Eine Platzierung im Regal oder direkt vor der Wand ist zwar prinzipiell möglich, wenn die Bassreflexöffnung verschlossen wird, beschränkt den Lautsprecher aber zu doll – generell betrachte ich so etwas immer nur als Not- oder Übergangslösung, bis der Platz vorhanden ist. Denn erst bei freier Aufstellung und ohne Schaumstofftopfen kommt man in den Genuss einer der vielen Schokoladenseiten der Spirit 4, den Bassbereich. Man ist das von den höheren Preisklassen bei XTZ eigentlich schon gewohnt, dass die Lautsprecher für die Größe Überdurchschnittliches leisten. Die Einsteigerbox will da nicht zurückstehen und punktet mit einem ordentlichen Pfund. Beim Pressure-Drop-Klassiker „Everything Will Be Alright Tomorrow“ vom Erstling Upset gehen sie schön tief und offenbaren eine weitere Tugend, die räumliche Abbildung. Schlagzeug und Percussion mit Saft und Kraft links und rechts geben der Produktion die nötige Autorität auch untenrum. Tiefe Töne bleiben sauber und klar unterscheidbar. Auch wenn der Oberbass ein wenig kräftiger hinlangt als die tieferen Lagen, bleiben Stimmen davon unberührt. Der Trick mit der Schippe mehr Grundton ist aber auch bei anderen Herstellern kleiner Lautsprecher in sehr viel höheren Preisklassen nicht unbeliebt.
Ein wenig Lounge Musik von combustible edison mit „The Millionaire's Holiday“ von der I, Swinger: Die auf Live-Atmosphäre getrimmte Aufnahme kann etwas lästig klingen, wenn das Abhörequipment zu hell agiert. Die XTZ gehen ganz entspannt zur Sache und lassen Orgel, Schlagzeug und Bläser schön im Raum vor sich hinswingen. Hier verrät die Spirit 4, dass sie nicht vorhat, mit aufgesetzter Analytik oder vorlauten Höhen die Nerven des Zuhörers zu strapazieren. Das tönt alles dynamisch und ausgewogen, dabei erstaunlich erwachsen. Die Stimme bleibt auch hier frei und ungestört vor dem Rest des Orchesters erhalten. Überhaupt leisten die XTZ generell Beachtliches in diesem Bereich. Volumen, Phrasierung und Ausdruck – egal ob Chor oder Solostimme – werden absolut überdurchschnittlich wiedergegeben.
Kompletter Szenenwechsel zu Mendelssohn mit den Psalmen unter Philippe Herreweghe mit dem Ensemble Orchestral de Paris: Weit aufgefächert der Chor, schöne Stimmen und wieder eine überzeugende Räumlichkeit. Ganz oben tönt es etwas milder als gewohnt, Streicher behalten aber ihren gewohnten Glanz mit allerdings leicht verminderter Strahlkraft. Dem Fluss und der unglaublichen Melodik schadet das allerdings nicht. Gerade der Umstand, dass man nicht dauernd der letzten Feinheit hinterher hört, lässt einen tief eintauchen und länger bei der Musik verweilen.
Überhaupt lässt sich die Spirit kaum zu Aggressivität und Härte hinreißen. Brutale Anschläge auf einer Snare löst sie lieber über den Raum nach hinten auf, als diese nach vorne platzen zu lassen. Wer eine betont fetzige Ansprache bevorzugt, sollte vielleicht woanders gucken. Andererseits geht die XTZ einem aber auch nie klingelnd auf die Nerven, wenn es mal lauter wird. Pegelfestigkeit und Lautstärke auch im Tieftonbereich sind beachtlich und qualifizieren die Spirit 4 durchaus als Hauptlautsprecher in Räumen bis 20 Quadratmetern. Dass sie dabei den Verstärker vor lösbare Aufgaben stellen, macht die Sache noch besser. Auch ältere leistungsschwache Verstärker kommen gut mit der Spirit 4 klar. Mit einem alten NAD 302 lässt sich durchaus hoher Schalldruck ohne Abstriche realisieren. Gern hätte ich einen kleinen tendenziell etwas heller aufspielenden Verstärker probiert, es war aber gerade nichts passendes zur Hand.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.