Leider bildet ein Foto nicht annähernd ab, was hier optisch los ist. Mit verschiedenen Lichtquellen kann man das Zierelement noch weiter hervorstechen lassen, so dass der Lautsprecher wirklich ein eigenständiges Design-Element des Wohnraums wird. Das erklärte Ziel, nicht nur einen simplen Lautsprecher, sondern ein Schmuckstück zu bauen, ist erfüllt. Dieses und 16 weitere Designs sollten sich in jeden Wohnraum perfekt einfügen oder je nach persönlichem Geschmack einen deutlichen Akzent setzen. Der Rest des Lautsprechers hat eine raue anthrazit-schwarze Oberflächenbeschichtung bestehend aus gemahlenem Stein und Polyurethanlack. Sie macht einen sehr widerstandsfähigen Eindruck und verzeiht den einen oder anderen Kratzer bestimmt deutlich nachsichtiger als das Hochglanzfinish der Seiten. Die Verarbeitungsqualität ist insgesamt sehr überzeugend. Einige Anleihen aus der Vantage-Anniversary-Serie wie Form und Oberflächenmaterial sind deutlich erkennbar.
Wie üblich hat mich Entwickler Gediminas Gaidelis über seinen deutschen Vertriebschef Thomas Wendt perfekt über das Weichendesign informiert. In der Vergangenheit – Euphony- und Rhapsody-Serie – wurde mit sogenannten Peer-to-Peer-Weichen gearbeitet. Die jeweils benötigten Bauteile befanden sich direkt am Lautsprecherchassis selbst. Für die Figaro- und Overture-Serie wurde ein Hersteller von Platinen mit besonders dicken Leiterbahnen gefunden. Der Vorteil gegenüber der Peer-to-Peer-Verbindung ist ein identischer Frequenzverlauf bei jeder produzierten Weiche. Leider lässt sich minimaler Crosstalk nicht vermeiden, dafür ist auch er bei jeder gebauten Weiche identisch, somit vorherseh- und besser einplanbar. Bei allen von Jantzen stammenden Bauteilen wird auf höchste Qualität und möglichst geringe Verluste geachtet. Die Spulen für den Basstreiber beispielsweise haben lediglich einen Widerstand von 0,04 Ohm. Bei von anderen Herstellern verwendeten Bauteilen sind 0,5 bis 1 Ohm nicht unüblich. Schlussendlich wird nicht mehr mit Filtern dritter Ordnung gearbeitet, sondern mit Filtern verschiedener Flankensteilheit, um den gewünschten Frequenzgang zu erhalten. Bei der Figaro-Serie bewegt sie sich zwischen 12 und 24 Dezibel pro Oktave. Gemeinsam mit den Chassis, die allesamt nach Vorgaben von AudioSolutions exklusiv bei SB Acoustics gefertigt werden, erreicht die Figaro S eine Empfindlichkeit von 91 Dezibel bei einem Meter und 2,83 Volt und einen Frequenzgang von 37 – 25.000 Hertz. Die Übernahmefrequenzen befinden sich bei 400 und 4000 Hertz.
Das Aufstellen und Verkabeln gestalten sich als relativ unspektakulär. Bei einem Single-Wiring-Terminal gibt es eben keine Missverständnisse und ich kann bereits vorwegnehmen: Eine Bi-Wiring Variante werde ich nicht vermissen. Für die Aufstellung sind in der Bodenplatte vier MDF-Füße mit dünn gummierter Unterseite versenkt. Leichte Unebenheiten im Boden sind schnell ausgeglichen, und wer will, kann die Füße abschrauben und Spikes mit M6-Gewinde nutzen. Die passende Ausführung ist bei AudioSolutions deutschem Vertrieb Genuin Audio erhältlich, falls man nicht schon seine Lieblings-Spikes zur Hand hat. Für ein optimales Stereobild liegen Mittel- und Hochtöner bei meiner üblichen Aufstellung etwas zu weit unter Ohrhöhe, denn ich sitze recht nah an den Figaros. In diesem Fall wäre eine dicke Granitplatte als Sockel denkbar oder eine ungewöhnlich niedrige Couch. Beim üblichen, sprich größeren Sitzabstand verhält es sich folgendermaßen: Für eine ideale zeitrichtige, phasengleiche und somit unverfälschte Wiedergabe müssen die Signale des Mitteltöners und des Hochtöners zur selben Zeit am Ohr des Hörers eintreffen. Dazu müssen die sogenannten akustischen Zentren, die sich je nach Bauform und Beschaffenheit eines Chassis unterschiedlich weit von der vorderen Kante der Schallwand entfernt befinden, perfekt übereinander liegen. Um dies zu erreichen, verfolgen verschiedene Hersteller verschiedene Ansätze. Beispielsweise die Schallwand des Gehäuses leicht nach hinten zu neigen, wie es bei Audiosolutions Rhapsody noch der Fall war, um so den oben liegenden Hochtöner auf eine Linie mit den akustischen Zentren der Tief-/Mitteltöner zu bringen. Eine andere, weitaus gängigere Variante ist die Anordnung des Hochtöners unter dem Mitteltöner. Befindet sich das Ohr des Zuhörers etwa auf Höhe des Mitteltöners beziehungsweise leicht darüber, legen die Schallwellen des Hochtöners und des Mitteltöners aufgrund ihrer Anordnung eine identische Strecke zurück und treffen somit gleichzeitig am Ohr ein, obwohl sich die akustischen Zentren beider Chassis nicht perfekt übereinander befinden. Da dieses Konstruktionsprinzip bei meinem Sitzabstand, der etwa dem für Midfield-Monitore entspricht, nicht funktioniert, habe ich mich tatsächlich auf den Boden gesetzt, was hier zum überzeugendsten Ergebnis führt.
Die Lautsprecher stehen bei mir in gesunder Entfernung zur Rückwand und den Seitenwänden, um kritische Raummoden geringer anzuregen und den Bassbereich unter Kontrolle zu halten, obwohl aufgrund der „Self-Locking“ Gehäusekonstruktion nicht mehr viel Kontrolle von Nöten sein dürfte. Sie verspricht einen besonders kontrollierten und schnell ansprechenden Bass. Um Resonanzen zu eliminieren, wurden verschiedenste Materialstärken und unterschiedliche Kombinationen mehrerer Schichten genutzt. Die einzelnen Bauteile sind nicht nach dem Nut- und Feder-Prinzip verbunden, sondern sind so passgenau gefertigt und zusammengesetzt, dass sie sich gegenseitig stützen und bedämpfen. So soll ein Optimum an Resonanzarmut erreicht werden.