Aber auch über den Umweg über die Tonträgerproduktion waren Kazuo Kiuchi keine Fakten zu seinen Kreationen zu entlocken, die über das, was in Katalog und Internet zu finden ist, hinausgehen. Aber ich gebe nicht auf und habe für die Zukunft ein Interview mit dem Entwickler und Firmenchef verabredet. Da sollte zumindest die ein oder andere zusätzliche Information bei herumkommen. Bis dahin bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen kurz die bekannten Fakten zu referieren: Die Leiter der Hijiris bestehen aus speziell gefertigten Kupferdrähten mit definierter Laufrichtung, die selbstverständlich die RoHS-Anforderungen erfüllen. Die IEC-Buchse ist eine Wattgate 350i RH, besitzt also Kontakte mit Rhodium-Beschichtung. Auch der Schukostecker stammt von Wattgate, es ist das Modell 390i RH. Die Wattgates dieser höchsten Qualitätsstufe sind übrigens kryo-behandelt. Das Hijiri 'Takumi' ist in fünf Standard-Längen zwischen einem und drei Metern lieferbar, Sonderanfertigungen sind möglich. Das Kabel kommt so daher, wie man es etwa von Luxusuhren her kennt: Eine stabile, weiße Karton-Box schützt die eigentliche, wertvolle Verpackung, in diesem Fall eine zweifarbig lackierte Holzkiste mit geschnitztem Deckel, wie sie in abgewandelter Form auch für die Plattenteller-Auflage 'Tribute' TU-800M Verwendung findet. In dem Holzkörper, der das Kabel in der Mitte umschließt, befinden sich bei Hijiri keine Ferritringe, sondern eben die Dinge, mit denen Kazuo Kiuchi das Kabel „stimmt“. Konfektionierung und „Stimmung“ sollen ausschließlich in Handarbeit erfolgen.
Auch wenn die Kabel eingespielt sind, empfiehlt Ed Doggen, sie ein paar Stunden unter Strom zu lassen, bevor man sie einer kritischen Würdigung unterzieht. Aber um einen halben Tag zu warten, bin ich viel zu neugierig. Erstens haben bisher alle Combak-Komponenten in meiner Kette einen positiven Eindruck hinterlassen und zweitens habe ich bisher keine Netzkabel in dieser Preisklasse in meiner Anlage hören können. Ich habe also die großen Hijiri mit den beeindruckenden, vor kurzem getesteten Accustic Arts Monos phasenrichtig verbunden und die Endstufen etwa anderthalb Stunden vorgeheizt, um ganz sicher zu sein, dass der geplante Vergleich nicht mehr von der Aufwärmphase beeinflusst werden kann. Dann habe ich wieder die Swisscable Reference mit den Endstufen verbunden und zweimal Schostakovitsch' „Polka“ gehört, bevor ich zu den 'Takumi' gewechselt habe – und noch bevor der etwas über zwei Minuten dauernde Tanz zu Ende war, stand eindeutig fest, dass die Harmonix für noch mehr Atmosphäre, musikalischen Fluss und, ja, letztlich Genuss sorgen! Obwohl die Kette auch zuvor schon rhythmisch nichts anbrennen ließ, spielte das London Symphony Orchestra nun einen Tick engagierter, exakter auf den Punkt. Noch beeindruckender als die Verbesserungen im gesamten Klangbild fand ich aber die Menge zusätzlicher Feinstinformationen über einzelne Instrumente. Dabei ging es nicht nur um eine schärfere Abgrenzung voneinander und die exakte Platzierung auf der nun etwas größeren imaginären Bühne, sondern um feinere dynamische und rhythmische Differenzierungen der einzelnen Instrumente respektive Instrumentengruppen. Das wichtigste bei der zusätzlichen Fülle an Informationen ist aber, dass sie keinesfalls allein für sich stehen, sondern harmonisch in ein stimmiges Ganzes eingebunden sind. Natürlich habe ich noch eine ganze Reihe anderer, nicht vom übermäßigen Einsatz bei Tests leicht fad gewordene Songs gehört, aber der erste Eindruck hat sich nicht geändert: So gut wie mit den beiden 'Takumi' an den Endstufen habe ich meine Kette bisher nicht gehört.
Da Harmonix empfiehlt, die Anlage immer vom Ende her zu optimieren – gut, dass zumindest Lautsprecher und Endstufen in meinem Hörraum auf Harmonix-Füßen stehen – bleibe ich noch ein wenig bei den letzten Geräten in der Kette und probiere das 'Takumi' nun auch an Einsteins The Poweramp: Ich wähle den letzten Satz von Saint-Saëns Symphonie Nr. 3 unter dem Dirigat von Charles Munch und bin von der kraftvollen und großen Darstellung von Orgel und Orchester beinahe überwältigt. Ich hatte lange nichts so Monumentales gehört und in der Zwischenzeit scheint meine Wiedergabekette einige Fortschritte gemacht zu haben. Ginge es um Bombast-Rock würde ich schreiben, vor mir baute sich ein „Wall Of Sound“ auf: Bei aller Energie vermisse ich ein wenig Feinzeichnung – aber noch wird The Poweramp ja noch über ein Swisscable mit Strom versorgt. Das Hijiri bringt dann die vermisste Ordnung ins Geschehen: Die Instrumente haben auf der etwas ausladenderen Bühne mehr Platz und wirken deshalb besser voneinander getrennt. Deutlich mehr Präzision – bei gleichem Druck – herrscht auch im Tieftonbereich. Die tiefen Register der Orgel besitzen deutlich mehr Kontur. Einen Hauch mehr Energie besitzt auch der Hochtonbereich, ohne überbetont zu wirken. Trotz aller Klarheit und Feinzeichnung braucht man auch beim den 'Takumi' nicht auf Dramatik und Emotion zu verzichten. Im Gegenteil!