Los geht es mit „Magnets Pull Through“ von Tortoise‘ gleichnamigen Debutalbum. Die am Anfang lärmend angeschlagene – nicht gezupfte – E-Gitarre steht sehr groß und enorm plastisch im Raum. Der erstreckt sich auch links und rechts von den Lautsprechern beziehungsweise nach oben. Überhaupt scheinen die schlanken Spendor mit der Abbildung an sich nichts mehr zu tun zu haben, so losgelöst davon klingt alles. Man wähnt sich bei der Session des Chicagoer Projektes mit dabei. Der hart angeschlagene Rand der Snare und der folgende Ausbruch des Basses sind dynamisch und laut genug, wenn auch nicht mit der letztmöglichen Wucht. Was anderes, Propellerheads im Duett mit Shirley Bassey mit „History Repeating“ von der Decksandrumsandrockandroll. Das Stück mit Orgel, monotonem Bass und der großartigen Stimme von Shirley Bassey kommt mit Live-Charakter und viel Schub im Bass, der einen Schuss Fülle mitbringt. Dieser Bass ist so körperlich und substanziell, dass man die letzte Trockenheit nicht vermisst. Elbtonal Percussion Live zaubert die Bühne ins Zimmer, das Anschlagen, Ausschwingen und Nachhallen der vielfältigen Schlaginstrumente ist ein Erlebnis. Auffällig ist das gute Auflösungsvermögen im Hochtonbereich. Die meisten Röhrenverstärker mit ECC82 in der Vorstufe habe ich in der Disziplin immer als minimal unsauber erlebt. Es geht zwar noch etwas aufgedröselter am oberen Ende – am unteren übrigens auch –, aber alles bleibt bemerkenswert sauber und durchhörbar. Ein noch in der Schublade liegendes Pärchen von Tungsol-Röhren beweist das glückliche Händchen der Mastersound-Entwickler mit der Röhrenwahl.
Auffällig ist die Ausgeglichenheit der Darbietung des Dueventi ohne Betonung eines Frequenzbereichs. Charakterlich ist er auf keinen Fall hell oder irgendwie analytisch, und Klangfarben gibt es im Überfluss. Jetzt halte ich aber mal ein wenig inne. Was die Beschreibung von Röhrengeräten immer so kompliziert macht, ist, dass man zwar dasselbe Vokabular benutzt, diese Geräte aber trotzdem anders als ihre transistorbefeuerten Kollegen klingen. Und hierfür ist der DueVenti ein Musterbeispiel. Er lässt Töne so unmittelbar und schnell in Gänze entstehen, wie das den meisten Geräten abgeht. Damit ist nicht die Geschwindigkeit oder Lautstärke gemeint, sondern eine große Selbstverständlichkeit, jeder musikalischen Änderung zu folgen, sie fast zu erahnen, bevor sie entsteht. Einen Ton an- und wieder abschwellen zu lassen oder eine Schwingung, die an sich gänzlich ausgeklungen ist, noch über eine fast sichtbare Luftbewegung im Raum weiter zu transportieren. Dazu kommt diese plastische Abbildung, die fast figürlich wirkt, eine Räumlichkeit, die die Lautsprecher zu Nebendarstellern degradiert, weil deren Grenzen aufgelöst scheinen. Man glaubt einfach viel besser zu verstehen, was einem der Musiker oder Komponist sagen will. Mag am ausgeprägten harmonischen Klirrspektrum liegen, ist aber an sich völlig nebensächlich, warum er so klingt. Bevor Sie jetzt denken, dass der gute Mann ja völlig drüber ist und eingewiesen gehört, hören Sie sich so ein Gerät einfach selbst mal an, sonst kann man das nicht richtig verstehen. Aber weiter geht‘s: Popmusik mit Ryuichi Sakamotos „Paradise Lost“ von der Illustrated Music Encyclopedia. Im Bass fehlt etwas Durchschlagskraft. Dafür flirren die begleitenden Instrumente und Synthesizer wie Schwebeteilchen sichtbar durch den Raum. Insgesamt wird es mir in diesem Moment aber etwas zu müde und langsam, etwas gedeckt, und die Grobdynamik kommt mir nicht das erste Mal eingeschränkt vor. Das kann nicht alles gewesen sein.
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