Wie üblich benötigt auch der Veritas für die Zusammenarbeit mit Mac- oder Linux-Systemen keinen speziellen Treiber. In meiner Kette bezieht er seine Daten mal direkt vom Melco N1-A, mal über den dazwischengeschalteten Auralic Aries Femto. Das klappt ebenso wie die automatische Umschaltung der Abtastfrequenzen völlig problemlos. Was auffällt, ist die hohe Ausgangsspannung, bei 0 Dezibel, also ohne Lautstärkeabsenkung. Ebenso wie beim Mytek Brooklyn braucht man das Potentiometer von Einsteins The Preamp selbst für gehobene Laufstärken gerade mal auf neun Uhr aufzudrehen. Hier wäre – wie bei fast allen modernen Wandlern – weniger mehr.
Bei Toots Thielemans „Blues In The Closet“ vom Album For My Lady begeistert der Veritas mit fein differenzierten, warmen Klangfarben, jeder Menge Spielfreude und einem soliden Bassfundament. So macht der Song richtig Spaß! Bei Ravi Shankars unvermeidlichem „West Eats Meat“ gefällt vor allem die große, luftige Abbildung. Der Tieftonbereich erklingt voller Energie und dennoch bestens definiert. Die Ausdehnung der imaginären Bühne reicht zwar nicht ganz so weit in die Tiefe wie etwa beim mehrfach teureren Chord DAVE, lässt ohne diesen Vergleich aber absolut nichts vermissen. Ich mache mit den Test-Titeln erst einmal Schluss und tippe in der Albumliste in DS Lightning auf den ersten Song des Albums und genieße die abwechslungsreich instrumentierten Stücke der Reihe nach. Und dieses entspannte Hören bestätigt nur den ersten Eindruck: Zu den Schokoladenseiten des Veritas zählen die Farbigkeit und die Leichtigkeit der Wiedergabe in Verbindung mit einem grundsoliden Bassfundament. Trotz rhythmischer Spannung fließt die Musik ohne jeglichen Anflug von falscher Schärfe oder Nervosität.
Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf sich dieser Eindruck zurückführen lässt: Vielleicht hatte ich vom neuen Wandler-Chip einfach eine umwerfend andere Klangerfahrung erwartet, die er natürlich nicht hervor zaubern kann, oder der Veritas braucht einfach ein paar Tage Aufwärmzeit, bis seine enormen Fähigkeiten vollständig zutage treten. Nach zwei, drei Tagen möchte ich den Resonessence nicht mehr missen, sein Klang zieht mich mehr und mehr in seinen Bann: Hier und da entdecke ich nun ein Detail mehr, mal schillert eine Klangfarbe kräftiger, dann wieder gibt es einen Hauch mehr Luft um die Instrumente, als ich das in Erinnerung hatte. Hier geht es um subtile Verbesserungen, denn was der Mytek Brooklyn zu bieten hat – und was ich daher in letzter Zeit meist gehört habe –, bewegt sich schon auf sehr hohem Niveau. Enorme klanglich Unterschiede gibt es selbst zwischen einem Boliden wie dem Merging Nadac mit dem Anima-Server und dem Mytek mit dem SBooster-Netzteil nicht. Man sollte die marginalen klanglichen Vorteile des Veritas gegenüber dem Brooklyn, auch wenn sie keinesfalls über Gut und Böse entscheiden, keinesfalls unterbewerten. Zumindest bei meinem Vorserienmodell sind klanglichen Unterschiede zwischen den beiden genannten Wandlern kleiner als die beim Veritas zwischen nativer Wiedergabe und Upsampling. Alle beschriebenen positiven Erfahrungen habe ich gemacht, als das Upsampling deaktiviert war. Für meinen Geschmack klingen sowohl das Minimum-Phase- als auch das Apodizing-Filter eindeutig schlechter.
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