tests/17-06-19_thrax
 

Thrax Dionysos und Heros

19.06.2017 // Roland Dietl

Auf der Rückseite finden wir einen unsymmetrischen und einen symmetrischen Eingang. Die Eingangswahl erfolgt über einen kleinen Schalter. Über zwei weitere Schalter können die Eingangsempfindlichkeit zur optimalen Anpassung an die Vorstufe und die Ausgangs-Impedanz („4 Ω“ oder „8 Ω“) zur optimalen Anpassung an die angeschlossenen Lautsprecher eingestellt werden. Die Heros hat einen außergewöhnlichen Formfaktor und ist für mich eine der schönsten Endstufen am Markt.

Die Audioschaltung der Endstufe Heros im Detail: links am Kühlkörper der Power-MOSFET, auf der Audioplatine hochwertige Kondensatoren von Mundorf und rechts auf der Rückseite der Audioplatine der Power-JFET
Die Audioschaltung der Endstufe Heros im Detail: links am Kühlkörper der Power-MOSFET, auf der Audioplatine hochwertige Kondensatoren von Mundorf und rechts auf der Rückseite der Audioplatine der Power-JFET

Schaltungstechnisch wurden bei der Heros die ausgetretenen Wege verlassen und ein hoch interessantes Konzept umgesetzt: Die Endstufe ist einerseits ein Hybrid-Röhren/Transistor-Design und folgt andererseits konzeptionell aber klar einem klassischen Röhren-Design. Das Eingangssignal wird über einen Übertrager eingekoppelt, der als Phasensplitter arbeitet und an seinem Ausgang zwei Signale gleicher Amplitude, aber mit entgegengesetzter Polarität erzeugt. Das folgende zweistufige Schaltungsdesign kombiniert die bestens beleumundete Doppeltriode 5687 für die Spannungsverstärkung mit einem JFET/MOSFET für die Stromverstärkung. Damit erfolgt eine vollständig differentielle Signalverarbeitung, die erst am Ausgangs-Übertrager wieder zusammengeführt wird. Diese Lösung ist also zwischen Eingangs- und Ausgangs-Übertrager vollständig floatend und damit immun gegen Störeinflüsse, insbesondere von der Netzteilseite.

Innenaufbau der Vorstufe Dionysos: links oben LC-Siebung, links unten Ringkerntransformator, in der Mitte die Leistungstransistoren des Shunt-Reglers, rechts oben Ausgangsübertrager und rechts unten Eingangsübertrager/Lautstärkeregelung
Innenaufbau der Vorstufe Dionysos: links oben LC-Siebung, links unten Ringkerntransformator, in der Mitte die Leistungstransistoren des Shunt-Reglers, rechts oben Ausgangsübertrager und rechts unten Eingangsübertrager/Lautstärkeregelung

Anstelle, wie in den meisten Hybrid-Designs üblich, einer Transistor-Ausgangsstufe ein Röhren-Frontend voranzustellen, geht Thrax den umgekehrten Weg und verwendet ein Röhren-Design, bei dem die Ausgangsröhren durch Halbleiter ersetzt werden. Das ist in der Praxis nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Thrax verwendet einen mittlerweile nicht mehr erhältlichen Leistungs-JFET (keinen MOSFET!) mit einem Trioden-ähnlichen Kennlinienverlauf. Da dieses Bauteil nur eine bescheidene Spannungsfestigkeit besitzt, wird es mit einem Leistungs-MOSFET kaskadiert. Für eine Ausgangsleistung von 100 Watt im reinen Class A-Betrieb ist es normalerweise erforderlich, mehrere Ausgangstransistoren parallel zu schalten. Bei Thrax vertritt man allerdings der Meinung, dass die Parallelschaltung mehrerer Ausgangselemente – ganz gleich ob Röhren oder Transistoren – dem Klang eher abträglich ist. Deshalb arbeiten beim Heros nur zwei Ausgangselemente – jeweils bestehend aus JFET/MOSFET – im Push-Pull-Betrieb wie bei einem klassischen Röhren-Design auf einen Ausgangs-Übertrager. Da die Transistoren nur die vergleichsweise hohe Impedanz des Übertragers „sehen“, fließt an dieser Stelle nur ein vergleichsweise geringer Strom, so dass sich eine Parallelschaltung erübrigt.


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