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Chord DAVE, Teil 1

18.01.2016 // Dirk Sommer

Wer sich schon einmal mit einem Wandler von Chord beschäftigt hat, weiß, dass Rob Watts bei der Entwicklung seinen ganz eigenen Weg verfolgt. In seinen Lösungen werden Sie keinen Standard-Chip-Satz finden, selbst im sehr kompakten und erschwinglichen Mojo übernimmt ein FPGA oder Field Programmable Gate Array die Wandlung. Bei seinem Besuch in Gröbenzell versorgte Rob Watts den Kollegen Roland Dietl mit so viel Informationen zu seiner neusten Entwicklung, dass wir beschlossen haben, der Wandlertechnik des DAVE einen eigenen Artikel zu widmen, weshalb wir nun direkt zu den klanglichen Leistungen des „großen“ Chord kommen.

Gleich nach der Rückkehr in heimische Gefilde verband ich den DAVE mit dem USB-Ausgang des Auralic Aries Femto, dem Netz und einem symmetrischen Eingang des Einstein. Bevor ich den Chord-D/A-Wandler das erste mal genauer anhörte, hatte er zwei Tage im Dauerbetrieb absolviert. Danach half er dann bei einigen Experimenten mit der Einrichtung meines Hörraums: Nachdem der iMac ja dank des Melco NAS als Datenspeicher und -zuspieler ausgedient hatte, überprüfte ich, welchen klanglichen Einfluss er an seinem angestammten Platz zwischen den Lautsprechern kurz vor einem CD-Regal an der Rückwand des Raumes hatte: Er schränkte die Tiefe der imaginären Bühne ein gutes Stück ein. Selbst die Breite der Abbildung profitierte von der Verbannung des iMac aus dem Zimmer. Wohl auch dank des DAVE schwelge ich – die entsprechende Aufnahme vorausgesetzt – nun in ungemein plastischen, dreidimensionalen Darstellungen des musikalischen Geschehens.

Der satte, polierte Potiknopf und die vier Tasten erlauben eine einfache Eingangswahl sowie eine ebensolche Navigation im übersichtlichen Bedienungs-Menü
Der satte, polierte Potiknopf und die vier Tasten erlauben eine einfache Eingangswahl sowie eine ebensolche Navigation im übersichtlichen Bedienungs-Menü

Beim Besuch eines Freundes wechselte ich dann doch einmal zurück zum Hugo TT, der auch beständig am Netz hing und für mich – wie Sie gewiss mitbekommen haben – einige Monate lang das Maß der Dinge war. Der Klangcharakter der beiden Chords unterscheidet sich erfreulicherweise nicht. Aber der DAVE bietet einfach von allem etwas mehr: mehr Weite im – imaginären? – Aufnahmeraum, mehr, oder besser: kräftigere und noch differenziertere Klangfarben, mehr Schwärze in stillen Passagen, mehr Druck bei Impulsen und mehr Dynamik. Dabei sticht keines der erwähnten Kriterien hervor, und die Wiedergabe des Hugo TT scheint im Vergleich auch nicht den geringsten Mangel aufzuweisen. Der DAVE musiziert wie gesagt sehr ähnlich, aber einfach auf einem noch höheren Niveau. Und das will man auf keinen Fall wieder verlassen. Deswegen habe ich die wenigen im neuen Jahr verbleibenden Tage, bevor der DAVE ins Fotostudio umziehen und dann die Rückreise antreten musste, auch fast ausschließlich mit ihm in den inzwischen über 1500 gerippten CDs nach vergessenen Testscheiben gesucht.

Von Airto Moreiras Däfos besitze ich die Reference-Recording-LP und eine CD-Ausgabe von RYCO. Früher habe ich oft das Perkussions-Spektakel „The Gates of Däfos“ zur Überprüfung der dynamischen Fähigkeiten einer Komponente herangezogen, in einer ruhigen Stunde hörte ich die Scheibe aber mal wieder von Anfang an. Und schon lange vor dem Test-Klassiker stand fest, dass sich das Impulsverhalten und die Raumabbildung des DAVE auf absolutem Top-Niveau bewegen. Überrascht und beeindruckt hat diesmal „Psychopomp“, ein Stück bei dem ein aus einem Aluminiumrohr und tiefen Flügelsaiten konstruiertes, eigenwilliges „Instrument“ mit Tonabnehmer, Volumenpedal und kräftigen Subwoofern für zuvor in meinem Hörraum nie erlebte Tieftonenergie sorgt. Da musste ich dann doch einmal hören, was der Hugo TT daraus macht: Er belässt dem Raum erfreulicherweise fast seine gesamte Tiefe, reduziert aber minimal seine Breite. Das tiefe, durch kontrollierte Rückkopplungen zuvor beängstigend wirkende Grollen hat einen kleinen Teil seines Schreckens verloren. Der Effekt lässt sich nur schwer an Hifi-Kriterien festmachen, aber emotional reicht die Wiedergabe des Hugo TT an die des DAVE einfach nicht ganz heran. Der „große“ Chord sorgt für mehr Gänsehaut. Da verschwende ich nicht einmal einen Gedanken daran, zum Vergleich die LP aus dem Regal zu ziehen.

Alle nötigen Einstellungen lassen sich auch mit Chords Systemfernbedienung vornehmen
Alle nötigen Einstellungen lassen sich auch mit Chords Systemfernbedienung vornehmen


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