei dieser Musik mehr zusagt. Letztlich Geschmackssache.
Eigentlich wollte ich am nächsten Vormittag die Anlage, jetzt wieder mit der Audio-gd Vorstufe, mit Boccherinis Cello Sonaten von Bruno Cocset und Les Basses Réunies (vom Oladra 96/24) nur warm spielen. Mir imponierte jedoch die Prägnanz und Intensität, mit der der SPL s900 das Cello im Raum platzierte, so sehr, dass ich mir das gesamte Album anhörte. Für den nun geplanten Vergleich mit meinem Soulnote A2 wählte ich aus Zappa ´88: The Last U.S. Show (Qobuz 44,1/16) das Led Zeppelin Cover „Stairway to Heaven“ nicht nur wegen der originellen, auch witzigen Instrumentierung und Geräuschapplikationen. Der vorgewärmte Soulnote spielte dennoch hörbar cooler, was erstmal nicht schlechter, sondern halt anders war. Anfangs fand ich dessen klare Diktion spannend. Schnell aber zeigte sich schon bei den ersten „Nebengeräuschen“ im Song, dass der SPL Performer s900 mehr Couleur transportiert, was der Musik mehr Inhalt verleiht. Auch empfand ich in diesem direkten Vergleich den A2 einen Hauch aufdringlich in den obersten Tonlagen. Da macht ganz klar der Performer s900 mit seiner offenen, wärmeren Reproduktion den Punkt. Im dynamischen Verhalten tun sich die Beiden nichts, auch wenn der SPL etwas ruhiger zur Sache geht. Der Soulnote ist halt ein Sensibelchen auch in Verbindung mit der Verkabelung, wie es mir im Test der Silversmith Audio Fidelium Lautsprecherkabel kürzlich besonders auffiel. Hier scheint der Performer unproblematischer, was nicht bedeuten soll, dass er hochwertige Komponenten um sich herum nicht würdigt. Was mich beim Performer s900 bislang besonders anspricht, ist sein auffällig packendes Rhythmusverhalten und der musikalische Fluss. Nun soll er noch an den Analysis Audio Vollbereichsbändchen seine Qualität beweisen. Die sind hinsichtlich des Impedanzverhaltens total unproblematisch, leider dynamisch limitiert, aber tonal einfach schön und man kann ihnen ewig lauschen: enorm gefällige Schallwandler.