Sie merken schon, hinter jedem der aufgezählten Erschwernisse stehen weitere Aufgabenstellungen. Denen hat sich Michael Sombetzki bei der Projektierung seines Konzeptes – so viel sei schon mal verraten – erfolgreich gestellt: Nämlich einen Elektrostaten zu entwerfen, der für den Nahbereich perfektioniert, trotz geringer Abmessungen ein vollwertiges transparentes und überaus natürliches Klangbild nachbildet. Ein wesentlicher Baustein für die Realisierung der im Lastenheft festgelegten Leistungen, ist die von ihm genutzte extrem dünne Polyesterfolie. Statt eines üblichen 6 - 12 Mikrometer starken Materials, besitzt das Bauteil im ESL Home eine Stärke von 1,5 Mikrometer (= 0,0015 mm). Bei meinem Besuch hatte ich Gelegenheit, die Membrane „anzuheben“, haptisch lag das „Gewicht“ an der Grenze der Wahrnehmung, oder in Zahlen ausgedrückt sie ist 0,3 Gramm leicht. Leitfähige Kunststofffolien in dieser Dimension wurden bisher bestenfalls in elektrostatischen Kopfhörern eingesetzt, da die mechanische Arretierung einer größeren Fläche hohe produktionstechnische Risiken birgt. Der kurze Hörabstand von maximal 100 Zentimetern erlaubt außerdem den maßvollen Eingriff in den Frequenzgang, um dem Problem des akustischen Kurzschlusses gezielt zu begegnen.
Entstanden ist so ein Lautsprechersystem, dessen Elektronik in einem soliden MDF-Gehäuse Platz im Fuss findet. Jeweils ein Anschlussfeld für den Verstärker und die Stromversorgung befindet sich auf der Vorder- respektive Rückseite, wobei das ungenutzte Terminal mit einer Abdeckung versehen ist. Aus diesem Fuss ragt ein verchromtes Stahlrohr, an dessen Ende der eigentliche Wandler befestigt ist. Sowohl die Höhe als auch die Neigung des 50 mal 30 Zentimeter großen Schallelementes kann individuell auf einen Hörplatz eingestellt werden – Skalen helfen bei der korrekten Justage. Und die ist wichtig, gilt es doch, die Elemente genau auf den/die Hörer/in auszurichten. Der optimale Hörabstand beträgt 60 bis 80 Zentimeter, wobei die flachen Strahler gleichwinkelig eingestellt werden sollen. Eine Wand beziehungsweise. festes Mobiliar im Rücken des Musikliebhabers beeinflusst das musikalische Ergebnis positiv.
Im Hörraum von Michael Sombetzki waren diese Voraursetzungen natürlich schon erfüllt. Ruhige Töne, zugespielt von einer Festplatte, perlten während des Vorgespräches im Hintergrund aus den Lautsprechern. Der Raum war angenehm, wenn auch ein wenig diffus von Musik erfüllt. Das änderte sich schlagartig, sobald der Platz auf dem Hörplatz eingenommen wurde. Das Klanggeschehen rastete so intensiv ein, dass ich auf ein entsprechendes mechanisches Geräusch wartete. In dieser Position war darüber hinaus der Schalldruck deutlich höher, so dass aus Hintergrundmusik eine Hörsession wurde.
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