Ihre Einspielzeit haben die Pure Malt als „Desktop‟-Lautsprecher in meiner Büroanlage verbracht. Am Vintage-Receiver Sony STR 6200 F haben sie mich vom ersten Ton an ausgesprochen positiv überrascht mit einer schön sonoren Wiedergabe, die sauber durchgezeichnet ist. Kollege Markus Sauer war recht erstaunt über die Raumabbildung dieser nicht unbedingt highfidel orientierten Konfiguration. In dieser Disziplin sind die Zweiwege-Konstruktionen schon mal eine ernsthafte Empfehlung. Danach gingen die Böxchen auf Reisen zum Kollegen Uwe Heckers, der sie mit Verstärkern von Bryston, Bel Canto und Sugden erprobte. Seine Höreindrücke waren nahezu deckungsgleich mit meinen.
Die Rückreise der Boxen zu mir war eigentlich nicht geplant, aber nicht unwillkommen, konnte ich doch so meine Hörerfahrungen mit den Winzlingen vertiefen. Die abschließenden Hörrunden verbrachten die Pure Malt also in meinem kleinen Hörraum. Dort fanden sie ihren Platz anstelle der Amphion Prio 520 auf Lautsprecherständern aus Stahl. Da mir eine direkte Aufstellung Holz auf Stahl noch nie gefallen hat, kamen die Dämpfungselemente von Acoustic Solid zwischen Ständer und Boxen. So passte das, zumindest für meine Ohren, und spielte weit „erwachsener‟ als vermutet. Befeuert wurden die „Malties‟ zuerst vom Audiomat Aria, einem sehr vielversprechenden Röhrenvollverstärker französischer Herkunft, dann von einer aktuellen SAC-Kombi aus der Vorstufe beta und den Endstufen Igel 60.
In allen gehörten Kombinationen ließen die „Pure Malt“ schnell erkennen, welche Elektronik gerade zu Gange war. Die Röhre mit ihren schönen, dabei dezenten Klangfarben war ebenso leicht zu identifizieren wie die beherzt-kontrollierte Spielweise der SAC Igel. Dabei behielten die „Pure Malt‟ immer ihre eigene Note, verblüfften ein ums andere Mal mit einer unerwartet stämmigen, sonoren Spielweise, die sie zu jedem Zeitpunkt größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind: eine geschickte Abstimmung mit einer dezenten Anhebung im Bassbereich, die nun ganz sicher keine Pioneer-Exklusivität ist, sondern diesem Boxentypus häufig zu eigen ist. Allerdings ist sie hier so gekonnt gemacht, dass man die kleine Schwindelei einfach nur als wohltönend hinnimmt, ja gar als charmant empfindet. Nach oben hin setzt der fein auflösende, niemals zur Härte neigende Hochtöner keine hörbaren Grenzen. Eine punktgenaue Abbildung einzelner Schallereignisse ist den Kleinlautsprechern generell zu eigen und die Pioneere machen da keine Ausnahme. Die Darstellung der virtuellen Bühne gerät kleiner als mit Standlautsprechern, ist aber immer in sich schlüssig. Die Umsetzung von heftigen Dynamiksprüngen wie auch die Auslese von ganz feinen Abstufungen gelingt erstaunlich gut.
Das funktioniert alles ganz prächtig und auch überzeugend, solange man den Rahmen akzeptiert, den die Physik solchen Boxenwinzlingen nun mal setzt. Das heißt, dass die mögliche maximale Lautstärke – ohne die schön plastische Darbietung aufzugeben – deutlich niedriger liegt als bei ausgewachsenen Standlautsprechern. Bei gehobener Zimmerlautstärke (was schon ganz schön laut sein kann ...) lässt man es sinnvollerweise bewenden. Geht man darüber hinaus, wird die bis dahin wirklich fein gegliederte und präzise sortierte Raumabbildung schwammig und unscharf und der Tiefton konturlos. Dieser Umschwung ist unüberhörbar, so dass man den passenden Grenzpegel für den jeweiligen Raum schnell gefunden hat. Also: Wer gerne großorchestrale Klassik laut hört oder sein musikalisches Glück im Heavy Metal findet, der sollte die Finger von diesen Lautsprechern lassen. Auch wer Bässe unbedingt physisch spüren will, liegt damit falsch. Aber wie soll das mit einem zehn Zentimeter großen Lautsprecherchassis auch funktionieren?
Was hingegen ganz sicher funktioniert, ist die Verwendung der „Pure Malt‟ als Satelliten in einem Subwoofer-Satelliten-System. Der Subwoofer sollte dann aber bitte aktiv und regelbar sein und über einen Hochpass für die Verstärker der Satelliten verfügen, sonst wird das kein harmonisches Zusammenspiel. Ich habe das mit dem kleinen Woofer von Acoustic Solid probiert, der aber nur in der Lautstärke und in der oberen Grenzfrequenz einstellbar ist. Das spielt schon sehr nett zusammen, bringt ein ordentliches Pfund an Bass ins Spiel, aber durch den fehlenden Hochpass werden die Tieftöner der „Pure Malt‟ nicht entlastet, und da man in dieser Konfiguration dann doch versucht ist, lauter zu spielen als anzuraten ist, wird man immer noch mit den oben beschriebenen Effekten „belohnt‟. Wenn ich mich in absehbarer Zeit mit den neuen Velodyne-Subwoofern befassen werde, die sowohl über einen Hochpass als auch über eine Einmesselektronik verfügen, kann ich mehr dazu berichten.
Die „Pure Malt‟ sind für kleinere Räume sehr wohl eine ernsthafte Alternative! Wie weit man den Aufwand verstärkerseitig treibt, liegt nur im eigenen Ermessen. Das kleine und sehr steife Gehäuse ist extrem ruhig, also können die Lautsprecher auch im Regal oder auf einem Sideboard stehen, ohne dass diese zum Mitspielen angeregt werden. Das ist zwar nicht ganz die reine Lehre, funktioniert aber richtig gut.
HERSTELLERANGABEN
Pioneer S-A4-PM
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Impedanz | 6 Ω |
Frequenzgang | 60 - 40.000 Hz |
Empfindlichkeit | (1 V/1m) 84 dB |
Musikbelastbarkeit | 100 W |
Abmessungen (B x H x T) | 154 x 246 x 213 mm |
Gewicht | 3,7 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 800 €/Paar |
Vertrieb
Pioneer Deutschland
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Web | www.pioneer.de |