Die Verbindung mit dem iPhone 6S klappt dann auch völlig problemlos, vorausgesetzt man hat einen Lightning-auf-USB-Adapter zur Hand, für den Apple immerhin 35 Euro verlangt. Der Audeze EL-8 Closed Back Kopfhörer liefert zwar schon am Klinkenausgang des 6S eine völlig ausreichende Lautstärke, wählt man aber die Lightning-Schnittstelle samt DragonFly Black, klingt beispielsweise bei Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ die Bass-Drum deutlich realistischer. Und selbst bei dieser komprimierten Pop-Produktion sorgt der Audioquest-DAC für deutlich mehr Dynamik und Spielfreude. Und was den Pegel anbelangt, hat man noch jede Menge Luft nach oben. Noch deutlicher werden die klanglichen Meriten des DragonFly, wenn der Audeze LCD-X ins Spiel kommt: Direkt mit dem iPhone verbunden steht hier die Lautstärke schon fast am oberen Anschlag. Der Bass ist zwar fetter als beim EL-8, aber nicht besonders gut konturiert. Die Höhen wirken ein klein wenig rau. Da ist der eingebaute Verstärker des 6S wohl an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Solche Probleme kennt der schwarze DragonFly nicht. Wenn er Wandlung und Verstärkung übernimmt, groovt der Song wieder, rollt der Bass satt und trotzdem sauber, und die Becken kommen fein differenziert und strahlend rüber. So lassen sich die besondern Qualitäten des LCD-X zu einem großen Teil selbst mit einem Smartphone als Quelle genießen.
Mit dem ENIGMAcoustics Dharma D1000 ergibt sich ein ähnlicher Eindruck wie mit dem EL-8. Das iPhone kann den Kopfhörer mit einer Kombination aus Electret- und dynamischem Wandler mit ausreichend Pegel befeuern, ohne dabei klanglich gestresst zu wirken. Musikalischer Genuss stellte sich aber erst bei Verwendung des DragonFly Black ein. Der Dharma D1000 zeigt auch die Unterschiede zwischen dem roten und dem schwarzen DragonFly klar auf: Ersterer erzeugt bei Patrice Herals „Improvisation“ auf dem Album Le Concert Des Parfums die Illusion eines vor allem in der Höhe größeren Raums und hat die Bassmembranen des Dharma auch noch besser im Griff. Den tiefen Trommeln fehlte es zuvor zwar keinesfalls an Fülle. Aber der DragonFly Red verleiht dem Bassbereich mehr Definition und Akkuratesse. Dadurch wirkt die Wiedergabe insgesamt ein wenig schneller und offener. Bei komprimierter Rock- oder Popmusik sind die Unterschiede zwischen Schwarz und Rot zwar gut hörbar, für die Intensität des Musikgenusses aber nicht so entscheidend wie etwa die Spielfreude, die beide DragonFlys gleichermaßen vermitteln. Bei Aufnahmen jedoch, die beispielsweise wegen in der Stille verebbender Perkussionsinstrumente oder ihrer Klangfarbenfülle hohe Ansprüche an den Wandler stellen, ziehe ich den DragonFly Red eindeutig vor. Ein ganz klein wenig geringer sind die Unterschiede, wenn der LCD-X statt des Dharma D1000 mit den Audioquest verbunden ist: Hier beweist der rote DragonFly seine Überlegenheit in puncto Raumillusion und Feinzeichnung, den Bassbereich des Magnetostaten artikuliert aber der Black schon sehr ansprechend – wenn auch nicht ganz so präzise wie der Red. Auch für den Audeze EL-8 lohnt sich die Investition in den roten DragonFly: Im Vergleich mit dem schwarzen wirkt er vor allem lebendiger und spritziger. Mit dem Red hat macht die Musik einfach mehr Spaß!
Da keiner der genannten Kopfhörer mit meinem iPod mit altertümlicher 80-GB-Festplatte wirklich druckvoll musiziert, habe ich mal kurz probiert, ob dieser mit den DragonFlys kompatibel ist: Ist er nicht. Sobald ich auch nur den Stecker des sogenannten Camera Connection Kit in die 30-polige Buchse des iPod-Veterans stecke, meldet er im Display: „Dieses Zubehör wird nicht unterstützt.“ Dabei hatte ich den DragonFly noch nicht einmal mit der USB-Buchse verbunden. Es handelt sich also um eine Apple-interne Inkompatibilität.
Genauso problemlos wie mit dem iPhone arbeiten die DragonFlys mit einem iPad Air und einem MacBook Pro zusammen. Da auch diese beiden keine Class-A-Röhren-Kopfhörerverstärker hinter ihren 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen versteckt haben, machen sich die aufwändigeren Wandler und Verstärker der DragonFlys hier klanglich ähnlich positiv bemerkbar wie oben beschrieben. Da wäre es müßig, die Unterschiede zwischen den verschiedenen, aber in puncto Verstärker durchweg anspruchsvollen Kopfhörern am roten und schwarzen DragonFly noch einmal detailliert zu aufzulisten. Stattdessen lege ich die Messlatte einmal irrwitzig hoch und höre die beiden kleinen Wandler an meiner hochauflösenden Kette. Ja ich schrecke nicht einmal davor zurück, für den Anfang den analogen Stereo-Ausgang des MacBook über ein 3,5-Millimeter-Klinke-auf-Cinch-Kabel mit der Einstein-Vorstufe zu verbinden. Nun gut, man kann den ausgewählten Song erkennen, aber an den gewohnten Klang erinnert wenig. Die Musik plätschert ziemlich eindimensional und lustlos aus den Lautsprechern. Da macht sich die Investition von knapp 100 Euro für den DragonFly Black allemal bezahlt: Es gibt ein paar mehr Klangfarben, die Dynamik nimmt zu, und auch eine Anmutung des virtuellen Aufnahmeraumes taucht plötzlich auf.